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Anne Applebaum

Die Friedenpreisträgerin warnt vor autoritären Netzwerken und der „Achse der Autokraten“

Anne Applebaum
Anne Applebaum | Bild: hr

Sie gelte nicht als typische Friedenspreisträgerin, sagt Anne Applebaum über sich selbst. Die amerikanisch-polnische Historikerin und Publizistin ist eine der frühesten und vehementesten Befürworter:innen von Waffenlieferungen an die Ukraine. „Wenn wir unsere liberalen Werte bewahren wollen, müssen wir sie verteidigen“, fordert Applebaum und zieht so die kritischen Stimmen derer auf sich, die den renommierten Friedenspreis des Deutschen Buchhandels in der Paulskirche lieber an Pazifisten verleihen würden.

Anne Applebaum bringt ihre osteuropäische Perspektive ein in den Friedensdiskurs. Denn sie hat immer wieder erfahren, wie für eine freie und demokratische Gesellschaft gekämpft werden muss. Geboren in den USA, studierte sie russische Literatur, lebte im sowjetischen Leningrad und arbeitete als Korrespondentin in Polen, als der Eiserne Vorhang fiel. Ihre Analysen über die sowjetische Welt wurden zu Bestsellern, für ihr Buch über das Straflagersystem „Gulag“ bekam sie 2004 den Pulitzer Preis.

In ihrem aktuellen Buch „Die Achse der Autokraten“ (Siedler Verlag) schreibt sie jetzt als Zeitzeugin über die Bedrohungen der Gegenwart: Es ist ein Bericht darüber, wie Autokratien wie Russland, China und Iran zusammenarbeiten und sich unterstützen, um ihre nationale und internationale Macht auszubauen. Ein Netzwerk von Diktatoren, die ihre Bindungen hauptsächlich, so Applebaum, „nicht durch Ideale, sondern durch Geschäfte“ zementieren. Für die Historikerin ist es eine der großen Herausforderungen unserer Zeit, ihre autoritären Machenschaften zu durchschauen: Wie strategisch durch Geldwäsche Reichtum gesichert, Sanktionen umgangen, durch Propaganda und Falschnachrichten Meinungen beeinflusst und Gegner mundtot gemacht werden.

Die westlichen Demokratien müssten verstehen, dass ihre liberalen Werte, wie echte Opposition, freie Meinungsäußerung und unabhängige Justiz, für Autokraten die größte Gefahr darstellen – weil sie ihre Macht bedrohen: „Sie sehen uns als ein Problem für sich an. Und ich glaube, wir haben noch nicht verstanden, wie stark sie versuchen, uns zu untergraben“, sagt Applebaum im Interview mit „ttt“.  Denn der Kampf zwischen autokratischen und demokratischen Kräften finde längst mitten in unseren westlichen Gesellschaften statt. Applebaum, deren Heimatländer USA und Polen auch durch rechtspopulistische Regierungen tief gespalten wurden, weiß wovon sie spricht.


Beitrag: Katja Deiß

Anne Applebaum: „Die Achse der Autokraten“ (Siedler Verlag), 2024, 208 Seiten, 26 Euro.

Stand: 18.10.2024 12:25 Uhr

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