So., 03.07.16 | 12:03 Uhr
Das Erste
Presseclub
Vor über einer Woche haben die Briten entschieden, nicht mehr zur EU gehören zu wollen. Und noch immer herrschen auf der Insel wie in Festland-Europa Schock und Planlosigkeit. In Großbritannien haben die Brexit-Befürworter viele ihrer Versprechen längst wieder abgeräumt. Unternehmen befürchten schwierige Zeiten, die Börsenkurse sind in den Keller gerauscht. Und viele Bürger fragen sich, ob sie durch Täuschung zu ihrem „Leave"-Votum verleitet wurden. Fassungslos sind die Briten auch, weil der Brexit-Frontmann Boris Johnson völlig überraschend erklärt hat, er wolle nicht Nachfolger von Premierminister Cameron werden und die schottische Regierung überlegt, die Bürger zu befragen, ob sie sich vom Rest der Insel lossagen wollen, um in der EU zu bleiben.
Auch in Brüssel wurden die EU-Spitzen kalt erwischt. Offenbar hatte niemand damit gerechnet, dass Großbritannien wirklich für den Brexit stimmt. Dementsprechend ratlos reagieren viele Politiker auf die Frage, wie Europa künftig mit Großbritannien umgehen sollte. Möglichst hart bestrafen, um rechtspopulistische Nachahmer in anderen Ländern abzuschrecken? Oder einen weichen Fall ermöglichen, weil die EU auch weiterhin auf gute Beziehungen und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem Königreich angewiesen ist?
Europas Krise reicht so tief, dass Einige bereits spekulieren, ob der Brexit nicht doch noch abgewendet werden könnte. Die Hoffnungen ruhen auf einem eventuellen Veto des schottischen Parlaments - oder dem millionenfachen Ruf der Briten nach einer neuen Abstimmung.
Wie hart trifft der Brexit Großbritannien? Wer soll das Land künftig führen? Wie sollte Europa mit dem Königreich umgehen? Und gibt es eine Hintertür, um den Brexit doch noch zu verhindern?
Darüber diskutiert ARD-Programmdirektor Volker Herres im "Presseclub" mit den Gästen:
Alexander Görlach, The European
Hans-Ulrich Jörges, Stern
Julie Kurz, ARD Studio London
Britta Sandberg, Der Spiegel