Handy-Recycling

Jedes Jahr kaufen Deutsche Millionen neue Handys | Bild: WDR

Beim Besuch im Kölner Zoo wird vor dem Urwaldhaus eine Kampagne beworben: "Gebt eure alten Handys ab, um Gorillas zu schützen!" Der Zusammenhang zwischen alten Handys und Gorillas ist nicht gleich offensichtlich: Gorillas in freier Wildbahn geht es sehr schlecht, vor allem den Berggorillas in der Region Ruanda/Uganda. Dort wird Coltan abgebaut, ein wichtiger Rohstoff zur Herstellung mikroelektronischer Teile, die vor allem in Handys zum Einsatz kommen. Durch den weltweiten Handy-Boom hat die Ausbeutung des Coltans derart zugenommen, dass die Lebensräume der Gorillas zerstört werden. Um hier für etwas Entlastung zu sorgen, sammelt der Zoo alte Handys, die dann recycelt oder weiterverkauft werden. Zudem wird für jedes bei der Recyclingfirma eingeschickte Handy ein Betrag gutgeschrieben, der in ein Gorilla-Schutzprojekt fließt. Alte Handys sind also wertvoll. Sie enthalten neben Coltan auch noch viele andere Rohstoffe, unter anderem Edelmetalle wie Gold, Silber oder Palladium. Grob 85 Millionen Handys gibt es in Deutschland. Wo landen die eigentlich, wenn sie ausgedient haben?

Handy-Verschwendung in Deutschland

Handys gehören nicht in den Hausmüll, sondern zum Elektroschrott | Bild: WDR

Perrine Chancerel von der Technischen Universität Berlin hat diese Frage genauer untersucht – mit erstaunlichen Ergebnissen. Viele alte Handys landen im Hausmüll – und damit in der Müllverbrennungsanlage, obwohl sie dort gar nichts zu suchen haben. Die in den Handys enthaltenen Wertstoffe gehen auf diese Weise komplett verloren. Bei zehn Millionen Handys im Jahr sind das 350 Kilogramm Gold, hat Perrine Chancerel errechnet. Beim aktuellen Goldpreis entspricht das neun Millionen Euro, die jährlich verbrannt werden! Wenn man dazu noch die Folgen des Goldabbaus für Umwelt und Mensch nimmt, wird die Verschwendung noch dramatischer.

Laut Gesetz müssen Handys als Elektroschrott entsorgt werden. Im E-Schrott-Container werden unter anderem Computer, Bildschirme und Fernseher unsortiert gesammelt, um dann später geschreddert und nach Bestandteilen getrennt zu werden. Ein Teil der Rohstoffe wird so zurück gewonnen. Doch das "Handy-Problem" wird auf diese Weise nur teilweise gelöst. Perrine Chancerel betont, dass ganz spezielle Verfahren notwendig seien, um die in den Handys enthaltenen Edelmetalle wiederverwerten zu können. Handys müssten also gesondert behandelt werden.

Aus alten Handys wird Gold

Aus alten Handys gewonnenes Gold | Bild: WDR

Bislang recyceln nur drei Firmen in Europa Handys sachgerecht und effizient. Eine davon ist in Antwerpen. Bei "Umicore" kommen riesige Mengen von Handys aus allen europäischen Ländern zusammen. Die Handys werden zuerst geschreddert und dann geschmolzen. In einem chemischen Verfahren, dessen genaue Funktionsweise Betriebsgeheimnis ist, können die einzelnen Metalle dann aus der Schmelzmasse herausgelöst werden. So werden beispielsweise auch große Mengen Kupfer gewonnen. Aber vor allem geht es natürlich um Gold: Am Ende des Recyclingprozesses fließt Gold im Wert von mehreren Millionen Euro direkt aus dem Ofen in eine mit Wasser gefüllte Wanne, um schließlich als Granulat in einer billigen Plastikkiste zu landen. Die Sicherheitsbestimmungen in der Firma sind sehr streng, um die kostbaren Kügelchen zu schützen. Das Granulat wird an industrielle Abnehmer verkauft und landet unter anderem wieder in Handys. Außer den Edelmetallen werden bei "Umicore" noch bis zu zehn weitere Metalle zurück gewonnen, vor allem Kupfer, aber auch Blei, Nickel, Wismut, Zinn, Antimon oder Indium – ein komplexer, sehr effizienter Prozess.

Adressen & Links

Handys für Gorillas

Hier erfährt man, wie man seine alten Handys für den Gorillaschutz einsetzen kann. Unter "Handyversand" kann man ein Etikett ausdrucken und sein Handy versandkostenfrei verschicken, wenn man es nicht zum Zoo bringen möchte.
www.koelnerzoo.de

Auf diesen Seiten besteht die Möglichkeit, Versandtüten zu bestellen, mit denen man alte Handys inklusive Zubehör einschicken kann:

Deutsche Umwelthilfe in Kooperation mit T mobile
www.duh.de

WWF in Kooperation mit O2
www.wwf.de

Malteser Hilfsdienst in Kooperation mit E-Plus
www.malteser.de

NABU in Kooperation mit Vodafone
www.nabu.de

Autor: Ravi Karmalker (WDR)

Stand: 17.09.2015 14:04 Uhr