Gespräch mit Henny Reents
Nach dem westernmäßigen ersten Teil der Reihe wird es hier mit dem "wilden Sven" mystisch und geheimnisvoll. Wie gefiel Ihnen diese besondere Note des Films?
Ich mochte das sehr, das hat so was Skurriles. Die Art, wie dieser Fluch umgesetzt wurde, gefiel mir, und auch, dass jede Figur ihren eigenen Blick auf die Dinge hat. Jule Christiansen glaubt die Geschichte, während Hauke Jacobs sie eher belächelt, und Lona Vogt glaubt eigentlich auch nicht dran.
Aber sie trägt trotzdem verschiedenfarbige Socken.
Ja, stimmt. Irgendwie ist es ihr schon suspekt, dass an dem Tag immer diese seltsamen Dinge passieren und dass es alle sieben Jahre zu zwei Toten kommt. Deshalb geht sie lieber auf Nummer sicher. Die unterschiedlichen Socken sollen das Unglück abwehren.
Selchow, die erste Leiche an diesem 24. Februar, ist kein Unbekannter für Lona Vogt. Er war in den Tod ihrer besten Freundin verwickelt. Hofft sie, dass die Sache jetzt neu aufgerollt werden kann?
Als dieser Mann tot aufgefunden wird, hat sie gleich eine Ahnung, dass es vielleicht doch so etwas wie Gerechtigkeit gibt. Nicht, dass sie es gutheißen würde, dass er ums Leben kam, aber sie hat sehr feine Antennen und vermutet sofort, dass dieser neue Fall mit dem alten zusammenhängt. Natürlich hofft sie, dass jetzt endlich die Wahrheit ans Licht kommt. Der Tod ihrer Freundin geht ihr noch immer sehr nahe.
Da die Polizistin in ihrem Einsatzort aufgewachsen ist, gibt es häufig private und berufliche Überschneidungen. Wie schafft sie es da, neutral zu bleiben?
Ich glaube, was sie wirklich antreibt, ist eine große Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Sicherheit. Lona sieht sich in gewisser Weise als Beschützerin des Dorfes. Wenn jemand Unrecht tut, dann ist das wie eine Grenzüberschreitung, und da ist es egal, ob man ihn gut kennt oder nicht. Auch wenn Lona die Beweggründe mancher Täter vielleicht gut versteht, gibt es für sie immer etwas Höheres, und das ist das Gesetz. Ich mag es, dass sie auf eine Art immer emotional in die Fälle involviert ist. Das finde ich spannender, als wenn die Ermittlerfigur die Dinge immer nur von außen betrachtet.
Die Ermittlungen führen Lona zu ihrem Vorgänger, der den alten Fall für "ausermittelt" hält. In dieser Szene prallen Welten aufeinander ...
Lona Vogt hat schon damals, als Günter Ender in dem Fall ermittelt hat, gespürt, dass er sich die Sache ein bisschen leicht macht und dass er Dinge unter den Teppich kehrt, um den Fall abschließen und in Rente gehen zu können. Vor sieben Jahren war sie allerdings noch nicht in der Lage, sich stärker durchzusetzen, und dann wurde das Verfahren eingestellt. Die Begegnung jetzt ist stark von unterschwelligen Spannungen geprägt. Hier geht es ja auch um die Übergriffigkeit von Männern, und bei diesem Thema vertritt Lona natürlich eine ganz andere Haltung als ihr alter Kollege. Sie will jetzt einfach Gerechtigkeit sehen und sich keine Sprüche mehr über ihre Freundin anhören.
Dieser Film war Ihre zweite Begegnung mit der Figur Lona Vogt. Was haben Sie Neues über sie gelernt?
Ich hab eine stärkere Hartnäckigkeit an ihr entdeckt, aber auch eine große Wut und Traurigkeit. Lona hat schon etwas sehr Eigenbrötlerisches. Das Stoische an ihr, das im ersten Film stärker sichtbar war, tritt hier etwas in den Hintergrund, weil dieser Fall sie so sehr aufwühlt. Das liegt zum einen daran, dass es hier um den Tod ihrer Freundin geht, zum anderen treibt sie aber auch das Männerthema um, das hier hochkommt. Die Frage, wie sie so zu Männern steht. Sie verspürt sehr viel Misstrauen ihnen gegenüber. Sie hat das Gefühl, dass Männer immer ein Geheimnis haben und dass man ihnen nicht hundertprozentig trauen kann. Dass Frauen unabhängig sind und sich auch gut allein durchschlagen können, hat sie in ihrer Kindheit gelernt, in der ihr Vater häufig weg war.
Lona findet einen Anlass, Hauke Jacobs wieder in ihre Arbeit einzubeziehen. Wie würden Sie ihr Verhältnis zu dem neuen Mann im Dorf beschreiben?
Sie holt sich hier einen Verbündeten ins Boot. Auch ohne die Prellung hätte sie wahrscheinlich irgendwie versucht, ihn in diesen Fall mit reinzuziehen. Schon allein weil sie merkt, dass die Sache für sie hochemotional ist und sie an ihre Grenzen stößt, wenn sie allein ermittelt. Was sie natürlich nie offen zugeben würde. Sie sagt zwar an einer Stelle, dass sie froh ist, dass er da ist und ihr hilft, aber am Ende hat sie, glaube ich, trotzdem das Gefühl, dass sie das Ding allein gewuppt hat. Sie weiß nicht so recht, was sie von Hauke Jacobs halten soll. Aber sie empfindet ihm gegenüber schon deshalb eine gewisse Vertrautheit, weil er auch so mysteriös ist und Geheimnisse hat. In dem Punkt hat er für sie Ähnlichkeit mit ihrem Vater.
Lona und Hauke kommen sich bei der Arbeit nah, ohne dass man sie je flirten sieht. Selbst als sie über sexuelle Fantasien spricht, bleibt Lona betont cool.
Sie geht die Sache so nüchtern wie möglich an. Da steckt natürlich eine gewisse Lust an der Provokation drin. Sie liebt es, ihn zu schocken mit ihren Sprüchen, um zu sehen, wie er reagiert. Da testet sie ihn ein bisschen aus.
Wie im ersten Film gibt es auch hier am Ende eine Schießerei. Können Sie gut mit Waffen umgehen?
Ich habe extra ein Waffentraining bei der Hamburger Polizei absolviert, damit ich weiß, wie man eine Pistole in der Hand hält und was man im Notfall macht und was eben nicht. Ich wollte als Lona Vogt eine gewisse Routine und Normalität im Umgang mit der Waffe haben. Es macht auch durchaus was mit einem, eine Waffe bei sich zu haben; sie vermittelt schon ein kleines Machtgefühl.
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