SENDETERMIN So., 02.11.08 | 17:03 Uhr | Das Erste

Schuss durch die Tür

In Krimis sieht es immer so einfach aus: Der Kommissar steht verzweifelt vor einer geschlossenen Tür. Er zögert kurz, tritt einen Schritt zurück, hebt seine Pistole – und schießt das Türschloss mit einem einzigen Schuss auf.

So oder so ähnlich lässt sich die Szene fast täglich im Fernsehen beobachten. Aber stimmt das überhaupt - oder gehört der "Schuss als Türöffner" zu den sonderbaren Phänomenen, die es nur im Fernsehen gibt, nicht aber im wirklichen Leben?

Der Versuch

Wir wagen einen Versuch mit dem Kölner Waffenexperten Manfred Schmitz und testen, ob man das Stahlschloss einer Wohnungstüre mit einer Pistole aufschießen kann. Die Waffe der Wahl ist dabei keine normale Neun-Millimeter-Polizei-Pistole, sondern ein Kaliber größer: Eine 45er, wie sie in vielen Hollywood-Filmen verwendet wird. Dort funktioniert das "Tür aufschießen" immer. Der Waffenexperte weiß, dass es nur eine Möglichkeit gibt, eine Tür aufzuschießen: Er schießt nicht etwa aufdas Türschloss, sondern auf die Türfalle und den Riegel, die das Schloss mit dem Türrahmen verankern.

Das Ergebnis: Obwohl Schmitz genau trifft, lässt sich die Tür mit den ersten beiden Schüssen nicht öffnen. Auch weitere sechs Schüsse erzielen keinerlei Wirkung. So einfach wie im Fernsehen scheint es in Wirklichkeit nicht zu sein. Ganze 19 Schüsse muss der Profi mit der 45er abgeben, bis die Tür aufgeht. Wenn es so schwierig ist eine Tür aufzuschießen, wie macht man das denn beim Fernsehen? Und warum?

Besuch beim Kölner Tatort

Wo soll man das besser herausfinden als beim Fernsehen selbst. Wir besuchen die Dreharbeiten zum Kölner Tatort schauen den Kommissare Klaus Behrendt alias Max Ballauf und Dietmar Bär alias Freddy Schenk bei ihrer Arbeit über die Schulter. Mit ihren Pistolen können die Fernseh-Kommissare natürlich nicht wirklich schießen – und Türschlösser bekommen sie damit erst recht nicht auf. Warum man beim Fernsehen die Türen auffliegen lässt, ist für die Kommissare leicht zu klären: Action und Spannung sind vielfach interessanter als die Realität – wer will schon sehen, wie ein Polizeibeamter den Schlüsseldienst ruft?

Spezial Effects

Wie man beim Fernsehen die Türen aufschießt, verrät ein Blick hinter die Kulissen beim Spezialeffekt-Spezialisten Andreas Korth. Die Überraschung: Hier werden die Türen nicht aufgeschossen, sondern aufgesprengt. Spezieller Sprengstoff wird präpariert und so unauffällig mit Fernzündung zur Explosion gebracht, dass im Fernsehen die Illusion entsteht, die Kommissare hätten mit ihren Pistolen die Türe aufgeschossen. Fazit: Die Pistole als Türöffner gibt´s nur im Fernsehen – und da ist alles nur Show.

Die Waffe der Spezialeinheiten

Was ist aber, wenn man nicht mit einer Pistole schießt? Wir wagen einen letzten Versuch mit dem Waffenexperten und der typischen Waffe von Spezialeinheiten.

Früher wurde bei Notfällen mit großen Flinten auf eine verschlossene Türe geschossen. Heutzutage werden Türen aufgerammt, und das aus gutem Grund: Nach zwei Schüssen ist unsere Tür zwar offen, aber vom Schloss bleibt nichts mehr übrig. Metallstücke und tödliche Geschosssplitter fliegen durch den Raum und bringen jeden in der Nähe in Lebensgefahr, egal auf welcher Seite der Tür.

Autor: Daniel Haase

Stand: 11.05.2012 13:01 Uhr

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So., 02.11.08 | 17:03 Uhr
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