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"Parthenope" von Paolo Sorrentino

"Parthenope" von Paolo Sorrentino | Video verfügbar bis 26.05.2025 | Bild: Cannes, Parthenope

Parthenope war eine Sirene, die vom Meer ans Land gespült wurde. Mit ihrem Gesang verführten die Sirenen Männer und töteten sie. Parthenope ist der erste Name von Neapel, wo unsere Geschichte spielt. Dort wird die Sirene bis heute als eine Göttin verehrt.

Parthenope wählt Einsamkeit für ihre Freiheit 

Ein Mann mit grauen Haaren gibt ein TV-Interview
Regisseur Paolo Sorrentino | Bild: BR

Bei der jungen Frau, von der Paolo Sorrentinos neuester Film erzählt, wird jeder Blick zu eine Art Gesang. Sie heißt man ahnt es leis: Parthenope. "Sie ist eine sehr schöne junge Frau, die schon sehr früh merkt, dass sie sich mit dem Leben auseinandersetzen muss, unabhängig von ihrer Schönheit", sagt Paolo Sorrentino. 

Parthenope scheint es nicht darauf anzulegen, doch die Männer verfallen ihr ohne Zahl. Egal – wer oder wann: So richtig schafft es keiner bei ihr. "Sie ist eine Frau, die vor einer bestimmten Art von Kontrolle flieht, die Männer über sie ausüben wollen", sagt die Darstellerin der Parthenope, Celeste Dalla Porta. "Sie ist eine Frau, die die Einsamkeit wählt, um ihre Freiheit nicht aufzugeben und um nicht in einem Käfig festzusitzen."

"Verpasste Lieben haben eine Vollkommenheit, die vollendete Lieben gar nicht haben können."

Eine Frau und ein Mann sitzen vor einem Fenster mit Meerblick
Celeste Dalla Porta und Gary Oldman | Bild: Cannes, Parthenope

Schöne Frauen sind stets ein Versprechen. Sie entziehen sich. Machen Männer unglücklich. Bei Parthenope ist es mehr. Als wüsste sie um die Vergeblichkeit gelebter Liebe. "Vielleicht hat sie eine Vorliebe für verpasste Lieben", sagt Sorrentino. "Sie liebt eigentlich sehr viel, aber womöglich spürt sie, dass verpasste Lieben eine Vollkommenheit haben, die vollendete Lieben gar nicht haben können. Die wahre Liebe der Parthenope ist eine unmögliche Liebe."

Paolo Sorrentino ist Star und Stammgast in Cannes. Neben vertrauten Darstellern arbeitete der Regisseur jetzt erstmals mit der Entdeckung Celeste Dalla Porta in der Titelrolle sowie mit Oscar-Preisträger Gary Oldman. Seit Jahren ist der bedeutendste lebende Regisseur Italiens der Chronist seines Landes – durchaus mit Hang zum Grotesken – wie in "Loro", seinem Film über Silvio Berlusconi. In seinem Meisterwerk "La grande Bellezza" decouvriert er Selbstbetrug und Narzissmus der Intellektuellen. Und in "Il Divo" die mafiotischen Strukturen der italienischen Politik. Immer wieder Schauplatz seiner Filme: Neapel: "Die Hand Gottes".

Sorrentino interessieren Abgründe, das Surreale, das allzu Menschliche

Ein Mann und eine Frau sitzen in einem fenster
Szene aus "Parthenope" | Bild: Cannes, Parthenope

Sorrentino interessieren Abgründe, das Surreale und das allzu Menschliche – kurz: "Das Leben. Ich weiß, ich fühle es", sagt Gary Oldman. "Es ist doch so: Man muss man einfach damit umgehen, wie jeder andere auch. Jeder andere Wichser da draußen muss irgendwie damit umgehen. Man kann sich natürlich zurücklehnen und die Welt betrachten und entweder Verachtung für sie empfinden oder auch ein Vergnügen beim Beobachten. Das ist das Ende, Leute! Nun kommt es!" 

Zurück zu Parthenope. Wenn sie mal ernsthaft interessiert ist, dann an älteren, intellektuellen Männern, wie dem Schriftsteller John Cheever. "Paolos John Cheever ist dieser Typus epischer, melancholischer, poetischer Schriftsteller", sagt Gary Oldman. "Eine Konstruktion. Mürrisch. Betrunken. Und vor Jahren, als mein Leben etwas chaotischer war, als es jetzt ist, habe ich mich in gewisser Weise damit verbunden gefühlt und diesen Typus gut verstanden."

Die Welt ist schön an der Oberfläche – darunter ein Meer an Traurigkeit.

Eine Frau sitzt in einem Fenster
Celeste Dalla Porta in "Parthenope" | Bild: Cannes, Parthenope

Natürlich wäre auch das eine unmögliche Liebe. Ein Augenblick Magie – und aus. "Das ist wohl so. Ja: es gehört zu meinem Verständnis von Freude und Momenten der Euphorie, dass sie in dem Moment, in dem sie auftreten, auch ihr Ende beinhalten", sagt Sorrentino. "Es ist doch so: wenn ein perfekter Moment passiert, denkt man sofort: Oh mein Gott, das ist ein perfekter Moment. Und schon ist er nicht mehr perfekt, gerade weil man ihn als solchen betrachtet." 

Die Welt ist schön an der Oberfläche. Darunter ein Meer an Traurigkeit. Dauerhaftes Glück ist eine Illusion. Erfüllung gibt es in Träumen "Was ist Anthropologie?", fragt Parthenope ihren Professor. Und der antwortet: "Sehen!" Das kann niemand so wie Paolo Sorrentino.

Stand: 26.05.2024 22:12 Uhr

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So., 26.05.24 | 23:05 Uhr

Produktion

Bayerischer Rundfunk
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