Interview mit Götz George
Herr George, Sie spielen einen Verbrecher, der, obwohl die Opfer nie gefunden wurden, wegen Mordes rechtskräftig verurteilt wurde. Nun kehrt Komalschek nach 30 Jahren in die Straße seines Heimatortes zurück, um dort beharrlich einen Plan zu verfolgen, den er sich offenbar jahrelang zurechtgelegt hat. Was treibt ihn an? Ist es Rache, ist es die Suche nach der Wahrheit, nach der Gewissheit?
Wenn einem Menschen 30 Jahre seines Lebens gestohlen werden, wird seine Seele verschüttet. Das Einzige, was Menschen zu Menschen macht, ist die Seele. Sie wiederzufinden, ist die Anstrengung, die Komalschek auf sich nimmt. Damit verbunden ist die Suche nach etwas Verschüttetem, was es aufzuspüren gilt. Das Ergebnis dieses Abenteuers, das tief ins Innere seines Ichs hineinreicht, kann er am Anfang seiner Reise noch nicht erahnen.
In dieser Geschichte geht es um Schuld und Sühne. Der Thriller zieht seine Spannung aus dem psychologischen Katz- und Maus-Spiel von Täter und Ermittler. Hier haben wir es mit einem angeblichen Täter zu tun, denn es bleibt bis zum Schluss offen, ob Komalschek die Morde überhaupt begangen hat. Worin lag für Sie die Herausforderung, diesen Spannungsbogen zu halten?
Menschen zu spielen, deren Geheimnisse nicht gleich offenkundig zu Tage treten, ist der Wunsch eines jeden Verwandlungskünstlers. Er versucht, einer fremden, für ihn unbekannten Figur so authentisch wie möglich Leben zu geben. Quasi ein Geburtsprozess. Ob er nun "Katz und Maus" spielt oder "Maus und Katz" war mir immer unwichtig. Wichtig ist alleine: Wird Götz George zur Kreatur Komalschek?
Der Film spielt in einem spießbürgerlichen Milieu einer Kleinstadt. Denken Sie, dass ein solches Szenario – die Haltung, die Denke der Leute – auf gewisse Gesellschaftsschichten beschränkt ist?
Unser Deutschland, also unser "geliebtes" Vaterland, ist im Grunde unsere Kleinstadt, wo überall und in jeder Gesellschaftsschicht ein solches Szenario auf fruchtbaren Boden fällt. Soll ich Beispiele anführen? Besser nicht. Jeder würde sich oder einen anderen wiedererkennen.
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