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Das Tier in Dennis

Dennis Wilms geht mit dem Biologen Dr. Thomas D’Souza von der Universität Tübingen auf einen besonderen Zoorundgang.

Bei Dr. Thomas D'Souza lernen wir tierische Verwandte kennen, denen wir es verdanken, Mensch zu sein. Denn in ihnen findet man noch immer Baupatente, die auch die Vorläufer des Menschen besessen haben, und die sowohl in den Zootieren als auch in abgewandelter Form bei uns - und eben bei Dennis - zu finden sind. Lassen Sie sich mitnehmen auf dieses Abenteuer in Sachen Evolution!

Dennis zeigt auf einen Hai im Aquarium
Welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen Dennis und einem Hai? | Bild: SWR

Dennis:
"Ein Fisch sieht ja nun wirklich nicht aus wie ein Mensch, und trotzdem ist er verwandt mit mir. Woran man das sehen kann, das will ich bei meinem Zoobesuch doch gerne genauer erfahren. Und für diesen besonderen Rundgang habe ich mich mit jemandem verabredet, der sich mit meinen 'Verwandten' bestens auskennt. Ich treffe mich mit einem Experten in Sachen Evolution. Seine Name ist Dr. Thomas D’Souza, Biologe von Beruf. Er zeigt mir das Tier im Menschen. Als erstes soll er mir doch bitte mal erklären, was ich mit einem Hai gemeinsam habe."

Der Hai im Menschen

Dr. Thomas D’Souza:
„Du siehst an der Seite des Hais eine graue Linie, das ist das Seitenlinienorgan. Und mit dem kann der Hai Druckwellen im Wasser wahrnehmen. Und so was ähnliches haben wir im Menschen auch, und zwar im Ohr. Dort sind sehr ähnliche Zellen, die Haarzellen, die der Hai im Seitenlinienorgan hat und die wir im Ohr haben."

Dennis:
"Unglaublich – Druckschwankungen bemerkt der Hai mithilfe dieser Zellen. So kann er sich orientieren. Und genau solche Zellen hatten auch unsere Fisch-Vorfahren. Ein Patent der Natur, das sich bis heute erhalten hat. Denn die Haarzellen in unserem Innenohr reagieren ebenso auf Druckschwankungen, nämlich in der Flüssigkeit des Innenohrs. Erzeugt werden diese Schwankungen durch den Schall, der von außen an unser Ohr dringt."

Dr. Thomas D’Souza:
"Ja, im Prinzip verdanken wir dem Hai, dass wir hören können."

Dennis:
"Thomas, du hast mir erzählt, dass ich mir auch etwas von einem Leguan aus der Evolution mitgenommen habe, was denn?"

Der Leguan im Menschen

Dr. Thomas D’Souza:
"Ja, was ganz Spannendes, das ist das Dritte Auge."

Dennis:
"Das Dritte Auge! Da ist mir persönlich im Spiegel entgangen, dass ich eines habe."

Dr. Thomas D’Souza:
"Aber du siehst es auf dem Kopf des Leguan, dort sitzt eine helle Schuppe auf dem Scheitel, deswegen heißt es auch das Scheitelauge. Mit dem nimmt der Leguan Helligkeiten wahr, also ob es dunkel oder hell ist."

Dennis:
"Und aufgrund der Tatsache, dass ich es selber bei mir nicht sehen konnte und bei dir auch nicht, gehe ich mal davon aus, dass es irgendwo versteckt hier oben drin ist."

Dr. Thomas D’Souza:
„Genau! Und zwar in abgewandelter Form, als Zirbeldrüse.“

Dennis:
"An die Zirbeldrüse kann ich mich dunkel aus der Schulzeit erinnern. Das ist letztendlich die Drüse, die die Ausschüttung des Schlafhormons, also Melatonin steuert."

Dr. Thomas D’Souza:
"Exakt - und zwar dient es der Steuerung der Tag- und Nachtaktivität und das wird beim Leguan über dieses Scheitelauge gesteuert."

Dennis:
"Auch wenn ich also kein drittes Auge habe, die Hirnregion, die den Tagesrhythmus steuert, habe ich aus uralten Zeiten geerbt. Der Leguan in mir, auf zum nächsten Verwandten!"

Der Schlammspringer im Menschen

An unserer nächsten Station treffen wir Fische, die sich auf ihren Flossen an Land fortbewegen können – ziemlich spannende Verwandte. Schlammspringer heißen die und sind sowohl im Wasser als auch an Land zu Hause. Heißt das, dass sie in der Evolution stehen geblieben sind?

Dr. Thomas D’Souza:
"Schlammspringer sind eigentlich hervorragend an ihre Umgebung angepasst, an ihre ökologische Nische. Und mit dieser Lebensstrategie kommen sie sehr gut zurecht, es bestand also gar kein Druck, sich weiter zu entwickeln."

Dennis:
"Also wenn ich mir den einen angucke, der sieht schon kurios aus, wie der da auf seinen Flossen unterwegs ist. Entwickeln sich aus Flossen später im Zuge der Evolution Hände?"

Dr. Thomas D’Souza:
"Unsere gemeinsamen Vorfahren sahen vermutlich genauso aus. Und im Laufe der Evolution haben sich tatsächlich aus Flossen unsere Hände entwickelt."

Erstaunlich, so gesehen ist meine Hand nichts anderes als eine uralte Flosse.

Und dann erzählt mir Thomas von einem winzigen, aber wichtigen Knochen und seiner kuriosen Wanderung. In unserem Innenohr gibt es nämlich den Steigbügel, der war zu alten Zeiten ganz woanders - wie heute noch bei den Fischen ein Knochen im Unterkiefer.

Das Säugetier im Menschen

Das Tupaja, ein Spitzhörnchen! Auch mit ihm haben wir mehr gemeinsam, als man auf den ersten Blick denken mag.

Dr. Thomas D’Souza:
"Zum einen wir sind alle Säugetiere. Das Tupaja, du, ich, wir sind Säugetiere. Eine andere Gemeinsamkeit ist das Haarkleid."

Dennis:
"Ja, aber Haare sind ein Merkmal, das viele Tiere besitzen. Man geht wirklich davon aus, dass wir oder dass unsere Vorfahren mal so ausgesehen haben?"

Dr. Thomas D’Souza:
"Zur Zeit der Dinosaurier sahen unsere gemeinsamen Vorfahren vermutlich fast genauso aus wie die Tupajas. Klein, unauffällig, wahrscheinlich nachtaktiv, damit sie von den Dinosauriern nicht gefressen wurden. Und daraus hat sich dann im Laufe der Evolution der Mensch entwickelt."

Dennis hat es mit dem Experten Thomas D’Souza gezeigt: wir haben einen ganzen Zoo in uns vereint, was letztendlich der Evolution zu verdanken ist. Wer das nächste Mal durch einen Tierpark geht, kann die Bewohner von nun an mit völlig anderen Augen sehen.

Autor: Axel Wagner

Stand: 05.08.2015 11:26 Uhr

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