Mo., 30.03.09 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
Russland - Zurück zur Tauschwirtschaft
Die globale Wirtschaftskrise schlägt auch im Land von Öl und Gas zu: In Russland werden die Superreichen täglich weniger superreich, die Armen noch ärmer. Krisengewohnt, finden die Menschen ihren eigenen russischen Weg durch rasant steigende Preise und zunehmende Arbeitslosigkeit. Raus aus der Geldwirtschaft, rein in den Tauschhandel. Und dabei sind die Russen kreativ. So gibt es z.B. in den Fernsehshows unzählige Gewinnspiele. Als Preis früher: Handys, Fernsehen und anderen Hightech-Schnickschnack. Seit aber die Hauptpreise Salami und Käse und andere Lebensmittel sind, steigen die Einschaltquoten.
China - Das dicke Ende kommt noch?
Als Exportnation trifft die Chinesen die Krise mit leichter Verzögerung, doch Experten streiten: Sind die Chinesen auf lange Sicht die Verlierer oder die eigentlichen Gewinner der Krise. Die Devise der Politik dort: Abermilliarden werden in Förderprogramme zur Beruhigung der eigenen Bevölkerung gesteckt. Ganz unten, bei den Wanderarbeitern, da kam die Krise als erstes an. Ruhig schlafen können noch diejenigen, die fürs eigene Land produzieren, deren Auftragbücher sind bis Mitte des Jahres noch voll. Das dicke Ende, das fürchten die kleinen Unternehmer da unten aber, das kann auch noch bei ihnen ankommen.
USA - Die Krise ist angekommen
Sie spüren es schon heute, hautnah. Millionen Amerikaner verloren Haus und Hof. Im einstigen Wirtschaftswunderland hoffen viele Menschen auf ein Obama-Wunder. Riesige Zeltstädte sind die neue Heimat. Ganz unten angekommen, kann es eigentlich nicht mehr dicker kommen, oder? Jetzt schwappt eine Kreditkartenkrise über die hochverschuldeten Amerikaner. Eine Reportage aus einer Zeltstadt: Wie lebt es sich nur mit dem Nötigsten und wenn das Heim kein Schloss, sondern eine windige Plane ist?
Afrika - Ausverkauf im Kupfergürtel
Den letzten beißen immer die Hunde. Die wehrlosen Verlierer der Wirtschaftskrise werden die Afrikaner sein, so die düstere Prognose. Im Kupfergürtel von Sambia, einer reichen Rohstoffgegend so groß wie das Ruhrgebiet, ackert man seit 70 Jahren, um die Welt mit dem wichtigen Kupfer zu versorgen. Die großen Minen, sie gehören Kanadiern, Australiern, Schweizern und anderen Fremden, die Kumpel für die Knochenarbeit kommen von vor Ort. Jetzt bricht die Nachfrage ein, 15 000 der schlecht bezahlten afrikanischen Kumpel sollen als erste entlassen werden, eine ganze Speckgegend verrottet, denn investiert wird schon länger nicht mehr.
Asien - Die Gewinner der Krise
Allahs gute Banker: Sie haben nichts verloren, keinen Dollar. Die globale Krise geht an den muslimischen Banken spurlos vorbei. Denn islamische Gesetze wie die Scharia verbieten „vergiftete Kapitalanlangen" wie Derivate. Nicht mal Zinsen sind erlaubt, denn Zinsspekulationen gelten als verbotenes Glücksspiel. Weltweit soll das Scharia-Bankwesen rund eine Billion Dollar reich sein. Das haben auch hiesige Banken wie die Deutsche Bank oder die amerikanische City Group erkannt und beteiligen sich jetzt am gesunden muslimischen Finanzwesen. Wie man ohne Zinsen als islamische Bank trotzdem prächtig dasteht.
Wie die Krise die Welt verändert
Der "Weltspiegel" wagt sich auf Neuland: In einem filmischen Essay wird ein Blick in die absehbare Zukunft gewagt: Ist die Weltwirtschaftskrise das schlimmste, was die Welt in einem Jahrhundert durchmacht, steht allen der große Katzenjammer und die dicke Depression noch bevor? Wie verändert die Krise politische Strukturen und das globale Machtgefüge? Oder ist der Zusammenbruch alter, maroder Wirtschaftsstrukturen die Chance auf eine ganz neue, eine gerechte und andere Welt?
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