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"Black Power" im Museum

Wie Hip-Hop die Gegenwartskunst beeinflusst

Wie Hip-Hop die Gegenwartskunst beeinflusst | Video verfügbar bis 10.03.2025 | Bild: Hank Willis Thomas

Hip-Hop entstand 1973 in der New Yorker Bronx als kulturelle Ausdrucksform schwarzer und lateinamerikanischer Jugendlicher. Es war Spaß und zugleich Kritik an den vorherrschenden Strukturen. Bis heute hat Hip-Hop zahlreiche Innovationen in Musik, Mode, Technologie und der Kunst vorangetrieben. Die Ausstellung "The Culture" in Frankfurt widmet sich in sechs Teilen dem globalen Phänomen Hip-Hop und seinem Einfluss auf die zeitgenössische Kunst. ttt hat sich die Ausstellung angesehen und eine der Kurator*innen, Andréa Purnell vom Saint Louis Art Museum, in Frankfurt getroffen.

Provozierende Sprache, breitbeinige Auftritte: "Hey! Ich will gesehen werden!". So geht Hip-Hop. Ein Musikvideo der "Big Timers" ist Grundlage für ein Kunst-Video von Larry Cook. In enervierender Endlosschleife kombiniert der Künstler eine Luxus-Karre mit den berühmten Martin Luther King Worten "I have a dream".

Wie stark der Einfluss von Hip-Hop ist, zeigen Kunstschaffende, die mit Rap, Break und Graffiti aufgewachsen sind. Es ist auch ein Spiel mit Selbstdarstellung jenseits aller Geschmacksgrenzen, die Künstler spielen mit viel Bling-Bling und teuren Modelabels.

Hip-Hop ist auch politisch

Aber Hip-Hop ist mehr als Hochglanz-Oberfläche. Hip-Hop ist politisch. Es geht um Selbstbehauptung, um schwarze Identität inmitten einer tonangebenden weißen Mainstream-Kultur. Auch um Black Power.

Porträt Andréa Purnell
Andréa Purnell vom Saint Louis Art Museum | Bild: WDR

Andréa Purnell, vom Saint Louis Art Museum ist eine der Kurator*innen und sagt dazu: "Es ist oft ein Aufruf zum Protest, ein Akt des Widerstands. Hip-Hop hat einen unglaublichen Einfluss, nicht nur in den USA, auch global gesehen. Es geht darum, Botschaften zu verbreiten und Künstler zu sehen, die sonst überhaupt keine Chance hätten, wahrgenommen zu werden.“

Hohe Sneaker-Dichte in der Ausstellung

Wie einflussreich Hip-Hop auf uns ist, lässt sich schon an der Sneaker-Dichte bei der Eröffnung der Ausstellung "The Culture" in der Frankfurter Schirn messen. Man feiert den coolen Lifestyle und die Museumsreife der Kunst, die ein US-Kurator*innen-Team aus Saint Louis und Baltimore an den Main gebracht hat.

"Das ist das erste Mal, dass wir Kunst der letzten 23 Jahre betrachten mit einem sehr speziellen Blick auf den Einfluss von Hip-Hop. Niemand kann von sich behaupten, nicht in irgendeiner Weise mit dieser Kunst in Berührung gekommen zu sein", so Andréa Purnell.

Am Anfang: Rebellion

Als vor 50 Jahren in New York Hip-Hop seine Anfänge nimmt, ahnt niemand, wie einflussreich das alles einmal sein würde. Es beginnt als Rebellion von benachteiligten Jugendlichen, als Ausdruck des Gesehen-Werden-Wollens: Rap, Graffiti, Breakdance. Inzwischen kommuniziert man auf der ganzen Welt und verbreitet Botschaften: gerappt, getanzt, gesprüht. "Es gibt eine weit verbreitete codierte Sprache", stellt Andréa Purnell fest, "manche Dinge soll man verstehen und Manches eben nicht. Das ist ja gerade die Schönheit daran. Ich kann etwas wahrnehmen und kulturell einordnen oder eben nicht. Auch das ist OK."

Selbstbewusste Frauen im Hip-Hop

Personen in einem Ausstellungsraum betrachten Bilder, im Vordergrund eine Frau die auf orangefarbene Ölgemälde schwarzer Frauen schaut.
Ausstellungsansicht "The Culture | Bild: Schirn Kunsthalle Frankfurt / Emily Piwowar / NÓI Crew

Symbole wie Luxus-Autos, Yachten, Dollarzeichen werden im Hip-Hop als provokative Anti-Statements abgefeiert. Und oft sind es Frauen, die in testosteronstarken Texten als verfügbare Ware herhalten müssen. Umso wichtiger, dass sich die Frauen daraus befreien. Sie spielen mit Posen, inszenieren sich selbstbewusst. Cool und sexy, weil SIE es so wollen. "Es ist eine Befreiung, wenn sie sagen: ich erlaube Dir nicht, mich und meinen Körper zur Schau zu stellen. Ich mache das lieber selbst. Hip-Hop ist oft frauenfeindlich. Aber in der New York Times hieß es kürzlich: 'die Zukunft des Rap ist weiblich'", zitiert Andréa Purnell.

Emanzipatorische Bewegung

Wenn sich Beyoncé und Jay Z selbstbewusst für ihr Video "Apeshit" im Louvre inszenieren, dann ist das eine klare Botschaft: Lange genug haben weiße Europäer bestimmt, welche Kunst wertvoll ist. Jetzt sind sie dran! Hip-Hop als emanzipatorische Bewegung, die immerhin ein halbes Jahrhundert gebraucht hat, bis ihr Einfluss auf Kunst im Museum gefeiert wird.

Autorin: Katja Lüber

The Culture
HIP-HOP UND ZEITGENÖSSISCHE KUNST IM 21. JAHRHUNDERT
Schirn Kunsthalle Frankfurt
29. Februar – 26. Mai 2024

Stand: 10.03.2024 18:15 Uhr

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