So., 25.04.10 | 17:03 Uhr
Das Erste
Islands Vulkane
Der Eyjafjallajökull hat mit seiner Eruption und der damit verbundenen Aschewolke ganz Europa für einige Tage ins (Flug-)Chaos gestürzt. Doch das hatte eher mit der ungewöhnlichen Wetterlage während des Ausbruchs zu tun als mit dem Gefährdungspotential des Vulkans. Der Eyjafjallajökull gehört zu den Zwergen unter Islands rund 30 aktiven Vulkansystemen. So sind die Folgen der bereits an Intensität wieder nachlassenden Eruption auch auf der Insel selbst vergleichsweise harmlos. Weder gab es größere Zerstörungen durch die Lava oder das Schmelzwasser des Vulkan-Gletschers, noch erwarten die Experten langfristige Folgen für das Klima oder das Ökosystem der Insel.
Nur kleine Regionen am Küstenstreifen in der näheren Umgebung des Vulkans liegen unter einer bis zu fünf Zentimeter dicken Ascheschicht. Einige Farmer mussten ihre Tiere von dort umsiedeln, denn diese finden derzeit hier nichts zu fressen. Entgegen ersten Befürchtungen ist auch der Schadstoffgehalt der Asche gering. Besonders das Element Flour kann bei isländischen Vulkanen zum Problem werden. Doch Fachleute gehen inzwischen davon aus, dass die Asche mittelfristig die Böden eher düngen, als belasten wird. Insgesamt eine für isländische Vulkane harmlose Bilanz, denn die können auch ganz anders.
Island - Insel der Vulkane
Die hohe Zahl aktiver Vulkane auf Island hat mit der Lage der Insel auf dem Mittelatlantischen Gebirgsrücken zu tun. Hier driften zwei Kontinentalplatten, die nordamerikanische und die eurasische auseinander. Durch Risse zwischen den Platten gelangen große Mengen Magma aus dem Erdinneren Richtung Oberfläche. Island liegt direkt über diesem sogenannten Hot Spot und verdankt ihm seine Entstehung. Noch heute wächst die Insel durch die Plattendrift um circa zwei Zentimeter pro Jahr. Die Geburt einer Art Mini-Island war 1963 zu beobachten. Der Ausbruch eines Vulkans auf dem Meeresboden vor der Südküste ließ Lavamassen bis über die Wasseroberfläche emporsteigen. Eine Insel wuchs aus dem Wasser. Die Isländer tauften sie Surtsey - der Feuerriese. Heute ist sie rund einen Kilometer im Durchmesser groß – eine der jüngsten Inseln der Welt.
Trügerische Ruhe
Auf Island bricht im Schnitt alle fünf Jahre ein Vulkan aus. Einige von ihnen haben einen relativ gleichmäßigen Eruptionsrhythmus und sind eigentlich längst überfällig. Zum Beispiel die "große Schwester" des Eyjafjallajökull, der Nachbar-Vulkan Katla. Auch Islands zweitgrößter Vulkan ist von dickem Gletschereis bedeckt, doch seine Magmakammer scheint wesentlich größer. Im Schnitt bricht der Vulkan zweimal pro Jahrhundert aus, doch seit 1918 blieb er ruhig. In der Vergangenheit sind beide Vulkane oft kurz nacheinander ausgebrochen, so als würde einer den anderen wecken. Das letzte Mal gab es das 1823. Nachdem der Eyjafjallajökull fast zwei Jahre lang Lava und Asche gespuckt hatte, rüttelte er damals - statt endlich Ruhe zu geben - seine große Schwester wach! Vulkanologen befürchten, dass es jetzt wieder so kommen könnte, doch bisher gibt es dafür keine Anzeichen. Ausbrüche der Katla sind auf Island gefürchtet: Ihr Zerstörungspotenzial ist viel größer als das der kleinen Schwester. Das Zusammentreffen von Magma und Eis führt hier zu besonders heftigen Explosionen, gewaltigen Flutwellen aus Gletscherwasser und weitreichenden Ascheniederschlägen.
Weltweite Folgen möglich
Dass Islands Vulkane deutlich mehr Schaden anrichten können, als jetzt geschehen, das bewies vor allem die bisher verheerendste Vulkankatastrophe der jüngeren Geschichte. Der Ausbruch in der Laki-Spalte (auf isländisch: Lakagigar) vor über 200 Jahren. Acht Monate spuckten mehr als 100 Krater Lava und giftige Asche. Das Land verschwand unter einer Dunstwolke aus giftigen Gasen. Der Himmel verdunkelte sich, saurer Regen und das in der Asche enthaltene Fluor verseuchten die Weiden und vergifteten die Schafe. Es kam zu Missernten und Hungersnöten in den folgenden zwei Jahren. Rund 10.000 Isländer sterben damals. Auch das europäische Festland spürte die Folgen, denn das Klima veränderte sich dramatisch. Die gewaltigen Eruptionen schleuderten große Mengen Schwefeldioxid in die Atmosphäre wo sie kleine Tröpfchen (Aerosole) bildeten. Die blockierten wie ein zäher, feiner Nebel für längere Zeit die Sonneneinstrahlung auf die Erde. Die Durchschnittstemperatur sank um drei bis vier Grad Celsius. Ein extrem harter Winter und ein kurzer kühler Sommer waren die Folge.
Adressen & Links
Über die Vulkane der Insel informiert die isländische Regierung (engl.)
www.iceland.is
Das Institute of Earth Science der University of Iceland bietet auf ihrer Website Links zu einer Webcam zum Eyjafjallajökull sowie weitere Informationen zum Vulkanismus der Insel (engl.).
www2.norvol.hi.is
Auch in Deutschland gibt es noch aktive Vulkane - denn als "aktiv"
werden all die Vulkane bezeichnet, die noch nicht endgültig erloschen
sind und aus denen zum Beispiel noch Gase entweichen. Das ist bei den
berühmten Maaren der Eifel der Fall. Die Vulkaneifel ist eine Region, in
der man auch in Deutschland viel über Vulkane lernen und sehen kann.
Deutsche Vulkanologische Gesellschaft informiert über deutsche Vulkane
Informationen zur Vulkaneifel
Autor: Norbert Lübbers (NDR)
Stand: 25.07.2013 11:05 Uhr