Mo., 28.01.19 | 04:50 Uhr
Das Erste
Venezuela: Machtkampf spitzt sich zu
Sie sind zurück auf der Straße. Und sie fordern den Wandel. Er fordert das Regime um Präsident Nicolás Maduro heraus: Parlamentschef Guaidó: "Ich schwöre, offiziell die nationale Exekutivgewalt als amtierender Präsident von Venezuela zu übernehmen". Ein Machtkampf ist entbrannt.
Maduro-Gegner: "Wir laden ein zum Wandel"
Caracas, 20. Januar: Im Armenviertel Petare treffen sich Freunde, Aktivisten für den Wandel, Gegner des autoritären Präsidenten Maduro. Mehr als ein Jahr haben sie sich auf diesen Tag vorbereitet. Die Rückkehr auf die Straße steht bevor. Katiuska Camargo hat in den letzten Monaten viele Widerstandsbewegungen genau analysiert. "Wir setzen auf Strategien wie Menschenketten, unsere Sprache ist anders. Unsere Schlachtrufe sind nicht ablehnend, wir laden ein zum Wandel. Der gewaltfreie Weg ist das, was funktioniert", sagt Camargo von der Bürgerinitiative "Laboratorio Ciudadano".
Es soll anders laufen als 2017. Als friedliche Massenproteste in Straßenschlachten und über 400 Toten endeten. Noch einer Sache sind sie sicher. Für den Wandel braucht es diesmal mehr als einen Oppositionsführer. Der Umbruch muss aus einer Bürgerbewegung kommen. "Mit Juan Guaido als Parlamentspräsidenten ist die Hoffnung nach oben geschossen, aber genau da muss man vorsichtig sein", glaubt Camargo.
Juan Guaidó: charismatisch, aber unbekannt
Anfang Januar wird der charismatische, aber noch weitgehend unbekannte, Politiker Juan Guaidó zum neuen Parlaments-Chef gewählt. Der 35-Jährige hat das Talent zu einen, heißt es. Maduro aber, erkennt er als Präsidenten nicht an. Denn der hatte das Parlament entmachtet, Oppositionsführer ausgeschaltet, die Hälfte der Bürger boykottierte die Wahl.
Am 23. Januar beginnt die Demonstration beginnt. Katiuska schwört jeden Demonstranten ein: bleib ruhig: "Heute ist ein Tag des Friedens, gegen die Gewalt, ich zähle auf euch." Petare ist eigentlich eine traditionelle Hochburg der Maduroanhänger. Doch mehr und mehr Menschen strömen aus ihren Häusern auf die Straße. Selbst Katiuska ist überrascht: "Wenn das in Petare los ist, was geht dann erst in den anderen Vierteln ab?" Auch ehemalige Anhänger der Sozialisten wenden sich offen gegen Maduro. Katiuska will jeden einzelnen gewinnen, erst recht das Militär, nur mit ihnen kann die friedliche Revolution gelingen: "Männer, ihr seid entscheidend, um unsere verfassungsrechtliche Ordnung wiederherzustellen. Du fehlst uns, und du, und du."
Guaidó muss auch die Zweifler für sich gewinnen
Und es passiert tatsächlich. Juan Guaidó tritt auf die Bühne. Venezuela habe keinen Präsidenten mehr. Laut Verfassung müsse dann der Parlamentschef die Führung übernehmen. Unter dem Jubel Tausender erklärt sich Guaidó zum Übergangspräsidenten. Es gibt Zweifler. Auch Guaidó weiß, er muss all die für sich gewinnen, die bislang von der Regierung profitieren. Seine Strategie: Amnestie für alle Militärs und Funktionäre, die jetzt Neuwahlen ermöglichen: "Der Moment ist gekommen, ihr entscheidet, es ist Zeit sich auf die Seite der Verfassung zu stellen.“
Die Politik kämpft auf die eine Weise und Katiuska Camargo auf ihre. Du fehlst uns, bleibt ihre Botschaft auch heute an jeden Einzelnen. Schließlich brauche der Wandel seine Bürger und nicht allein einen Hoffnungsträger.
Autorin: Xenia Böttcher, ARD Studio Mexiko-Stadt
Stand: 13.09.2019 01:04 Uhr
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