SENDETERMIN Mo., 17.10.11 | 04:50 Uhr | Das Erste

Weltspiegel

Syrien/Türkei: Schlimmer als der Vater? - Der lange Arm des Diktators:

An der Grenze zu Syrien hat die Türkei inzwischen mehrere Flüchtlingslager eingerichtet. Die Stimmung ist angespannt. Die syrischen Flüchtlinge können nicht heraus, Journalisten nicht hinein. Dem Weltspiegel ist es vereinzelt trotzdem gelungen - mit versteckter Kamera. Hinter Zäunen, Mauern und Sichtblenden leben Kinder, die vielleicht nie wieder in ihre Heimat zurück können - und nur langsam neue Freunde in einer provisorischen Schule im Flüchtlingslager finden. Hier leben Menschen, die friedlich demonstrierten - ehe gezielt auf sie geschossen wurde; von Militärs, die erst ins Ausland desertierten und dann plötzlich doch wieder linientreu im syrischen Fernsehen auftauchten - freiwillig? Aber trifft das Team vom Weltspiegel aber auch einen Offizier, der sich absetzte, als die Schießbefehle kamen - und der jetzt versucht, aus dem Ausland die Oppositionsbewegung voranzutreiben. Er wirft Syriens Diktator Assad sogar den Einsatz chemischer Kampfstoffe vor. Baschar el Assad, so sagt er, sei noch schlimmer als sein Vater. Und ein anderer abtrünniger Militär fordert die Bewaffnung der sogenannten „Freien Syrischen Armee".

Indonesien: Padang hat Angst - Deutsches Bojen-Frühwarnsystem defekt:

Die Bevölkerung der Millionenstadt Padang auf Sumatra hat Angst. Nicht eine einzige der in Deutschland gebauten Tsunami-Warnbojen für Indonesien ist derzeit in Betrieb. Zu diesem ernüchternden Ergebnis kommen Recherchen unseres Korrespondenten. Die für das Tsunami-Warnsystem zuständigen indonesischen Stellen bestätigen, dass die acht vor Indonesiens extrem erdbeben- und tsunamigefährdeten Küsten installierten Bojen derzeit nicht funktionierten. Sie seien beschädigt oder aus ihrer Verankerung gerissen. Auch andere Warnbojen aus indonesischer oder amerikanischer Produktion seien nicht in Betrieb. Von 16 insgesamt installierten Bojen arbeite derzeit nur eine. - Das Frühwarnsystem wurde im November 2008, knapp vier Jahre nach der Tsunami-Katastrophe im Indischen Ozean, in Betrieb genommen. Bojen, Seismometer und Sensoren an der Oberfläche und auf dem Grund des Ozeans sollen Daten in ein Lagezentrum in die Hauptstadt Jakarta senden, von wo aus binnen Minuten Alarm gegeben werden kann. So soll mehr Zeit für Evakuierungen bleiben. An der Entwicklung des Systems waren neun deutsche Forschungseinrichtungen beteiligt, darunter das Geoforschungszentrum in Potsdam (GFZ) und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Den größten Teil der Projektkosten von rund 100 Millionen Euro trug Deutschland mit 45 Millionen Euro.

Autor: Robert Hetkämper, ARD-Studio Singapur

China: Erlaubt, doch nicht gewollt - Unabhängige Kandidaten: Mehr unabhängige Kandidaten als je zuvor wollen in diesen Tagen an den chinesischen Lokalwahlen teilnehmen. Theoretisch kann sich jeder Bürger auf die Wahllisten setzten lassen, wenn er zehn Unterstützerstimmen nachweisen kann. Praktisch aber schaffen viele noch nicht einmal diesen ersten Schritt, denn Lokalregierungen verhindern mit aller Macht Kandidaturen, obwohl die meisten der Kandidaten sich noch nicht einmal die herrschende Ordnung in Frage stellen, sondern sich nur für das Gemeinwohl einsetzen, gegen Korruption und Behördenwillkür kämpfen wollen. Damit allerdings stellen sie den autoritären Machtanspruch der kommunistischen Partei in Frage. - Yao Lifa ist seit vielen Jahren aktiv, einmal hat er es sogar schon in ein Lokalparlament geschafft. Dieses Jahr will er sich wieder als Kandidat aufstellen lassen. Er hat einen Leitfaden über die Wahlgesetze Chinas aufgestellt und informiert andere Bürger über ihre Rechte und ermutigt sie, sich aufstellen zu lassen. Der Preis, den er zahlt, ist hoch. Wochenlang steht er unter Hausarrest und wird von der örtlichen Regierung und Polizei schikaniert. Dann ist er plötzlich verschwunden. Wochenlang weiß seine Frau nicht, wo er ist. Auch sie wird rund um die Uhr überwacht, Zivilpolizei kontrolliert die Zugänge zu ihrer Wohnung, mit ausländischen Journalisten darf sie nicht sprechen. Sie ist gefangen im eigenen Haus, dennoch ist es dem Weltspiegel gelungen, sie zu besuchen und mit ihr zu sprechen. Ein Einblick in die Wahlwirklichkeit eines Landes, das freie Wahlen auf lokaler Ebene zwar per Gesetz garantiert, aber ständig dagegen verstößt.

Autorin: Christine Adelhardt, ARD-Studio Peking

USA: 'Pets 4 Vets` - Hunde heilen Veteranen: Im statistischen Durchschnitt begehen in den USA täglich 18 Kriegsheimkehrer aller Generationen Selbstmord. Zugleich wird in den USA alle acht Sekunden ein Hund getötet, meist vergast, weil sich kein neuer Besitzer für ihn findet. Warum also nicht die lebensmüden Veteranen und die ungeliebten Haustiere zusammenbringen? Es gibt mehrere Projekte, die so Mensch und Tier helfen wollen. Eines dieser Projekte hat der Weltspiegel besucht: „Pets 4 Vets" - Haustiere für Veteranen ist in Los Angeles aktiv. David war zweimal im Irak eingesetzt, ein überzeugtes Mitglied der Marines. Im Irak sind derzeit noch rund 50.000 Soldaten stationiert, bis Ende des Jahres sollen sie abgezogen werden. - Übrigens: Eine der vielen kleinen Veränderungen, die Präsident Obama bewirkt hat, jenseits großer Trommelwirbel, betrifft Selbstmörder in Uniform. Bisher bekamen deren Familien kein Trauerschreiben des Präsidenten. Er hat dies geändert. Sie seien eben nicht gestorben, weil sie schwach gewesen seien, argumentiert er. Sie seien im Dienst gestorben und verdienten Respekt - wie die anderen Gefallenen auch.

Autor: Klaus Scherer, ARD-Studio Washington

Kenia/Somalia: Hilfe am Horn von Afrika - Der Macher und die Flüchtlinge: Der gebürtige Äthiopier Henoc Ochalla, 39, ist so etwas wie der Bürgermeister von Dadaab, dem größten Flüchtlingslager der Welt. Dass die knapp 500.000 somalischen Hunger- und Bürgerkriegsflüchtlinge auf kenianischem Gebiet bald in ihre Heimat zurückkehren, glaubt kaum jemand. Die Menschen richten sich auf ein langes Lagerleben ein. Ochalla weiß das, und deshalb nimmt er jetzt das Heft des Handelns in die Hand. Als Logistiker, Bauunternehmer und Initiator eines 'Einwohnermeldeamtes` organisiert er das Leben im Lager, das mittlerweile schon die drittgrößte Stadt Kenias ist. Im benachbarten Somalia hungern nach UN-Angaben 3,7 Millionen Menschen. Insgesamt sind von der Hungersnot am Horn von Afrika 13 Millionen Menschen betroffen. - Zuletzt hatte Bundespräsident Christian Wulff mit einem Spendenaufruf für die Menschen in Ostafrika die diesjährige "Woche der Welthungerhilfe" gestartet. Der heutige 16. Oktober ist Welternährungstag, und der 16.10.1945 ist das Gründungsdatum der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO). Der Welternährungstag hat seitdem das Ziel, „Nahrung für alle" zum Menschenrecht zu machen. Fast 70 Jahre später ist die Menschheit noch immer weit von diesem Ziel entfernt.

Autor: Peter Schreiber, ARD-Studio Nairobi

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