Mo., 03.10.11 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
Griechenland: Land unter:
Griechenland taumelt. Immer deutlicher wird, wie ganze Bevölkerungsschichten rasant verarmen und wie andere versuchen noch den schnellen Reibach zu machen. Da ist der Bauarbeiter, der durch die Krise arbeitslos wird und keine Arbeitslosenhilfe bezieht. Die Betreuung seines behinderten Sohnes kann er nicht mehr bezahlen und die Rente der Großeltern, die die ganze Familie mit ernährt, wurde gerade drastisch gekürzt.
Da ist der Yacht-Besitzer, der - um keine Steuern zu zahlen - sein Prachtschiff als Mietboot deklariert hatte. Und der jetzt, nachdem der Schwindel aufgefallen ist, noch schleunigst das Schiff verkauft, um seinen Gewinn einzufahren, bevor der Fiskus zuschlägt. Griechenland scheint ein Land zu sein, dem der innere Kompass abhanden gekommen ist.
Autor: Rüdiger Baumann, ARD Rom
USA: Klassenkampf von oben: Es ist ein einfacher Gedanke: Jeder Reiche sollte prozentual zumindest so viel Steuern zahlen, wie seine eigenen Angestellten. Doch diese Idee, die zuerst der Milliardär Warren Buffet und dann auch US Präsident Barack Obama öffentlich aussprachen, hat einen Sturm in den USA losgetreten. Das sei „Klassenkampf von oben" toben die Republikaner und noch mehr die Tea-Party Bewegung. Nach deren Ansicht befindet sich das Land unter der Führung der Demokratischen Partei auf dem direkten Weg in den Kommunismus. Eine absurd anmutende und dennoch reale Debatte im Kernland des Kapitalismus.
Autor: Klaus Scherer, ARD Washington
Japan: Die Mafia und das Trümmergeschäft: Tatsuya Shindo war ein „Yakuza". So werden Mafia-Mitglieder in Japan genannt. Ihr traditionelles Einsatzgebiet: Schutzgeld erpressen, Schulden eintreiben, Drogenhandel, Glücksspiel und Prostitution. Doch, so berichtet Tatsuya Shindo, seit dem Tsunami und der Atomkatastrophe machen die gefürchteten Yakuza noch ein anderes Geschäft: Die Trümmer-Entsorgung. Mehr als 6 Millionen Tonnen Schutt hat der Tsunami hinterlassen. Oft strahlender Schrott, der illegal und einträglich entsorgt wird. Ein Milliardenbusiness für die Mafia.
Tatsuya Shindo hat sich von der kriminellen Geheimgesellschaft abgewandt und ist heute Pastor. Seine Mission: Er will Yakuzas, die bereit sind die Organisation zu verlassen, wieder auf den Pfad der Tugend zurückführen.
Autor: Philipp Abresch, ARD Tokio
Libyen: Der Schatten Gaddafis: Immer noch wird in Sirte geschossen, die NATO fliegt nach wie vor Einsätze. Solange Oberst Gaddafi, der untergetauchte Diktator nicht gefunden ist, wird das Land nicht zur Ruhe kommen. Das meint Ahmed Omar Bani, der Sprecher der libyschen Rebellen und das wohl bekannteste Gesicht der Revolution. Mit ihm ist unser Korrespondent auf eine Reise durch Libyen gegangen, um zu erfahren, wie die Rebellen sich die Zukunft ihres eigenen und - so hoffen sie - bald vollständig befreiten Landes vorstellen
Autor: Matthias Ebert, ARD Kairo
Ägypten: Die stockende Revolution: Dem früheren ägyptischen Machthaber Mubarak wird der Prozess gemacht. Ende November wird es die ersten freien Wahlen geben - die Revolution im Land am Nil hat ihr Ziel erreicht. Richtig? Nur teilweise. An den oft katastrophalen Lebensbedingungen der Menschen hat sich bislang wenig geändert. Geringe Entlohnung, fehlende Sozialversicherungen, mangelnder Arbeitsschutz und nicht selten überhaupt keinen Job. Nur langsam bilden sich Gewerkschaften. Und wieder müssen junge Arbeiterführer gegen ein mafiöses Geflecht aus Staatsmacht und altem Apparat ankämpfen, um ihre Rechte durchzusetzen.
Autorin: Karin Feltes, ARD Kairo
Afghanistan: Der Kampf der Taliban-Aussteiger: Es war ein Anschlag auf die Hoffnung auf Frieden. Mitte September wurde der ehemalige afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani ermordet. Rabbani war zuständig für Versöhnungsverhandlungen mit den Taliban. Die Aussicht auf einen Frieden am Hindukusch schwindet immer mehr auch aus einem anderen Grund. Viele Taliban-Kämpfer, die die Waffen niedergelegt haben, weil sie auf ein Regierungsprogramm zur Wiedereingliederung vertraut haben, fühlen sich von der afghanischen
Führung verraten. Vergeblich warten sie auf die versprochen Jobs und auf soziale Unterstützung ihrer Familien. Manche Überläufer wollen wieder zurück in den Kampf - als Taliban.
Autor: Florian Meesmann, ARD Neu Delhi
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