Bio-/Filmografie Michael Dreher

Film: Die zwei Leben des Daniel Shore

Kurzvita

Michael Dreher
Michael Dreher  | Bild: dpa

1974 in Ruit bei Stuttgart geboren. In Stuttgart war er 1996/97 bei media mutant als Produktionsleiter tätig. Anschließend ging er nach München, um an der Spielfilmabteilung der Hochschule für Fernsehen und Film München Regie zu studieren. Im Rahmen seines Studiums drehte er 2001 gemeinsam mit Peter Geyer "Babyboy", ein langes Filmporträt des damals 24-jährigen Schauspielers Nikolai Kinski. Sein Studium schloss Michael Dreher 2006 mit dem vielfach preisgekrönten Kurzfilm "Fair Trade" ab. Unter anderem erhielt er den First Steps Award, den Deutschen Kurzfilmpreis in Gold, den Max Ophüls Preis für den besten Kurzfilm und eine Nominierung für den Studenten-Oscar.

Statement

»Auch wenn man sich als Zuschauer nach "Die zwei Leben des Daniel Shore" allzu gerne vom Protagonisten und seiner Situation distanzieren würde, will mein Film uns alle angehen und ist eben gerade nicht die Geschichte eines Randständigen in einer Ausnahmesituation.

In meinem Film geht es nicht um einen Freak. Es geht um dich und mich. Und darum, dass uns unkontrollierbare Bilder aus dem Fernsehen, Internet und auf Plakaten jeden Tag eine neue Realität vorgaukeln, die wir nicht mehr zu hinterfragen in der Lage sind. Daniel Shore ist ein Opferdieses Phänomens, wie wir alle. Er trägt die Bilder in seinem Kopf. Weder Ursache noch Schuld kann er, wie wir alle, von sich weisen. Die Bilder, die auf uns einstürzen, haben wir verlernt zu verstehen. Dennoch akzeptieren wir die Wahrheit, die sie uns verkaufen. Hierbei ist es egal, ob sie überhaupt verständlich sind, wir können sie ohnehin nicht verstehen, nur glauben.

Ich weiß, dass mein Beruf hochmanipulativ ist. Die Bilder sind heute nicht nur schön, sie sind auch gefährlich, außer Kontrolle geraten und durch Menge und Frequenz absichtlich zur Unverständlichkeit designed.

Als wir in den guten alten Tagen der Jahrmarkterzähler und des Radios noch auditiv um Wissen bemüht waren, hatten wir es nur mit Schallwellen zu tun, die so langsam sind, dass wir sie immer schon vollständig aufnehmen und kognitiv verarbeiten konnten. Die Lichtwellen hingegen, denen wir die Bilder verdanken, sind so schnell, dass sie uns täuschen können. Da Bilder in unserem Alltag immer mehr die Überhand gewinnen, müssen wir einen vernünftigen Umgang mit ihnen finden und wir müssen dringend lernen, sie zu verstehen. Daniel Shore hat im Strom der Bilder seine Erinnerung, seine Basis verloren. Er weiß letztlich weder, was er sieht, noch was er erlebt. Anfangs geht es in "Die zwei Leben des Daniel Shore" nur um Daniel und seine Konflikte und Probleme. Am Ende des Films müssen wir aber alle entscheiden, was wir glauben wollen oder wissen müssten.

Als Künstler bewege ich mich lieber im Objekt und stehe nicht außen, um das Objekt zu betrachten. Deshalb die moderne Form des Films, die alles dafür tut, dass sich der Zuschauer verirrt. Nur den eigenen Alptraum wird man hinterfragen, erst dann muss man sich entscheiden. Darum ging es während der Herstellung die ganze Zeit. Ich kann die Welt nicht ändern, ich kann aber mit meinen Bildern zeigen, wohin sich die Welt neigt, vielleicht einen Blickwinkel ergänzen.«

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