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Russians at War

Russians at War
Russians at War  | Bild: ARD

Ostukraine, im zweiten Jahr des Krieges. Die russische Armee rückt nur mühsam vor. Wofür sie kämpfen, wissen hier viele nicht. Meist vor allem: ums eigene Überleben.
 
„Ich wollte verstehen, was diese Männer antreibt: diese einzelnen Soldaten, die über ihr eigenes Leben nicht mehr bestimmen können“, sagt die Regisseurin Anastasia Trofimova. „Von denen jeder ein kleines Rad in dieser Kriegsmaschine ist. Unterworfen von geopolitischen Ambitionen. Sie sind es, die am meisten leiden. Sie wollte ich ergründen. Für mich hat das auch etwas mit der Verfasstheit der russischen Seele zu tun. In der klassischen russischen Literatur geht es genau darum: Welche Macht hat der Einzelne über sein Schicksal? Jetzt, im Jahr 2024 fragen wir uns das erneut.“
 
In Putins Propaganda gibt es nur ihn: den Helden. In diesem Dokumentarfilm: Menschen, die zweifeln. An ihren Taten. Ihrer Unterwerfung. Ihrem Auftrag. Eigentlich kann es diesen Film gar nicht geben. Trofimova hat sich undercover einem Bataillon angeschlossen. Und wird, zu ihrer eigenen Überraschung, vom Kommandeur an der Front geduldet.

„Russians at War“ ist auch: ein Film über Totgeweihte

„Ich glaube, die Soldaten und ihre direkten Vorgesetzten waren enttäuscht darüber wie dieser Krieg – auch in Russland – dargestellt wurde“, sagt Trofimova. „Für sie war ich diese seltsame, übermotivierte Filmemacherin. Aber immerhin interessierte sich einmal jemand für sie. Durch mich bekamen sie die Möglichkeit, ihre Geschichte zu erzählen. Vor allem, weil ja keiner wusste, ob er lebend rauskommt. Sie haben zu mir gesagt: wenigstens lebe ich dann in deinem Film weiter.“
 
„Russians at War“ ist auch: ein Film über Totgeweihte. Schätzungen zufolge sterben jeden Tag bis zu 1000 russische Soldaten. Trofimovas Film ist ein wichtiges Zeitdokument. Nun ist er in der Welt. Sie selbst befürchtet, nicht mehr nach Russland zurückkehren zu können. Nach der Premiere in Venedig kommt die Kritik aber zunächst von ukrainischer Seite: die Russen, das seien Täter – keine Opfer.
 
„Ich kann es sehr gut nachvollziehen, wenn dieser Film von Menschen kritisiert wird, die Schmerz erfahren haben. Schmerz, weil sie jemanden auf der ukrainischen Seite verloren haben. Ich fühle mit ihnen. Ich verstehe diesen Schmerz zutiefst. Weil ich ihn auf der russischen Seite erlebe.“

Stand: 08.09.2024 22:18 Uhr

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Bayerischer Rundfunk
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