So., 01.11.20 | 19:20 Uhr
Das Erste
USA: Das demokratische Gespann Biden - Harris
Die Entscheidung des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Biden für Kamala Harris als Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin wurde als sehr klug bewertet. Sie ist weder eine Gegenspielerin vom linken Rand der Partei noch ein Abbild Bidens selbst. Die Juristin Kamala Harris gilt als moderate Demokratin, erfahren im politischen Geschäft und als leidenschaftliche Kämpferin.
Harris will Amerikas erste Vizepräsidentin werden
"Halloween liegt hinter uns, nun soll auch der Spuk im Weißen Haus ein Ende haben, Trump bald Geschichte sein", verspricht Kamala Harris, Vizepräsidentschaftskandidatin der Demokraten. Die Senatorin aus Kalifornien kann beides: gewinnend lächeln und dabei Zähne zeigen: "Es ist Zeit, diesen sogenannten Führer loszuwerden, der nur Hass und Zwietracht gesät hat. Wir wollen die Nation wieder einen, deshalb wollen wir Joe Biden."
Im August holte Biden Harris an Bord. Sie sei bereit, mit ihm und für ihn zu arbeiten, gelobte die frühere Rivalin. Die 55-Jährige will Amerikas erste Vizepräsidentin werden. Als Tochter von Einwanderern kam Kamala in der liberalen Universitätsstadt Berkeley zur Welt. Ihre Mutter aus Indien, ihr Vater aus Jamaika, beide erfolgreiche Akademiker. Schwester Maja machte die Familie komplett. Gerechtigkeitssinn, Mut und Kampfgeist zeigte Harris schon im Kindergarten, erinnert sich Stacey Johnson-Batiste, Kindheitsfreundin von Kamala Harris: „Einer der Jungs warf zu Boden, was ich getöpfert hatte und es ging zu Bruch. Ich hab geweint und weiß noch, wie Kamala dazwischen ging, den Übeltäter zur Rede stellte. Der wurde so wütend, dass er ihr mit einem Stein auf den Kopf schlug, wo sie bis heute eine Narbe hat."
Vor allem bei den Schwarzen soll Harris punkten
Kamala und andere schwarze Kinder wurde mit einem Schulbus in die Grundschule einer weißen Wohngegend gebracht. Umstrittene Integrationsversuche – sie haben Harris geprägt. An ihrer Highschool erinnert ein Graffiti an die berühmte Schülerin. Hier wurde Kamalas Ehrgeiz geweckt. Sie studierte und machte als Juristin Karriere. Im rauen San Francisco wurde Harris zur Bezirksstaatsanwältin gewählt. Vor zehn Jahren kandidierte sie erfolgreich für das Amt der Generalstaatsanwältin in Kalifornien, war Justizministerin des großen Bundesstaates. Als langjährige Beraterin bis heute an Seite der Seite von Harris ist Debbie Mesloh: "Sie will weder als Softie noch als Hardlinerin gelten. Sie fordert kluge Ideen zur Kriminalitätsbekämpfung, einen frischen Blick auf das Justizsystem. Sie fragt, was hilft den Leuten, wie gewährleisten wir die Sicherheit?"
Vor allem bei den Schwarzen soll Kamala Harris punkten. Sie zeigt sich betont volksnah und verständnisvoll. Doch wegen ihrer Vergangenheit als Staatsanwältin muss Harris um die Stimmen der Afroamerikaner kämpfen. Etwa in Minneapolis, wo nach der Ermordung des Schwarzen George Floyd durch einen weißen Polizisten heftige Proteste der "Black Lives Matter"-Bewegung begannen. “Kamala Harris ist so was wie ein Bulle. Sie ist sehr für die Polizei. Für mich ist sie eine Art Republikanerin mit demokratischem Anstrich. Das macht mich wirklich nervös", sagt Ativistin Arianna Nason.
Doch für Joe Biden ist Harris die ideale Teampartnerin: politisch so moderat wie er verkörpert sie ein modernes Frauenbild und die Vielfalt Amerikas.
Joe Biden setzte mit ihr vor allem auf den Faktor Frau. Einige Beobachter sehen in Kamala Harris schon die nächste Präsidentin der USA – sollte Joe Biden gewählt werden und nicht die gesamte Legislatur im Amt bleiben wollen oder können.
Autor: Stefan Niemann
Stand: 01.11.2020 21:35 Uhr
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