SENDETERMIN So., 16.06.24 | 23:35 Uhr | Das Erste

„Problemista”

Eine surreale Komödie mit Tilda Swinton über das US- Einwanderungssystem und die Kunstwelt New Yorks

„Problemista”– eine Komödie über das US- Einwanderungssystem | Video verfügbar bis 16.06.2025 | Bild: dpa / Taylor Jewell

In der surrealen Komödie bewirbt sich der aus El Salvador stammende Alejandro als Spielzeugdesigner in New York. Sein Traum: Bei DER großen Spielwarenkette arbeiten. Seine Ideen: eher ausgefallen, eine Barbiepuppe zum Beispiel, die nicht nur schön, sondern auch intrigant ist.

Aber er bekommt den Job nicht. Seine Uhr tickt! Sein Visum läuft ab. Um nicht nach El Salvador abgeschoben zu werden, braucht er einen amerikanischen Bürgen und stößt auf die exzentrische Elizabeth, gespielt von Tilda Swinton.

Als die Schauspielerin das Filmskript erhielt war sie begeistert: „Ich kannte und liebte Julios Arbeiten schon.“  Dann habe sie gehört, dass er mit ihr sprechen wolle. „Zuerst schickte er mir dieses Skript, das schon für sich genommen ein köstliches Stück Literatur ist. Das war wirklich eine Ehre! Aber ich muss gestehen, ich konnte mir erstmal gar nicht vorstellen, wie ich in diese Welt reinpassen sollte“, erzählt Swinton.

Vom Comedy-Autor zum Komödien-Regisseur und Schauspieler

Szenen, ausgestattet wie aus der Phantasiespielzeugwelt des Protagonisten Alejandro. Julio Torres spielt den Protagonisten, er hat auch das Drehbuch geschrieben und sich überreden lassen, Regie zu führen. 

Swinton erklärt: „Erst überlegten wir, wer Regie führen könnte, wie man das eben so macht. Aber dann dachten wir ‘Moment mal… Wie willst du es eigentlich schaffen, jemand anderem deine Welt anzutrainieren? Wäre es nicht besser, du machst es selbst?‘ Denn wie alle guten Filmemacher hat Julio eine Welt erschaffen“. Und nur er könne sie letztlich auch so auf die Leinwand bringen, meint die Schauspielerin.

Die Geschichte basiert auf seiner eigenen: Als junger Mann kommt Julio Torres aus El Salvador in die USA. Er will unbedingt Comedy-Autor werden. Seine Karriere beginnt auf den Stand-Up-Bühnen New Yorks. An seinem „American Dream“ hält er, wie sein Protagonist Alejandro, unbeirrt fest.

„Der Einfall, dass jemand sehr begrenzte Möglichkeiten hat, aber innerhalb dieser begrenzten Möglichkeiten sehr wählerisch ist, fühlte sich für mich richtig an“, erklärt Torres. „Weil ich denke, sehr wählerisch zu sein, wird ja sonst nur Leuten zugestanden, die viele Optionen haben, die zum Beispiel sagen ‘Ich geh nach Harvard – nirgendwo sonst hin!‘, und für mich war das New York“, erklärt er weiter. Es sei ihm nicht darum gegangen, an irgendeinen Ort zu gehen und irgendeinen Job zu machen. „Ich wollte genau das!“, betont er.

Der Irrgarten des US-Einwanderungssystems

Doch vor dem „American Dream“ steht der Lauf durch den Irrgarten des US-Einwanderungssystems. Für sein Arbeitsvisum braucht Alejandro Geld. Doch um an Geld zu kommen, braucht er Arbeit. Jeder Fall hat in der Behörde seine eigene Sanduhr.  Ist sie abgelaufen, verschwindet man.

Torres meint: „Wenn es ein American - Dream- Genre - Film ist, dann hoffentlich einer, der das System kritisiert, statt davon zu erzählen, wie man darin Erfolg hat. Es geht darum, wie entmenschlichend Bürokratie ist.“

Ein Film für Außenseiter und Größenwahnsinnige

Elisabeth will mit Gemälden ihres Mannes, der in einem Kryotank eingefroren auf die Zukunft wartet, eine Ausstellung organisieren. Alejandro hilft ihr, das letzte fehlende Bild zu bekommen. Es ist ausgerechnet im Besitz von Elisabeths Feindin Dahlia. Elizabeth hatte Dahlias Kunstwerke verrissen und damit ihre Karriere beendet. Alejandro hat nun eine herzzerreißende Entschuldigung in Elizabeths Namen geschrieben.

Elizabeth, auch Hydra genannt, ist die Personifizierung der gnadenlosen, exzentrischen Kunstwelt. Der zarte Alejandro aber sieht sogar in diesem Ungeheuer: einen Menschen.

„Problemista“ ist ein Film über Außenseiter und Größenwahnsinnige und über liebenswürdige Irre. „Eine Freundin sagte zu mir ‚Verrückte Leute lieben dich! Du lässt sie einfach sein.‘, lacht Julio Torres. „Und ich glaube, das tut dieser Film. Er liebt die Verrückten.“ Swinton ergänzt „Wer ist nicht verrückt? Diejenigen, die behaupten, nicht irre zu sein, sind doch die, die uns wirklich Sorgen machen sollten!“

 Ein wirklich “fantastischer“ Film!

Bericht: Jella Mehringer

Stand: 16.06.2024 20:00 Uhr

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Hessischer Rundfunk
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