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Steffen Mau: "Ungleich Vereint"

Steffen Mau: "Ungleich Vereint" | Video verfügbar bis 29.09.2029 | Bild: ARD

Warum der Osten anders bleibt und anders wählt, das erklärt der Soziologe Steffen Mau in seinem hochaktuellen Buch. "Ungleich vereint" ist das Buch der Stunde, geht es doch der Frage nach, weshalb nicht zusammenwächst, was zusammengehört? Weil sich, so der Autor, doch sehr unterschiedliche Strukturen entwickelt haben und wir in den 90er Jahren eigentlich einer Illusion aufgesessen sind. Wir haben nämlich geglaubt, der Osten würde sich dem Westen anverwandeln.

Als Willy Brandt am 10. November 1989 den Satz "Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört" ausspricht, stand gar nicht in Frage, dass die deutsche Einheit schnell und reibungslos verlaufen würde. Dass es nicht so kommt, merken die Deutschen in Ost und West schnell. Trotzdem ist die Zielstellung bis heute die "Einheit". Steffen Maus schmales und thesenstarkes Buch räumt mit dieser Utopie gründlich auf. Er sagt klipp und klar: Der Osten ist anders – und das ist okay so!

Für diesen toleranten Blick plädiert der Autor, und zwar sowohl bei West- als auch bei den Ostdeutschen. Und er stellt damit auch die These des Wissenschaftlers und Bestsellerautors Dirk Oschmann auf den Kopf, der sagt, dass der Osten eine Erfindung des Westens ist. Andersherum müsse man es sehen: Der Westen ist eine Erfindung des Ostens.

Steffen Mau ist 1968 in Rostock geboren, ist Professor für Makrosoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin und er hat sich in den letzten Jahren immer wieder mit Büchern über die Nachwirkungen der Wiedervereinigung einen Namen gemacht hat. In "Lütten Klein" hat er das gleichnamige Rostocker Neubaugebiet in den Blick genommen, in dem er selber aufgewachsen ist. In "Triggerpunkte" stellt er mit seinen Mitautoren Thomas Lau und Linus Westheuser die Frage, ob unsere Gesellschaft wirklich so gespalten ist, wie es behauptet wird.

Mit Denis Scheck spricht er über seine Erfahrung, dass westdeutsche politische Akteure der rechten Szene plötzlich eine ostdeutsche Identität annehmen und dafür plädieren, die Wende zu vollenden. Dass sie sich dezidiert in diese Geschichte hineinstellen und versuchen, sie zu kapern. Für Steffen Mau steht außerdem fest: Das Thema Osten ist gesamtdeutsch geworden, nicht erst mit den letzten Wahlen.

Steffen Mau: "Ungleich vereint. Warum der Osten anders bleibt". Edition Suhrkamp.

Stand: 29.09.2024 17:14 Uhr

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