GESPRÄCH MIT KERSTIN FREELS (REDAKTION, rbb), NILS-MORTEN OSBURG
Was ist das für eine Welt, in die „Dr. Hoffmann – Die russische Spende“ eintaucht?
NILS-MORTEN OSBURG: Bei „Dr. Hoffmann – Die russische Spende“ tauchen wir in den Alltag eines Krankenhauses ein. Wobei es uns wichtig war – trotz Krimiplots und bei aller Leichtigkeit – dabei einen durchaus realistischen Ansatz zu verfolgen. Der Einsatz der Ärzt:innen, Krankenschwestern und Pfleger einerseits, deren Belastung … oft Überbelastung in einem Betrieb, der – andererseits – inzwischen auf Gewinnmaximierung getrimmt ist. Gesellschaften und Gesellschafter:innen führen die Kliniken oft als große Ketten mit mehreren Häusern. Wobei der einzelne Patient dann zu kurz kommt, da Zeit im Krankenhaus nunmehr definitiv Geld ist … der Kranke dabei durchaus auch mal auf der Strecke bleiben kann. Um diese beiden Seiten geht es dem Film. Um Ärzt:innen, die das Richtige tun wollen, was manchmal schwieriger ist als gedacht. Und um Leute, denen schlichtweg egal ist, womit das Geld verdient wird, Hauptsache es fließt genug in die Kassen.
Kriminelle Machenschaften im Krankenhaus – was macht den Reiz dieser Grundsituation aus?
KERSTIN FREELS: In einem Krankenhaus legen wir unsere Gesundheit, unser Leben in die Hände von Ärzt:innen und Pfleger:innen. Das Krankenhaus mit seinem Personal ist eine moralische und ethische Instanz – das ist ein menschliches Urvertrauen. Bei „Dr. Hoffmann – Die russische Spende“ gerät dieses Gefüge, diese Erwartung durch kriminelle Machenschaften ins Wanken. Diese Ungeheuerlichkeit berührt natürlich unsere Urängste und empört uns, das macht die Sache so spannend – und es stärkt die Intensität, mit der wir mitfiebern, wenn Dr. Felix Hoffmann den Kampf gegen das Kriminelle aufnimmt.
Die Figuren von Dr. Hoffmann und Celine sind als ‚ganz normale Menschen‘ angelegt. Wie geraten sie in die Ermittlungen hinein?
MARCOS KANTIS: Anders als in den meisten Krimireihen ermittelt bei uns kein Kommissar, dessen Job es ja gerade ist, Fälle zu lösen, sondern ein Paar aus dem Zivilleben – hauptberuflich ein Arzt und eine Lehrerin – die in ihrer Arbeitswelt direkt mit den kriminellen Machenschaften konfrontiert werden und hier mit dem gesunden Menschenverstand und dem Wunsch nach einer gewissen Gerechtigkeit die Fälle angehen. Hier ist es mehr Berufung als Beruf, das Kriminelle zu überführen.
NILS-MORTEN OSBURG: Hoffmann und Celine sind wirklich kilometerweit davon entfernt, sich als Hobby-Detektive ausprobieren zu wollen. Ok, Celine liebt Krimis, aber nur im Fernsehen und schön entspannt von zu Hause aus. Aber durch ihre Liebe für Film-Krimis ist sie vielleicht ein wenig gefährdet, eine Grenze zu überschreiten und aus Spiel und Entertainment etwas Ernstes und Gefährliches werden zu lassen (was dann ja auch geschieht). Hoffmann hingegen findet das absurd. Er liebt seinen Beruf und hat nichts dagegen, sich ansonsten eine gute Zeit mit seiner Celine zu machen. Punkt. Aus. Allerdings … und so kommt er dann hier ja auch ins (gefährliche) Spiel: Wenn man ihn an seiner Medizinerehre packt, dann gilt es, diese zu verteidigen. Die Zweifel, die plötzlich an seiner Kompetenz bestehen, auszuräumen und den Ursachen dieser Fehleinschätzung auf den Grund zu gehen und – ohne, dass er es sich versieht – steckt er drin, mitten im tödlichen Krimiplot.
Was zeigt „Dr. Hoffmann – Die russische Spende“, was wir so noch nicht, beispielsweise aus anderen Krimis, kennen?
MAX ZÄHLE: Unsere Protagonist:innen Dr. Hoffmann und seine Freundin Celine sind keine professionellen Ermittler, sondern in erster Linie Menschen, die mit ihren Gefühlen und Erfahrungen einen quasi persönlichen Blick auf die Fälle werfen, und so werden ihre Ermittlungen auch davon geprägt. Es ermöglicht eine noch größere Nähe zum Zuschauer und mehr empathische Bindung an das Geschehen und unsere Helden.
Inwiefern sind Kai Wiesinger und Isabell Polak genau die richtige Besetzung für Dr. Hoffmann und Celine?
KERSTIN FREELS: Felix Hoffmann ist ein Laid-back-Typ, ein ganz normaler Stationsarzt, kein Karrierist. Er macht gute Arbeit, viele Überstunden und möchte ansonsten ganz normale Dinge tun. Ausschlafen, Fußball gucken, Zeit mit seiner Freundin verbringen. Wir sind komplett begeistert von Kai Wiesinger in dieser Rolle, denn er gibt unserem verknautschten Dr. Hoffmann eine große sympathische Lässigkeit und gleichzeitig eine starke Moral und ein Anliegen. Sein Felix schaut mit Unbehagen, manchmal auch ganz normaler Angst auf die Dinge, die um ihn herum geschehen, dadurch sind wir ihm sehr nahe. Und Isabell Polak ist hier als Celine eine großartige und kongeniale Partnerin, immer neugierig, eigensinnig und unerschrocken, im Krimifall wie auch in Beziehungsdingen. Ungekünstelt und direkt.
MARCOS KANTIS: Ich finde mit der Besetzung von Kai Wiesinger und Isabell Polak ist uns ein echter Coup gelungen. Dass Kai Wiesinger ein großartiger Schauspieler ist, hat er bereits in seinen großen Kinoerfolgen bewiesen, aber natürlich auch in unzähligen TV-Auftritten und in seiner eigenen Produktion ,Der Lack ist ab‘. Wiesinger ist aufgrund seiner langen Karriere ein bekanntes TV- und Kinogesicht und passt auf die Rolle des charmanten, attraktiven und passionierten Arztes einfach ideal. Isabell Polak ist eher bei dem jüngeren Publikum durch ihre bisherigen Comedy-Erfolge bekannt, startet aber so eben auch im fiktionalen Kino und TV gerade richtig durch. Viel wichtiger aber noch als die individuellen Karrieren der beiden Stars ist es für uns von Anfang an gewesen, zwei Schauspieler zu finden, die nicht nur vor der Kamera ein gutes Bild abgeben, sondern bei denen auch tatsächlich die Chemie stimmt. Das zeichnete sich bei Polak und Wiesinger nun auch schon bei den ersten Treffen und Probearbeiten ab, und so waren wir sehr erfreut, dass es bei allen Beteiligten und Entscheider:innen eine einhellige positive Meinung zu dem Paar gab.
Für Dr. Hoffmann und Celine wird es im Lauf der Geschichte gefährlich – was war Ihnen bei der Inszenierung des Buches besonders wichtig?
MAX ZÄHLE: Ich wollte das große Empathiepotential unserer Protagonist:innen hervorheben, die ihre Persönlichkeit und ihren privaten Blick auf den Fall und die Ermittlungen stets offen zeigen. Dabei war es mir wichtig, eben auch in gefährlichen Situationen nie den Humor zu vernachlässigen und auch deren Lust und den Spaß am Ermitteln zu vermitteln.
Die russische Spende basiert auf einer Buchvorlage, was macht den Stoff von Christoph Spielberg zu einer Vorlage, die als Film funktioniert?
KERSTIN FREELS: Zunächst: die gute Kenntnis des Sujets! Christoph Spielberg weiß genau, wovon er schreibt. Er ist selbst Arzt für Innere Medizin und Kardiologe und hat lange als Oberarzt in einer Berliner Klinik gearbeitet. Er kennt die besonderen Anforderungen, den Stress, die täglichen Abläufe aus eigener Erfahrung und das spürt man in seinen Romanen. Nils Morten Osburg hat daraus ein sehr gutes Filmdrehbuch gemacht und Max Zähle hat der einzigartigen Mischung aus profunder Sachkenntnis und Krimispannung in seiner Regie mit viel Suspense Raum gegeben.
MARCOS KANTIS: Christoph Spielberg schreibt seine Romane in einer klaren Krimistruktur und die Motive der Verbrechen basieren auf sehr aktuellen Themen. Dabei wird schnell der Krankenhaus-Kosmos erweitert, denn natürlich bietet die medizinische Arbeit die Möglichkeit, in der Konstruktion des Krimis auch in die Fälle der Patienten hineingezogen zu werden.
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