So., 12.10.14 | 19:20 Uhr
Das Erste
Syrien/Türkei: Kämpfe in Kobane - Proteste der Kurden
Die Terrormiliz IS versucht seit Tagen, die syrische Stadt Kobane, direkt an der Grenze zum Nato-Mitglied Türkei einzunehmen. Kurdische Kämpfer halten die Stadt -- noch. Die Kurden hoffen auf Hilfe seitens des Westens, vor allem der Türkei. Doch Ankara greift nicht in den Konflikt ein. Das hat in den vergangenen Tagen heftige Proteste von Kurden in der Türkei hervorgerufen, die sich im Kampf gegen die IS im Stich gelassen fühlen. Wir schalten zur Weltspiegel-Moderatorin Natalie Amiri an die türkisch-syrische Grenze.
Die nordsyrisch-kurdische Stadt Kobane: In den letzten Tagen hat sie Weltberühmtheit erlangt. Die Terrormilizen des selbst ernannten „Islamischen Staats“ scheinen die Stadt in einem tödlichen Würgegriff zu halten. Die kurdischen Verteidiger – geschätzt einige Hundert - kämpfen wohl letztlich auf verlorenem Posten gegen zahlenmäßig und an Waffen überlegene Angreifer - trotz Waffenhilfe aus der Luft, der von den USA angeführten Allianz.
Und die türkische Armee: Obwohl bewaffnet bis an die Zähne, sie sieht tatenlos zu. Sollte das Wahrscheinliche eintreten, und Kobane fallen, fällt mehr als eine zerbombte Stadt.
Wie aber steht es in Kobane? Der 24-ig-jährige Azad Osman Azad ist Kurde aus dem türkischen Edirne. Wir treffen ihn vor zwei Wochen an der Grenze. Er will nach Kobane und dort helfen die Stadt zu verteidigen. Er wirkt entschlossen. „Mit unseren Verwandten zusammen werden wir dort kämpfen und notfalls auch dort sterben!“ Zwei Wochen später treffen wir ihn überraschend wieder - im türkischen Grenzgebiet. Zunächst ist Azad unsere Begegnung unangenehm, doch dann erklärt er sich.. „Ich bin tatsächlich über die Grenze gegangen, um dort zu kämpfen! Die IS-Bande stand damals noch fünf Kilometer von der Stadt entfernt. Aber: Als sie in die Stadt kamen war ich schockiert! Sie hatten schwere und modernste Waffen aus russischer und amerikanischer Produktion!“
Bei den Verteidigern Kobanes hingegen seien Waffen und Munition Mangelware, sagt er. Täglich zieht es ihn nun an die Grenze. Der Fall der Stadt, er wird auch den Tod vieler Kameraden mit sich bringen. Da will er ihnen wenigstens nahe sein. „In Kobane wird es ein Massaker geben. Die IS wird keine Gnade kennen!“Azads einziger Trost: Er wird überleben. Doch: Sein Leben, es wird nie wieder sein, wie es vorher war…
Autor: Michael Schramm / ARD Studio Istanbul
Stand: 13.11.2014 13:14 Uhr
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