So., 08.01.12 | 17:03 Uhr
Das Erste
Das Schwein im Bett
Schweine leben als "Haustiere" seit rund 10.000 Jahren in enger Gemeinschaft mit uns Menschen. Allerdings galten und gelten sie als Nutztier, das in den Stall gehört. Dass Schweine - zumindest in "Zwergform" - aber auch echte Hausgenossen sein können, hat sich in den letzten Jahren als Trend herausgestellt: Minischweine aller Arten tummeln sich in deutschen Wohnzimmern.
Die Berliner Tiertrainerin Nicolle Müller hat über viele Jahre hinweg das Verhalten ihrer Minischweine in einer engen "Wohngemeinschaft" studiert - und herausgefunden, dass Schweinchen richtig schlau sind und als Haustiere gut mit uns Menschen auskommen können. Wenn sie denn die richtige Erziehung bekommen und natürlich auch in einer tiergerechten Umgebung leben…
Schweine sind reinliche Hausgenossen
Mit Hündin Cindy, den beiden Minischweinen Moritz und Smarty und dem Totenkopfäffchen Charly leben Nicolle Müller und Andre Skala seit vielen Jahren zusammen. Und das klappt prima - denn Schweine machen eine Wohnung nicht zum Saustall, wie Nicolle Müller berichtet: Ihr Moritz hat nur zwei Wochen gebraucht, um stubenrein zu werden und das Katzenklo zu benutzen, das für die beiden Minischweine angeschafft wurde. Nicolles Hündin dagegen passierte noch nach sechs Monaten das eine oder andere Malheur im Haus.
Schweine haben Köpfchen
Wohnungsschweine brauchen aber auch Auslauf in der Natur. Stöbern und Wühlen ist ihnen ein Grundbedürfnis - und das muss befriedigt werden. Als Rottentiere haben sie eine klare Rangordnung: Chefin ist Nicolle, und die hat alle Hände voll zu tun mit Moritz und Smarty. Denn im Vergleich mit einem Hund sind Minischweine viel fordernder - sie wollen beschäftigt und geistig herausgefordert werden. Für sie hat Nicolle extra Intelligenzspielzeug herstellen lassen. Nicolles Minischweine sind auch gern gesehene Gäste im örtlichen Seniorenheim. Zweimal im Monat ist Nicolle mit ihnen dort zu Besuch, viele der Bewohner leiden unter Demenz. Aber mit den Minischweinchen kommt neues Leben in die Gruppe, etwa beim gemeinsamen Ballspiel.
Viel Aktion und geistige Anregung, so sagt Nicolle Müller, sei eine Voraussetzung für ein Zusammenleben mit den "Wohnungsschweinen": "Es gibt viele Wohnungsschweine, die verhaltensauffällig werden, weil sie nichts zu tun haben. Die kriegen ihr Futter hingestellt, es ist für alles gesorgt. Aber die wissen nicht, wie man sich zu benehmen hat." Denn Schweine, die geistig nicht ausgelastet sind, kommen auf eine Menge "dummer" Gedanken…
Autor: Ottmar E. Gendera (HR)
Stand: 05.08.2015 11:21 Uhr