So., 19.01.25 | 23:35 Uhr
Das Erste
Denis Scheck empfiehlt Elfi Conrad: "Als sei alles leicht"
Als allererstes heute möchte ich Ihnen den Roman "Als sei alles leicht" von Elfi Conrad vorstellen. Conrad erzählt darin vom Moment, wo der dünne Firnis der Zivilisation aufplatzt. Von Menschen in Extremsituationen, wo sich selbst Pfarrer in schwanzgesteuerte Triebtäter verwandeln. Und von der Erfahrung einer jungen Frau als Freiwild – von sexualisierter Gewalt, die allgegenwärtig ist. Mit ihrem spektakulären Romandebüt "Schneeflocken wie Feuer", in dem sie den Ausbruchsversuch einer jungen Frau namens Dora Anfang der 60er Jahre schilderte, wurde Elfi Conrad schlagartig bekannt. Nun geht sie in "Als sei alles leicht" eine Generation zurück und berichtet vom Schicksal von Doras Mutter Ursula am Ende des Zweiten Weltkriegs. Wie Millionen Deutscher muss Ursula aus Schlesien vor der Roten Armee flüchten. Während die Welt um sie durch die Bombenangriffe der Alliierten in Trümmer versinkt, kommt Ursula ihr Glaube an den Endsieg und Adolf Hitler als den größten Feldherrn aller Zeiten abhanden. "Das Wort Flüchtling hat einen bösen Klang", überlegt sie. "Es klingt nach Untermensch, Asozialer, Fremdrassiger. Wörter, die plötzlich grausam wirken. Jetzt sind sie die Ausgestoßenen und die anderen die, die nichts mit ihnen zu tun haben wollen."
Elfi Conrad feiert in diesem Jahr ihren 80. Geburtstag. Ihr blutjunger und sehr zeitgemäßer Roman "Als sei alles leicht" erinnert daran, dass rape culture in Deutschland schon fest verankert war, als es noch kein Wort dafür gab. Also vertrauen Sie mir, ich weiß, was ich tue, und lesen Sie Elfi Conrads "Als sei alles leicht", erschienen im Berliner Verlag Mikrotext.
Stand: 19.01.2025 21:38 Uhr
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