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USA: Wahlkampf und Fake News

USA: Wahlkampf und Fake News  | Bild: WDR

Was ist Fake? Was ist echt? Wie gefährlich sind immer realistischer wirkende Fakes und Falschinformationen für die US-Wahlen? Und damit auch für die Demokratie? "Die Bedrohung ist groß. In diesen polarisierten Zeiten sind wir anfällig für Desinformationen. Dazu kommt jetzt Künstliche Intelligenz", erklärt Lindsay Gorman. Sie hat die Biden-Regierung zu technologischen Entwicklungen und nationaler Sicherheit beraten. Jetzt arbeitet sie für eine Denkfabrik. Sie zeigt mir, dass es nicht immer leicht zu unterscheiden ist, was echt ist und was nicht: "Das ist eine faszinierende Kampagne aus diesem Sommer. Hier werden eine Reihe von Techniken eingesetzt, um eine falsche Botschaft zu vermitteln: Nämlich, dass Taylor Swift Trump bei der Wahl unterstützt."

Georgia: wichtiger Staat beim Rennen um das Präsidentenamt.
Georgia: wichtiger Staat beim Rennen um das Präsidentenamt. | Bild: WDR

Auf seinem Social Media-Account postete Trump die Bilder und schrieb dazu: I accept! Ich akzeptiere. Das Besondere: Ein Bild, nämlich dieses, ist schnell als unecht zu erkennen. Anders sieht es bei weiteren Fotos aus, die er von anderen Usern teilt. "Das ist Künstliche Intelligenz?" "Das ist KI! Diese beiden Frauen hier vorne sehen sich verblüffend ähnlich: Gleiche Brille, gleiche Frisur. Im Hintergrund sieht man Flaggen, die vermutlich amerikanische sein sollen. Aber wenn man sich die Flaggen genau ansieht, erkennt man, dass sie keine Landesfahnen sind. Aber dieses Bild, das direkt daneben steht, stammt von einer echten Kundgebung in Wisconsin. Das ist eine echte Trump-Unterstützerin. Wenn dieses Bild neben dem anderen steht, verleiht das den von der KI generierten Bildern Glaubwürdigkeit", sagt Lindsay Gorman.

Und zwar so viel Glaubwürdigkeit, dass Taylor Swift auf Trumps Post reagiert. Nach der TV-Debatte schreibt sie auf Instagram: "Es hat bei mir Ängste in Bezug auf Künstliche Intelligenz und die Gefahren der Verbreitung von Fehlinformationen geweckt. Ich habe beschlossen, als Wählerin sehr transparent über meine tatsächlichen Pläne für diese Wahl zu sein. Der einfachste Weg, Fehlinformationen zu bekämpfen, ist die Wahrheit". Taylor Swift stellt klar: Sie wolle Kamala Harris wählen.

Die Fake News von der manipulierten Wahl

Der US-Bundesstaat Georgia. Besonders umkämpft bei den Präsidentschaftswahlen. Bei der letzten Wahl verbreiteten sich Gerüchte zu den Wahlmaschinen, die hier eingesetzt wurden, wie ein Lauffeuer durchs Netz. Auch weil Donald Trump und seine Verbündeten diese teilten und behaupteten, unter anderem die Maschinen hätten Trump um seinen Wahlsieg gebracht. Dafür gibt es laut offiziellen Untersuchungen keine Beweise. Joseph Kirk ist in seinem Landkreis dafür verantwortlich, dass die Wahl korrekt abläuft. Fake News zur manipulierten Wahl will er entkräften. Er nimmt uns mit in einen besonders gesicherten Raum, den wir ohne ihn nicht betreten dürfen. "Ich dürfte hier alleine nicht rein?"

USA: Er setzt auf Transparenz in Georgia: Wahlleiter Joseph Kirk.
USA: Er setzt auf Transparenz in Georgia: Wahlleiter Joseph Kirk. | Bild: WDR

Zutritt verboten, denn: Hier hebt der Landkreis die Maschinen auf, an denen die Amerikanerinnen und Amerikaner im November wählen. Dass Joseph mich mitnimmt, hat einen Grund: Er will das Vertrauen in den Wahlprozess stärken – durch Transparenz. Ich darf im Trainingsmodus abstimmen. Schritt 1: Auswahl der Kandidaten, die auf meinen Stimmzettel gedruckt werden sollen. Gewählt habe ich damit noch nicht. "Das war es?" "Ja, jetzt kannst du noch einmal alles kontrollieren und korrigieren", sagt Joseph Kirk. Schritt 2: Die eigentliche Wahl: Meine fiktive Stimme zählt erst, nachdem der Zettel gescannt und damit meine Stimme registriert wird. Sie liegt dann digital und auf Papier vor. So kann kontrolliert werden, dass die Maschine keinen Fehler macht. "Ich glaube nicht, dass wir jemals einen so transparenten Prozess hatten. Und wir arbeiten weiter daran, ihn zu verbessern. Wer Bedenken hat, kann kommen und sehen, wie alles funktioniert", erzählt der Wahlleiter.

Das soll Falschinformationen vorbeugen. Denn: Diesmal säht Donald Trump schon vor der Wahl Zweifel und droht Wahlaufsehern und -helfern. Wer sich skrupellos verhalte werde "aufgespürt, gefasst und strafrechtlich verfolgt". Panik-Knöpfe im Wahllokal, Trainings für den Fall einer Bombendrohung – so bereitet Joseph seine Mitarbeiter vor: "Da ist diese Angst, dass jemand seine Frustration rauslässt, Menschen verletzt. Deshalb haben wir Pläne mit der Polizei aufgesetzt. Darüber kann ich aus Sicherheitsgründen nicht im Fernsehen sprechen, aber wir denken viel über "Was wäre, wenn" nach."

Gefahren aus dem Ausland?

Georgia steht als Swing State im Fokus. Bei der letzten Präsidentschaftswahl gewann Joe Biden mit gerade einmal 11.779 Stimmen vor Donald Trump. Das machte ihn weltberühmt: Brad Raffensperger, Republikaner und verantwortlich für die Zertifizierung des Wahlergebnisses in Georgia.  Bekannt wurde dieser von der Washington Post veröffentlichte Telefonanruf von Trump an Raffensperger: "Was jetzt, Brad? Wir haben die Wahl gewonnen. Es ist nicht fair, sie uns auf diese Weise wegzunehmen. Alles, was ich tun möchte: Ich will 11.780 Stimmen finden", sagte Donald Trump damals. Raffensperger stellte sich quer, obwohl er Republikaner ist. Aufklärung ist auch für ihn das wichtigste Instrument gegen Fake News. Und: Er sieht noch eine weitere Gefahr – im Ausland. "Wie groß sind die Bedrohungen?" "Ich denke: Ziemlich groß. Es gibt eine Menge Leute, die uns aus irgendeinem Grund nicht mögen", sagt er.

Zum Beispiel Russland. Die US-Regierung beschuldigt den Kreml, mit gezielter Desinformation die Wahl beeinflussen zu wollen. "Ich denke, das übergeordnete Ziel ist nicht nur sicherzustellen, dass eine Person gewählt wird oder jemand anders nicht, sondern insgesamt Misstrauen zu säen und unsere Demokratie zu schwächen. Für Russland zum Beispiel ist das das Hauptziel", erklärt Lindsay Gorman. Desinformationskampagnen angefeuert aus dem In- und Ausland. Wie gefährdet ist die US-Demokratie? "Unermesslich! Wenn man sich die Zahlen in Bezug auf das Vertrauen in unsere Medien und Demokratie ansieht, stehen wir in den Vereinigten Staaten nicht gut da. Und nicht nur hier. Wir erleben autokratische Umschwünge auf der ganzen Welt", sagt sie.

Aber es habe sich gezeigt: Wer vorgewarnt ist, fällt weniger auf Fake News herein. Deshalb seien Aufklärung und Transparenz die wichtigsten Waffen gegen Falschinformationen.

Autorin: Sarah Schmidt / ARD Washington

Stand: 15.09.2024 20:42 Uhr

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