So., 02.06.13 | 19:20 Uhr
Das Erste
Frankreich - Gewalt von rechts
Rechter Nihilismus
In der Schwulenhochburg, im Pariser Viertel Marais, sieht man heute glückliche Gesichter. Gerade wird die erste Schwulenhochzeit live im Fernsehen übertragen. Cedric und seine Freunde verfolgen die Zeremonie auf dem Handy.
Nur wenige Minuten dauert der Akt – der Frankreich spaltet.
Deshalb kämpfen Cédric und seine Freunde gegen schwulenfeindliche Parolen die jetzt überall auftauchen.
Deutlicher hat sich die Teilung Frankreichs wohl noch nie gezeigt.
Im Glamour der Filmfestspiele von Cannes wird ein französischer Film geehrt, der die Liebe zweier junger Frauen zeigt.
Die realistisch abgefilmten Erotikszenen sind so intensiv, dass selbst die Filmbranche darüber spricht. Frankreich zeigt sich von seiner liberalsten Seite.
Zur selben Stunde in Paris. Aus ganz Frankreich sind sie angereist, um erneut gegen die Homo-Ehe zu demonstrieren. Familien kommen in Bussen und Sonderzügen, Katholiken verzichten auf den Sonntagsgottesdienst, konservative Politiker marschieren mit dem rechtsextremen Front National und anderen militanten Gruppen. Am Abend dann: gewalttätige Ausschreitungen.
Tränengas und Schlagstöcke bestimmen die Straßen von Paris.
Ihr Gesicht wurde zum Sinnbild des konservativen Widerstands. Frigide Barjot, 51, von Beruf Kabarettistin. Sie machte sich zur Sprecherin der Bewegung. Ihr Symbol: - die bunten Zeichnungen von Papa, Mama, Kinder. Und damit ist auch schon alles gesagt: Allein die traditionelle Familie will sie schützen – und ist sich darin einig mit allen konservativen Franzosen.
Wer vom Bild der bürgerlichen Familie abweicht, den verdammen sie. Mit allen Mitteln, wollen sie das verhindern.
Die Kinder wollen sie schützen, brandmarken aber alle Kinder, die in anderen Familienverhältnissen geboren oder aufgezogen werden.
Und die Bewegung radikalisiert sich. Fundmentalistische Christen, Rechtsextreme und gewaltbereite Demonstranten – die reaktionären Kräfte formieren sich. Immer öfter geht es auch um eine Abrechnung mit der Politik von Francois Hollande.
Von den demokratisch gewählten Parteien, fühlen sie nicht mehr repräsentiert. Die Massenbewegung spaltet sich, radikale Untergruppen entstehen., wie zum Beispiel der printemps francais - der französische Frühling. Die Anführerin: Beatrice Bourges, eine Unternehmerin. Eine Radikale, die den Widerstand fortsetzen will- mit allen Mitteln.
Gesetzesübergreifend, will sie kämpfen und überholt mit ihren Ideen den rechtsextremen Front National. Mit welchem Erfolg, bleibt ungewiß.
Die französische Revolution hat vor 200 Jahren die Gleichheit für alle gefordert. Und immerhin: Auch heute steht eine deutliche Mehrheit der Franzosen für dieses Ideal und für die Homoehe.
Autorin: Ellis Fröder, ARD Studio Paris
Stand: 15.04.2014 11:16 Uhr
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