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USA: Gestrandet an Mexikos Grenze

USA: Gestrandet an Mexikos Grenze | Bild: NDR

Die Mauer zwischen Mexiko und den USA war das populärste Wahlkampfversprechen von Donald Trump. Die bloße Erinnerung daran verdreht Cindy Andreade-Johnson den Magen vor Zorn. Die ehemalige Lehrerin in Brownsville, Texas sammelt Spenden und kauft Hilfsmittel für die vielen Migranten auf der anderen Seite der Grenze, im mexikanischen Matamorros. Cindy Andreade hat sich längst entschieden. Joe Biden ist ihr Kandidat. "Es ist ein aufwendiger Vollzeitjob, aber jede Hilfe ist willkommen. Und was mich motiviert ist einfach die Liebe zur Menschlichkeit, das haben wir gelernt: liebe deinen Nächsten. Wir sind alle gleich."
Cindy und ihr Mann Mike Johnson leben im texanischen Brownsville direkt an der Grenze. Noch mal vier Jahre Trump, wäre für die ehemaligen Lehrer ein Albtraum: "Es wäre sehr hart, das den Menschen da drüben zu erklären."

Am Grenzzaun vorbei, geht es über die Brücke nach Matamorros in Mexiko. Alles was sie dabeihaben, haben die Flüchtlinge bei ihnen bestellt und wird durch Spenden finanziert. "Ich bin hier, damit sie sich nicht vergessen fühlen und auch, um sie zu beraten", sagt Cindy Andreade-Johnson.

Langes Warten auf Anhörung oder Asylentscheid

Ein Frau und ein Mann stehen mit gepackten Einkaufstaschen vor einem Haus.
Cindy und ihr Mann Mike helfen im Camp für Migranten. | Bild: NDR

Im Camp warten 800 Migranten meist aus Zentralamerika auf ihren Asylentscheid, auf Anhörungen. Manche schon ein Jahr. Früher konnten sie das in den USA tun. Doch Trump hatte Mexiko mit Strafzöllen gedroht, wenn sie die Flüchtlinge nicht bei sich behalten. Cindy hofft, dass Biden das ändert, weil es gegen Menschenrechte verstoße: "Wir müssen sagen, das hier ist falsch. Die Politik muss sich ändern. Was ich hier lerne, kann ich politisch in den USA einsetzen, so kann ich hilfreich sein."

Gerade läuft wieder eine der täglichen Abschiebungen illegaler Einwanderer von den USA nach Mexiko. Die Nationalgarde schiebt Wache rund um das Camp. Die Situation an der Grenze ist gefährlich – hier operieren die Kartelle und wollen Geld mit Entführung und Menschenhandel verdienen.

Doch Caterin muss sich rauswagen, sie ist bereits im neunten Monat schwanger. Jeder Besuch beim Frauenarzt ist eine Nervenprobe. Ist der Fötus noch gesund? Ja, alles ist gut, alles bereit, die Geburt kann jetzt jeden Tag bevorstehen. Über den kurzen Moment der Freude legt sich schlagartig tiefe Sorge. Seit einem Jahr schlafe die 23-Jährige im Camp auf einer Matratze am Boden und der Winter steht bevor. "Ich hätte mir gewünscht, dass meine Tochter unter besseren Bedingungen zur Welt kommt. Mehr nicht. Aber es geht nicht. Hier werden wir warten und wir wissen nicht wie lange."

Die nächste Patientin wartet schon. Ärztliche Versorgung kommt hier nicht etwa durch staatliche Hilfen. Der kubanische Frauenarzt Ernesto Miguel, selbst einst Flüchtling, arbeitet jetzt für eine Hilfsorganisation, die sich durch Spenden finanziert: "Selbst wenn wir nicht helfen würden, sie würden weiterhin kommen. Es ist nicht zu verhindern. Was wir machen müssen, ist ihnen zu helfen. Sie nicht zurückweisen. Menschen die kritisieren wollen, davon gibt es viele. Von denen die helfen, wenige."
Catherin will legal in die USA einwandern. Ihr Fluchtgrund ist die hohe Kriminalität in Honduras. Das wird für einen positiven Asyl-Entscheid aber vermutlich nicht reichen.

Auf der anderen Seite des Rio Bravo, zurück in Brownsville, Texas, hat Jessica Puente ganz andere Interessen. Die Migration müsse gestoppt, mindestens gebremst werden. Und wenn es dazu eine Mauer braucht, dann ist das so: "Sie schützt uns nicht nur vor dem Drogenschmuggel. Es nimmt Ländern wie Mexiko die Möglichkeit, dass sie weiter nicht für ihr eigenes Volk sorgen und das wir ihren Job übernehmen sollen. Wir brauchen die Mauer."

"Wir müssen uns schützen"

Ein Frau steht vor einem hohen Stahlzaun.
Jessica unterstützt Trump.  | Bild: NDR

Jeden Tag geht die 46-Jährige für Donald Trump auf die Straße, um Flagge zu zeigen. Jessica ist in Mexiko geboren, jetzt ist sie US-Amerikanerin. Ihre Latino-Nachbarn stehen alle zu Joe Biden. Dabei ist sie sich sicher, dass viele ihre Werte gegen Abtreibung, zu viel Sozialstaat, und eben gegen ungeregelte Einwanderung teilen. Vor dem Wahllokal kämpft sie um weitere Unterstützer: "Es ist leider so, dass wir noch keine neuen Einwanderungsgesetze haben. Und so werden gute Menschen, die es vielleicht verdient hätten, draußen bleiben müssen. So lange wir noch keine Gesetzte für sie haben, müssen wir uns schützen."

Dann geht er los der Trump Auto-Corso. Jessica ist begeistert, die Latino-Stimme wird dieses Jahr besonders wichtig. Und neben Gegnern zeigen sich doch auch ganz viele Unterstützer: "Es ist so aufregend, wenn wir alle zusammen sind. Am Anfang bekamen wir viele Mittelfinger, aber mit der Zeit winken viele, die Daumen gehen hoch", sagt Jessica. Vier Jahre mehr Donald Trump, dass ist ihr Traum. Für den Traum der Zentralamerikaner in den Camps seien die USA einfach nicht zuständig.

Autorin: Xenia Böttcher

Stand: 01.11.2020 20:21 Uhr

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