So., 15.12.24 | 23:35 Uhr
Das Erste
Druckfrisch-Musiker des Monats: Fanny
Musiker des Monats Dezember wird die erste All-Female-Band der Rockgeschichte, die es geschafft hat, einen Deal bei einem Major-Plattenlabel zu bekommen. Tatatataaa: "druckfrisch" proudly presents: Fanny mit einem Auftritt im deutschen Fernsehen, der aus dem Jahr 1972 stammt, als es eben noch keine Frauenbands in der Rockmusik gab. David Bowie war ein großer Fan der Band, die sich um die die philippinischen Schwestern June & Jane Millington gebildet hatte. Ihre Texte entsprechen durchaus dem schlüpfrigen Bandnamen. Trotzdem (oder deswegen?) hatten sie es schwer. 1969 waren sie so frustriert vom misogynen Rockgeschäft , dass sie beschlossen, ein allerletztes Konzert in L.A. zu geben, bei dem sie dann allerdings von einem Konzernscout entdeckt wurden. Trotzdem verließ June, die von stetigen Anfeindungen genug hatte, 1975 die Band. Erst in diesem Jahr erschien eine Live-Platte, die ihren Auftritt im deutschen Fernsehen 1972 dokumentiert. Wir empfehlen energisch auch all die anderen Songs des Sets im Netz zu suchen. Bei uns behaupten die vier Damen, sie seien "Young and dump" auf der Suche. Oder wie es im Rock ’n’ Roll damals hieß: "I've gotta find me a superman / And when I get him in my bedroom alone / He'll never wanna go back home."
Begonnen hatte die Sendung mit einer Cover-Version eines Electronic-Klassikers "By this River", ursprünglich von Brian Eno in einer flirrend zurückhaltenden Version des deutschen Beat-Minimalisten Alva Noto und des ihm ehrbürtigen verstorbenen, japanischen Pianisten Ryuichi Sakamoto. Eigentlich nicht unbedingt die Musik, um positiv und kraftvoll hymnisch in eine Sendung hineinzuführen, aber erstens ist Weihnachten und was man "eigentlich" macht, kümmert "druckfrisch" bekanntermaßen eher wenig. Perfekter Soundtrack für die Vorspann-Pixel-Kunst von Aron Roos.
Ausschließlich aus textlichen Gründen entschlossen wir uns natürlich für "He Was The King" von Neil Young, der auf musikalische Weise genau das macht, was die in der Anfangs-Empfehlung gepriesene Doris Vogel lyrisch macht: Dem "King" ein unkonventionelles Denkmal zu setzten. Oder wie es Neil ausdrückt "The last time I saw Elvis, he was shooting at a coloured TV". Eine Handlung, zu der man sich angesichts des zur Kulturlosigkeit neigenden Fernsehprogrammes inzwischen öfters gedrängt fühlt. Alternativlos für diese Stelle in der Sendung.
Nach der Bestsellerliste geht es mit einem "druckfrisch"-Liebling weiter. Die Österreicherin Anja Plaschg, die sich Soap&Skin nennt und sich alle Fragen verbittet, was ihr Künstlername zu bedeuten hat, hat ein neues Album herausgebracht, das schlichtweg phantastisch ist, nur aus Coverversionen besteht, an die sich sonst niemand wagt (zum Beispiel "The End" oder "What’s Up" von den 4 Non Blondes). In "druckfrisch", das sie im letzten Jahr sogar mit einem legendär "verlorenen" Ein-Minuten-Auftritt beehrt hat, spielen wir das herzzerreißende "Mystery Of Love", im Original von Sufjan Stevens. Wie kann man nur so traurig sein.
Zum Schluss dann noch etwas 60ies-Avantgarde und weihnachtliche Wunscherfüllung. Manchmal überkommt es den "druckfrisch"-Realisator und er möchte im "Ersten" einen Song spielen, der mit einigermaßen hoher Wahrscheinlichkeit noch nie in einem öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramm gespielt wurde. Das dürfte für das Gesamtwerk von Captain Beefheart gelten, weshalb unser Realisator mit "Abba Zaba“ einen Weihnachtswunsch erfüllt und das 21. Jahr der führenden Literatursendung der ARD mit einem weiteren lyrischen Hochlicht beschlossen wird: "Song before song before song blues / Babbette baboon, / Two shadows at noon, abba zaba zoom.“ Und damit frohe Festtage und auf Wiedersehen 2025.
Andy Ammer
Titel | Interpret |
---|---|
By this River | Alva Noto / Ryuchi Sakamoto |
He Was The King | Neil Young |
Young and Dumb | Fanny |
Mystery of Love | Soap & Skin |
Abba Zaba | Captain Beefheart |
Stand: 16.12.2024 09:06 Uhr
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