So., 28.04.19 | 19:20 Uhr
Das Erste
USA: Trumps Schwiegersohn Kushner – der gnadenlose Immobilienhai
Er ist einer der engsten Berater des US-Präsidenten. In seinem Auftrag reist er durch den Nahen Osten und will sogar einen Friedensplan vorlegen. Jared Kushner war vorher ein Immobilen-Investor für die Firma seines Vaters, bekannt für seine dubiosen Geschäftsmethoden. Sabine Anton, eine deutsche Journalisten in New York, kann das belegen. Bis vor fünf Monaten wohnte sie in einem von Kushners Häusern in Brooklyn. Im November zog sie aus, genau wie zwei Drittel der Mieter, denn durch die rücksichtslosen Umbauarbeiten der Eigentümer hatte sie sich bedrängt gefühlt.
Lärm, Staub, Dreck, Vibrationen Tag für Tag, Sabine Anton dokumentiert die Belastung minutiös, Monat für Monat, zwei Jahre lang. Aber der neue Besitzer reagierte nicht auf Beschwerden. In den Apartments machen sich derweil "neue Bewohner" breit. Auch davon ist der Vermieter unbeeindruckt. Nachts filmt die Baby-Kamera der Nachbarn sogar eine Ratte neben dem Kinderbett. Sabine Anton und die anderen Mieter finden das sogar für New Yorker Verhältnisse extrem: "Hier ging es eindeutig darum nicht nur die Apartments zu renovieren, denn die waren ja frisch renoviert, wie man auch in den Vorher-Nachher-Bildern sieht, sondern es ging darum, die Leute rauszuschlagen, dass die wirklich ausziehen, damit man mit viel Gewinn verkaufen kann."
Westminster, eine Immobilienfirma der Familie Kushner, hatte das Multimillionen-Dollar-Objekt in Brooklyn gekauft. Das Familienunternehmen ist im Immobiliengeschäft besonders von New Jersey und seit einigen Jahren auch in New York und Baltimore aktiv. Vor dem Kushner-Hauptquartier in der 5th Ave protestiert eine Mieterinitiative zusammen mit einem Lokalpolitiker. Die Geschäftspraktiken der Kushners seien nicht nur unsozial, sondern in weiten Teilen auch illegal bis gefährlich. "Die Firma Kushner nutzt die Baumaßnahmen als Waffe, um Mieter aus ihren Apartments heraus zu schikanieren und die Wohnungen der Regulierung zu entziehen", sagt Richie J.Torres, Stadtrat in New York und Demokrat.
Gefälschte Bauanträge
Nicht nur die Entmietung und der Wiederverkauf von Apartments gehören zum Geschäftsmodell, Kushner führt die Stadt New York regelrecht vor. "Wir haben 80 gefälschte Bauanträge gefunden, in denen sie über den Anteil der mietpreisgebundenen Apartments gelogen haben. Außerdem hat die Firma Kushner 350.000 Dollar Strafe nicht gezahlt", sagt Aaron Carr von der Housing Rights Initiative.
Die Anwälte der Firma Kushner weisen das zurück, haben inzwischen aber 185.000 Dollar an die Stadt bezahlt. Bis vor zwei Jahren leitete Jared Kushner das operative Geschäft der Firma. Als er zum Vertrauten des Präsidenten im Weißen Haus wurde, zog Kushner sich aus der Geschäftsführung zurück. Seine Anteile besitzt er noch immer, profitiert somit weiterhin.
Windige Geschäftspraktiken auch in Baltimore
Die eigenen Interessen verfolgte Jared Kushner mit seiner Firma Westminster auch in Baltimore. Nachdem er vor sieben Jahren 5.500 Apartments und Reihenhäuser gekauft hatte, begannen seine Anwälte Mieter und sogar Ex-Mieter zu bedrängen. Kamiia Warren war eine der Betroffenen. Fünf Jahre lang verfolgte Westminster die alleinerziehende Mutter mit Zahlungsforderungen, obwohl sie längst ausgezogen war. 112 Mahnungen und Vorladungen über rund 5.000 US-Dollar hat sie über die Jahre bekommen, obwohl sie nachweisen konnte, dass sie ihren Mietvertrag ganz legal beendet hatte. Erst nach Jahren fand sie eine Anwältin und konnte die Verfolgung durch die Eintreiber Kushners stoppen. "Ich musste drei Kinder versorgen, habe Vollzeit gearbeitet und bin zur Schule gegangen. Ich hätte das niemals bezahlen können. Sie haben mein Gehalt gepfändet und mein Geld vom Konto genommen, mein gesamtes Geld. Ich fühlte mich besiegt und eingeschüchtert. Es hat meine Kreditwürdigkeit zerstört und ich dachte ich kann meine Träume nicht mehr verfolgen", erinnert sich Kamiia Warren.
Kushner-Ville (Kushner-Stadt) ist der neue Spitzname der Siedlung für Geringverdiener. Ihren Umsatz macht die Firma weitgehend durch Mieteinnahmen, die zum Teil durch Wohngeld der Stadt subventioniert werden. Ein Journalist aus Baltimore stößt bei seiner Recherche nicht nur auf Kamiia Warren, sondern auf Hunderte ähnlicher Fälle nach dem immer gleichen Muster: "Auf der Suche nach der Firma in der Gerichts-Datenbank, ist mein Computer fast explodiert. Es gab so viele Fälle. Seiten über Seiten. Da wurde mir klar, wie aggressiv die Firma gegen die Mieter vorgeht. Es war Jared Kushner, der sogar Geld aus Menschen quetschte, die längst ausgezogen waren", erzählt Alec MacGillis.
New York: Klage gegen Kushners Firma
In New York wehren sich die vertrieben Bewohner des Kushner-Hauses ebenfalls. Sabine Anton und 19 andere verklagen die Firma Westminster auf zehn Millionen Dollar. "Wir wussten von Anfang an, dass wir es mit Kushner zu tun haben. Dass der zum ultimativen New-Yorker Slum-Lord werden würde, war für uns sehr erstaunlich", sagt Sabine Anton.
Das Geschäftsmodell Slumlord ist für Jared Kushner derzeit ausgesetzt. Stattdessen mischt er im Weißen Haus mit. Statt New York und Baltimore heißt es jetzt Riad und Tel Aviv. Ob er mit seinen gewohnten Geschäftspraktiken aus der Immobilen-Branche auch in der Politik erfolgreich ist, wird sich zeigen.
Autorin: Christiane Meier, ARD-Studio New York
Stand: 28.04.2019 20:25 Uhr
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