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Italien: Carabinieri für "Made in Italy"

Italien: Carabinieri für "Made in Italy" | Bild: BR
Oberstleutnant Riccardo Raggiotti
Oberstleutnant Riccardo Raggiotti | Bild: BR

Unterwegs mit den Carabinieri – ihr Spezialgebiet: der Schutz von italienischen Lebensmitteln und Wein, Öl oder Schnaps. Konkret: wo "made in Italy" draufsteht, muss auch "made in Italy" drin sein. Oberstleutnant Riccardo Raggiotti kämpft für die Rechte der Verbraucher: "Allein Italien bekommt pro Jahr etwa sechs Milliarden Euro aus Brüssel – ein großer Batzen Geld, der die Landwirtschaft subventioniert. Wir müssen verhindern, dass diese Gelder von Betrügern veruntreut werden."

Herstellung von Tortellini
Herstellung von Tortellini | Bild: BR

Heute kontrollieren Raggiotti und sein Team ein kleines Familienunternehmen. Für jedes Produkt, das in diesem Lebensmittelladen verkauft wird, muss die Herkunft der Zutaten klar nachvollziehbar sein, auch bei solchen aus dem Ausland, wie Riccardo Raggiotti erklärt: "All diese Angaben auf dem Etikett sind grundlegend, denn es ist eine Art Ausweis des Produkts. Es ist wichtig, dass jeder Verbraucher in jedem Land über die Zutaten in seiner Sprache informiert wird."

Transparenz für die Verbraucher

Volle Transparenz für den Verbraucher. Neben dieser Anti-Betrugseinheit gibt es auch Lebensmittelkontrolleure der Carabinieri. Lebensmittel sind Italienern deutlich mehr wert als beispielsweise vielen Deutschen. "Made in Italy" soll deshalb mehr sein als nur ein Lippenbekenntnis, eine Qualitätsgarantie, wie Riccardo Raggiotti betont: "Wir schauen uns an, ob dieses Produkt das ist, als was es ausgewiesen wird. Wenn das Mehl bio sein soll, prüfen wir, ob es das auch wirklich ist. Wenn bei einer Analyse des Mehls dann herauskommt, dass es nicht bio ist, weil Pestizide darin gefunden werden, gelingt es uns nachzuvollziehen, dass dieser Keks auch mit diesem schlechten Mehl gebacken wurde."

Für den Chef der Firma ist gute Qualität ein Muss. Sonst, so Alessio Primavera, könne er seinen Laden gleich dichtmachen: "Für unser Familienunternehmen bedeutet 'Made in Italy', dass wir die unterschiedlichen Produkte und Zutaten, wenn möglich, direkt aus der Region kaufen."

Francesco Divella
Francesco Divella | Bild: BR

Gut 450 Kilometer Richtung Südosten in Apulien: hier in Rutigliano produziert Divella Pasta für den Weltmarkt; 250.000 Tonnen jährlich, zwei Drittel für den italienischen Markt – der Rest wird exportiert von USA bis Neuseeland. Divella importiert Weizen aus Arizona oder Australien. Der italienische Markt liefere nicht genug, wie Francesco Divella sagt: "Die italienische Weizenproduktion befriedigt nur etwa 60 Prozent der italienischen Nachfrage, denn die Pasta ist ein globales Produkt geworden. In Italien liegt der Konsum bei 25 Kilogramm pro Person im Jahr. Und der Konsum wächst auf der ganzen Welt. Ich wünsche mir, dass China einen Verbrauch von 150 Gramm pro Person, also gar nicht 25 Kilogramm pro Jahr hätte, dann würde das Produktionsvolumen explodieren. Italien bleibt aber weiterhin so groß wie es ist, der Stiefel, und ich kann noch keinen Weizen auf dem Meer anbauen!"

Seit Februar müssen sie auf ihren Verpackungen vermerken, wenn auch ausländischer Weizen benutzt wird, seit die italienische Regierung eine Art „made in Italy“-Gesetz verabschiedet hat. Mit Glyphosat behandelt, gentechnisch veränderter Weizen – die Italiener wollen das alles nicht hinnehmen, deshalb die Forderung nach klaren Regeln.

Divella aber findet, dass ihre Produkte von bester italienischer Qualität sind und damit "made in Italy": "Allem voran muss das Produkt in Italien produziert worden sein. Das machen wir. Eine Frage: Haben Sie je in Deutschland Kaffeeplantagen gesehen? Und doch gibt es deutschen Kaffee. Warum deutsch? Weil er aus Deutschland kommt? Nein, weil er dort geröstet und verarbeitet wird. Der Kaffee ist nur ein Beispiel. Aber diese Polemik wird früher oder später enden."

Strenge nationale Regeln

Carabinieri im Geschäft
Carabinieri im Geschäft | Bild: BR

Oberstleutnant Raggiotti weiß, Italien setzt strengere Regeln durch, als die EU verlangt. Das beklagen vor allem die großen Unternehmen. Doch er findet das gut. Als Verbraucher will er selbst entscheiden können, was er isst und was nicht. So soll es allen Verbrauchern gehen: "Die Welt der Lebensmittel kennenzulernen, hat bei mir persönlich das Bewusstsein für das, was ich esse, verändert. Früher habe ich nicht darauf geachtet, welches Olivenöl ich auf meinen Mozzarella gegeben habe oder aufs Steaks. Auch nicht welchen Mozzarella ich kaufe. Ich habe mir die Zutaten nie durchgelesen. Jetzt ist einkaufen zu gehen – auch mit meiner Frau – eine ständige Analyse und das macht auch Spaß."

Alessio Primavera hat geliefert und muss nun auf die Ergebnisse der Untersuchungen warten. Man ist, was man isst – sagen die Italiener. Und dafür nehmen Viele hier gerne strenge Regeln in Kauf.

Autorin: Ellen Trapp, ARD Rom

Stand: 27.08.2019 22:41 Uhr

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