So., 27.11.11 | 17:03 Uhr
Das Erste
Das Ende der Handarbeit
2.000 Meter über dem Meeresspiegel - das ist die ideale Höhe für guten Tee. Er wächst dort zwar langsamer als in der Ebene, entwickelt aber einen besonders vollmundigen Geschmack. Eines der Teeanbaugebiete Indiens liegt im Süden des Landes in den Nilgiri-Bergen. Hier findet sich auch die Teeplantage Burnside, auf der Tee in Bio-Qualität angebaut und dann nach Deutschland exportiert wird.
Guter Tee erfordert Sorgfalt
Teepflücken ist traditionell Handarbeit. Denn wenn der Tee qualitativ hochwertig werden soll, dürfen nur die obersten drei Blätter verarbeitet werden. Weil Frauen dabei als sorgfältiger gelten als Männer, sieht man in den Teegärten ausschließlich Pflückerinnen arbeiten. Bisher hat eine Pflückerin ihr Handwerk von ihrer Mutter gelernt und es wiederum an die nächste Generation weitergegeben.
Nachwuchs ist schwer zu kriegen
Doch im Wirtschaftswunderland Indien ist es inzwischen schwierig geworden, Nachwuchs für die Arbeit auf den Teeplantagen zu finden. Die jungen Menschen zieht es in die Städte, wo sie hoffen, gut bezahlte Jobs zu finden - zum Beispiel in der IT-Branche. Diese Hoffnung ziehen sie dem Leben auf einer Plantage vor, selbst wenn dort die Lebensverhältnisse relativ gut sind.
Bessere Ausbildung dank Fairtrade-Prämie
Die Arbeiterfamilien der Teeplantage investieren jede Rupie, die sie erübrigen können, in die Zukunft ihrer Kinder. So fließt die Fairtrade-Prämie, die die Arbeiter von der Burnside-Plantage über den Fairen Handel für ihren Tee erhalten, in Computer und Englischunterricht für die Kinder. Keiner der Schüler wird später einfacher Arbeiter werden. Die Burnside-Plantage ist damit kein Einzelfall. Das Nachwuchsproblem gibt es auf vielen Teeplantagen.
Maschinen müssen die Arbeiterinnen ersetzen
Die Plantagenmanager stellt diese Entwicklung vor ein Problem. In etwa 15 Jahren wird es in Indien kaum noch Pflückerinnen geben. Deshalb wurden inzwischen Maschinen für die Teeernte entwickelt. Sie funktionieren wie Heckenscheren und säbeln die obersten Blätter eines Buschs ab. Mit der Maschine schaffen ein paar Arbeiter in ein paar Stunden so viel wie hundert Pflückerinnen an einem Tag. Aber sie können dabei natürlich nicht so sorgfältig sein.
Handgepflückt schmeckt besser
Zwischen den mit der Maschine geernteten Blättern finden sich nicht nur die zartesten Triebe, sondern auch ältere Blätter und kleine Zweige. Sie machen den Tee faseriger und verleihen ihm einen weniger feinen Geschmack. Die beste Qualität ist und bleibt handgepflückt. Und die wird jedenfalls durch die sozialen Veränderungen in wenigen Jahren sehr teuer werden.
Autorin: Katharina Nickoleit (WDR)
Stand: 05.08.2015 10:59 Uhr