So., 19.01.25 | 23:35 Uhr
Das Erste
Wolf Haas: "Wackelkontakt"
Kein Krimi, kein Brenner, trotzdem gut
Wenn die Hauptfigur eines Romanes Escher heißt und an seinem 19. Geburtstag ein Puzzle von M.C. Eschers sich gegenseitig zeichnenden Händen geschenkt bekommt und anschließend puzzlesüchtig wird, darf man allerlei verzwickte Verwicklungen erwarten, insbesondere wenn der Autor Wolf Haas heißt, der mit seinen verzwickt abseitigen Brenner-Krimis berühmt geworden ist (legendärer Satz: "Jetzt ist schon wieder was passiert"). Der niederländische Zeichner Maurits Cornelis Escher hat mit seinen Bildern unmöglich darzustellender Dinge (Relativität, Unendlichkeit) eine ganze Menge Hirne zum Kreisen gebracht. Nun, das tut Wolf Haas auch schon länger.
Um die Sache dem geneigten Leser etwas zu verklaren: Romanfigur Franz Escher wartet auf einen Elektriker, weil eine Steckdose einen Wackelkontakt hat. Und während er wartet, liest er ein Buch über einen Mafia-Kronzeugen, der eine ziemlich berechtigte Angst vor Anschlägen auf sein Leben hat, schließlich hat er eine Menge Leute als Kronzeuge ans Messer geliefert. Während also Escher das Buch über den Mafia-Kronzeugen liest, der wiederum ein Buch über Franz Escher liest, der auf einen Elektriker wartet, weil seine Steckdose einen Wackelkontakt hat.
Merken Sie was? Genau! Die Lektüre ist schon nicht kein Vergnügen, sondern macht nicht keinen Spaß, sondern im Gegenteil. Irgendwann schmort natürlich die Leitung durch und dann ist einer tot. Aber nicht der Humor.
Stand: 19.01.2025 16:54 Uhr
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