So., 11.09.16 | 12:03 Uhr
Das Erste
Presseclub
Eine Überraschung war es nicht mehr, trotzdem sitzt der Schock in Berlin noch immer tief. Bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern hat die AfD die CDU abgehängt. Und dass, obwohl viele AfD-Wähler gar nicht wollen, dass ihre Partei regiert. Trotzdem konnte sie ehemalige Anhänger aus allen Parteien für sich gewinnen. Zwei Hauptmotive haben die Wahlforscher erkannt: Protest gegen die etablierte Politik sowie die Angst, die Integration der Fremden könne unser Land kulturell und gesellschaftlich überfordern.
Bemerkenswert ist, dass viele Menschen die AfD wählen, obwohl es ihnen persönlich wirtschaftlich gut geht und sie keinen Kontakt zu Flüchtlingen haben. Nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern, in ganz Deutschland ist ein Jahr nach Beginn der Flüchtlingskrise das Misstrauen gegenüber der Bundeskanzlerin, gegenüber dem politischen System und den Medien stark gestiegen. Ein Teil der Bevölkerung fühlt sich von der angeblichen „Elite" nicht mehr repräsentiert und nicht richtig informiert.
Das kratzt besonders am Image von Angela Merkel. Bei der Generaldebatte im Bundestag diese Woche ging die in die Offensive. Merkel kämpft für ihre Politik und fordert, sich nicht von Angstmachern treiben zu lassen. Denn die Bundesregierung habe im vergangenen Jahr viel erreicht: Verschärfung des Asylrechts, Pakt mit der Türkei, ein neues Integrationsgesetz, mehr Geld für Wohnungen und Kitas.
Doch den Streit innerhalb der Union wird das nicht befrieden. An diesem Wochenende setzt die CSU mit ihrem Flüchtlingskonzept weiter voll auf Konfrontation: Eine Obergrenze soll her, die doppelte Staatsbürgerschaft abgeschafft werden. Und Parteichef Seehofer behauptet sogar: „Die Menschen wollen diese Berliner Politik nicht".
Was steckt hinter den Wahlerfolgen der AfD? Was erwarten die Bürger von der Politik? Und haben die Medien Politikverdrossenheit und Angst vor Flüchtlingen verstärkt?
Darüber diskutiert WDR Chefredakteurin Sonia Seymour Mikich im "Presseclub" mit den Gästen: Silke Burmester, freie Journalistin
Tina Hildebrandt, Die Zeit Thomas Schmid, Publizist Christoph Schwennicke, Cicero