Fragen an Benno Fürmann
Was hat Sie an Ihrer Rolle "Jonas" angesprochen? Welche Charakterzüge mögen Sie an ihm?
Ich mag an Jonas, dass er ein sehr großzügiger Mensch ist, der den Problemen im Leben mit einer beneidenswerten Offenheit und einer extrem positiven Grundausrichtung entgegentritt. So offen, dass es für mich beim Spielen ein wiederkehrender Prozess war, mich von Stefan Krohmer auf Dur statt auf Moll ausrichten zu lassen, offen zu bleiben in Momenten, in denen 99% von uns sagen würden: So, jetzt reicht es! Jonas will die Dinge besser machen, als er es bei seinen Eltern erlebt hat. Er ist ein sehr bewusster Mann und Vater, und das ist mir sehr sympathisch.
Welche Regeln gibt es in einer "offenen Beziehung"?
In offenen Beziehungen geht es letztendlich immer darum, dass man die gleiche Sprache spricht – wenn man das tut, dann gibt es so einige Beziehungsmuster, die möglich werden. Das hat etwas mit persönlicher Freiheit und Großzügigkeit dem Anderen gegenüber zu tun und dem Mut, aus alten Mustern auszubrechen. Den Mut sich selber konsequent zu leben, aber auch Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, da es nie nur einen selbst betrifft, sondern auch etwas mit dem Gegenüber macht. Und da muss die Waage stimmen. Es geht darum, in Kontakt zu bleiben und es nicht bei sich und seinen Ansprüchen bewenden zu lassen.
Marit und Jonas leben die offene Beziehung nicht nur als Paar, sondern als Familie. Für wie praxistauglich empfinden Sie dieses Modell?
Ich glaube, je klarer man als Paar gegenüber dem Rest der Familie auftritt, desto besser. Jonas und Marit sind sich aber überhaupt nicht klar, sondern lassen ihre Kinder Teil der Versuchsanordnung werden, von deren Ausgang sie selber noch keine Ahnung haben. Das Ganze ist Work in Progress – da ist eine gewisse Ehrlichkeit dabei, zugegeben, aber auch eine große Konfusion und ich glaube nicht, dass Kinder damit in der Realität unbedingt gut fahren.
Jonas ist ein Mann, der über seine Gefühle sprechen kann. Für wie wichtig halten Sie diese Fähigkeit innerhalb einer Beziehung?
Kommunikation ist einer der wichtigsten Bestandteile einer Beziehung. Männer machen sich nicht gerne angreifb ar. Jonas ist da sehr weit und sehr mutig. Ich glaube, dass viele Männer von Jonas lernen können, genauso wie wir im Alltag von Frauen lernen können, offener mit unseren Gefühlen umzugehen, aus der Schutzzone herauszutreten und uns zu trauen uns zu zeigen.
Glauben Sie, dass die weiblichen und männlichen Zuschauer einen unterschiedlichen Blick auf das Thema "Offene Beziehung" haben?
Wahrscheinlich. Wobei es da natürlich große Unterschiede gibt. In der heutigen Zeit ist man ja weniger in seinem Rollenbild verhaftet als früher. Es gibt oft nicht mehr die Frau oder den Mann, stattdessen gibt es unterschiedliche Arten und Weisen der Sozialisierung. Das Klischee ist natürlich, Frauen wollen Zweisamkeit, Männer hingegen lange Leine. Darin steckt sicherlich eine Wahrheit, die da aber nicht aufhört. Ich kenne unterm Strich mehr Männer und Frauen, die das Bedürfnis nach Zweisamkeit haben, als dass sie offene Beziehungen führen wollen. Im Großen und Ganzen gibt es aber sicherlich noch mehr Männer, die sich trauen würden, offen zu sagen, dass sie auf andere Frauen stehen, als Frauen, die selbstverständlich zugeben würden, das sie gerne mal einen interessierten Blick auf das andere Geschlecht werfen. Als Mann ist man es seit Ewigkeiten gewohnt, seine Bedürfnisse zu formulieren. Aber ich glaube, wir gehen da gerade in Richtung größerer persönlicher Freiheit und hoffentlich auch mehr in Richtung gleiches Recht für alle.
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