Alexander Dierbach
Regisseur "Böses Blut"
An der Drehbuchvorlage „Böses Blut“ hat mich besonders gereizt, die kammerspielartige Abwärtsspirale der Figuren umzusetzen. Grundsätzlich interessiert mich an Krimiformaten tendenziell das Drama der Figuren mehr als der eigentlich zu Grunde liegende Krimiplot. Der Plot ist häufig das Ergebnis einer oder mehrerer Figurenreisen, die sich an einem bestimmten Punkt überschneiden. So wie in „Böses Blut“, in dem sich nach Jahrzenten eine ehemalige Clique wiedertrifft und die Ereignisse der Vergangenheit scheinbar Wunden hinterlassen haben, die unverheilt als Motor für einen perfiden Racheakt dienen.
Abgründe einer ehemaligen Freundschaft auszuloten, hat mich hierbei besonders interessiert. Das langsame Sezieren, die Demontage von „Butsch“ zu beobachten und zeitgleich einer Figur zu begegnen, die zu einem zeitlich versetzen, erweiterten Suizid bereit ist, fand ich sehr spannend.
Uwe Preuss als Juro, als den ewigen Zweiten hinter „Butsch“ zu besetzen und zu inszenieren, war mir nach unserer ersten Zusammenarbeit beim Rostocker „Polizeiruf 110: Fischerkrieg“ eine besondere Freude. Sein auffallend feines, ruhiges und dann doch so explosiv kraftvolles Spiel, welches zwischen offener und nicht offener Täterführung pendelt, hat mich sehr beeindruckt und war ein hervorragendes Gegengewicht zu den Hauptfiguren „Butsch“ und Viola Delbrück.
In dieser „Wolfsland“-Episode habe ich versucht, Krimi, Thriller und letztlich auch Drama miteinander zu verweben. Die eigentlich tragische Geschichte der Figur Juro wird zum Erdbeben für die Hauptfiguren der Reihe. In „Böses Blut“ geht es um bedingungsloses Vertrauen, um Rache und unerfüllte Lebensträume.
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