Interview mit der Regisseurin Esther Gronenborn

Drehstart für den ARD-Degeto-Film „Ein Wochenende im August" (AT)
Drehstart für den ARD-Degeto-Film „Ein Wochenende im August"

Regisseurin Esther Gronenborn über die Dreharbeiten zu „Ein Wochenende im August“

Wie haben das Drehbuch von Katharina Amling und Sie zueinander gefunden?

Heike Voßler hatte schon lange die Idee, einen erwachsenen Liebesfilm zu machen, in deren Zentrum eine Frau im mittleren Alter steht. Als sie mir davon erzählt hat, fand ich das sofort spannend. Mit Katharina Amling fand sie dann die richtige Autorin, um den Stoff in eine Geschichte zu kleiden. Ich kam in der Treatmentphase dazu. Mit dem ersten Treffen war schnell klar: Die Chemie stimmt, wir teilen die gleiche Vision und können uns eine Zusammenarbeit sehr gut vorstellen.

Welche Besonderheiten hatten die Dreharbeiten in der Lüneburger Heide?

Die Heide ist ja sozusagen die dritte Hauptdarstellerin. Die besondere Landschaft gibt dem Film etwas ganz Außergewöhnliches. Es war einfach sehr schön, so nah an und mit der Natur zu erzählen. Wir hatten unsere Drehphase extra in die Blütezeit der Heide gelegt. Doch leider hatten wir einen sehr trockenen Sommer. Die Heide leuchtete nicht lila, sondern verfärbte sich stellenweise einfach nur braun. Wir mussten also ziemlich viel umstellen und auch mit visuellen Effekten arbeiten, um die Farbe dann so leuchtend hinzukriegen, wie sie eigentlich normalerweise aussieht.

Den beiden Hauptdarstellern scheint die Rolle wie auf den Leib geschrieben. Wie wichtig ist eine gute Chemie zwischen den Hauptdarstellern?

Ziemlich schnell war uns klar, dass Nadja Uhl genau die richtige Darstellerin ist, um der Figur der Katja die nötige Tiefe und Authentizität zu geben. Ich habe mich dann mit Carlo Ljubek getroffen, der ohnehin große Lust hatte, mit Nadja zusammenzuarbeiten. Schon bei diesem ersten Kennenlerntreffen wusste ich, dass die beiden sehr gut zusammen passen werden. Und so war es dann auch: Die Chemie stimmte. Wir hatten alle sehr großen Spaß beim Dreh. Als die Besetzung klar war, habe ich dann das Drehbuch nochmal auf den Cast hingeschrieben und gemeinsam mit den Schauspielern in den Textproben die Dialoge angepasst. Auch während des Drehs haben wir in Proben immer wieder gemeinsam an den Szenen gearbeitet. Dadurch konnten wir die besondere Nähe und Authentizität zwischen den beiden erzeugen.

Was fasziniert Sie persönlich an dieser großen Liebesgeschichte?

Es sind mehrere Facetten, die mich sofort gepackt haben. Da ist die besondere Situation von Katja: Ihre Tochter geht aus dem Haus, eine neue Lebensphase beginnt. Sie ist an einem Scheideweg. Ihre intensive Begegnung mit Daniel wirbelt bei den beiden aber nicht nur Gefühle durcheinander. Sie bekommen die große Chance, sich genau zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Fragen über ihr bisheriges Leben zu stellen. Katja kommt also an diesem Wochenende nicht nur Daniel näher, sondern stößt auch auf den Grund ihrer ureigenen Gefühle und Sehnsüchte. Aber auch bei Daniel tut sich viel. Er kommt durch Katja auf dem Boden der Tatsachen an, ist vielleicht um eine Liebe reicher, aber auch um einige Illusionen über sich selbst ärmer. Natürlich stellt der Film auch indirekt Fragen über die verschiedenen Formen der Liebe, die einem im Leben begegnen können. Sich all diesen Gefühlen wahrhaftig zu stellen, den Mut findet Katja – und das ist auf ganz unprätentiöse Weise sehr bewegend.

Warum geschieht dies an einem Wochenende?

Das Wochenende ist wie eine Tür in eine andere, ganz zeitlose Welt. Wenn man so will, in einen freieren, fast schwerelosen Zustand. Plötzlich scheint alles möglich. Dieses Gefühl wollte ich besonders in der Bildsprache des Films spiegeln. Die Unterwasseraufnahmen mit Nadja und Carlo versinnbildlichen diesen Zustand auf ganz besondere Weise. Aber auch sonst haben meine Kamerafrau Birgit Gudjunsdottir und ich diesen Zwischenzustand immer wieder in Durchblicken durch Fenster und Türen gesucht. Es ging darum, die immer größere Nähe zwischen den beiden in einem sinnlichen Spiel aus Nähe und Distanz auch optisch in der Auflösung des Filmes zu begleiten. Da ja alles an einem Wochenende spielt und es eigentlich vor allem darum geht, diese beiden Menschen beim Sich-Verlieben zu betrachten, war eine genaue Choreografie der Bildsprache also umso wichtiger. Das ist als Regisseurin sehr reizvoll zu inszenieren.

Wer sollte sich „Ein Wochenende im August“ ansehen?

Lebenslust, Leichtigkeit, Sehnsucht, Liebe, Sommer, Heide, Natur, Schmerz, Selbsterkenntnis: Wen diese Stichworte packen, der sollte sich den Film anschauen.

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