Gespräch mit Regisseur Jochen Alexander Freydank
Sie haben mit "Der Wilde Sven" den zweiten Teil von "Nord bei Nordwest" gedreht. Was spricht Sie an der Reihe um Tierarzt Hauke Jacobs an?
Mir gefällt diese Mischung aus etwas leichteren Tönen und Krimi, die "Nord bei Nordwest" kennzeichnet. Und es war ein großes Plus für mich, mit Hinnerk Schönemann arbeiten zu können. Er ist ein Schauspieler, der immer viele Ideen mitbringt; das macht sehr viel Spaß. Außerdem bin ich Nord-affin und mag es, an der Küste zu arbeiten.
Der "wilde Sven" ist ein spukender Geist. Sie stürzen sich mit Lust auf die Gruselelemente der Geschichte und haben auch mit Visual Effects gearbeitet ...
Das Schöne an diesen Effekten ist, dass sie so nebenbei eingestreut sind, dass man sie als Zuschauer gar nicht bemerkt. Wir haben die Visual Effects nur da eingesetzt, wo sie wirklich notwendig waren. Mir war vor allem wichtig, das ganze Geschehen in so eine Stimmung zu tauchen, dass man sich fragt: Ist das wirklich nur eine alte Sage oder ist vielleicht doch was dran an der Geschichte mit dem Fluch? Aber es ist ja ein Kennzeichen dieses Formats, dass man das alles nicht ganz so ernst nehmen sollte.
Der Film hat komische Elemente, erzählt aber auch einen ernstzunehmenden Kriminalfall. Wie sind Sie vorgegangen, um die beiden Seiten auszutarieren?
Dafür zu sorgen, dass man den Kriminalfall ernstnimmt, ist, glaube ich, die einfachere Übung. Viel mehr Arbeit macht es, die komödiantischen Elemente darüber nicht aus den Augen zu verlieren. Aber da hilft mir mein Background: Ich habe einige erfolgreiche Komödien gemacht und auch zwei "Tatorte" gedreht. Um eine Balance zwischen den ernsten und den komischen Elementen zu halten, ist es wichtig, beide Seiten mit allen Stilmitteln, die einem zur Verfügung stehen, immer wachzuhalten und aufzupassen, dass es nicht in die eine oder die andere Richtung kippt. Man muss die emotionalen Momente wirklich emotional erzählen und bei den komischen Momenten achtgeben, dass man nicht den Krimi verlässt und komplett albern wird.
Sie präsentieren einige skurrile Dorfgestalten. Neben Mehmet Ösker sind der Briefträger und die beiden Bestatter zu nennen. Haben Sie einen Hang zum abseitig Komischen?
Abseitig würde ich jetzt nicht sagen, aber ich habe ganz klar eine Vorliebe für alles, was in Richtung schwarzer Humor geht. Und dazu gehören natürlich auch diese beiden Bestatter. Gerade auf der Komödien- Ebene habe ich einiges dazugebaut und mir ausgedacht, was so nicht im Drehbuch stand. Dazu gehört auch, dass die Figur des als Wikinger verkleideten Mehmet Ösker sich wie ein roter Faden durch die Handlung zieht. Wir sehen hier eine geschlossene Gesellschaft, in der jeder jeden kennt, ein Dorf im Spätwinter mit der entsprechenden Ausstrahlung und Stimmung.
Wo lagen für Sie als Regisseur die größten Klippen bei diesem Ostsee-Krimi?
Handwerklich schwierig war es auf jeden Fall, im Winter auf dem Wasser zu drehen. Also die Schluss-Sequenz mit den Schiffen im Nebel. Das war technisch eine große Herausforderung. Darüber hinaus haben wir die ganze Zeit mit dem Wind und der Kälte gekämpft. Wir mussten sogar zeitweilig fürchten, dass uns der Hafen einfriert, in dem wir gedreht haben. Es war reines Glück, dass es dazu dann doch nicht kam. Generell muss man, wenn man am Meer dreht, immer einen Plan B haben, weil das Wetter sehr schnell umschlägt. Da muss man dann entsprechend schnell reagieren können.
Hauke Jacobs’ neuer Beruf bringt es mit sich, dass immer auch Tiere mitspielen. Waren die alle kooperativ?
So eine Kuh ist verdammt groß; da haben wir schon alle gestaunt bei den Dreharbeiten. (lacht) Und unsere Kuh hat auch keineswegs immer das gemacht, was wir von ihr wollten. Die Schildkröte war schon deutlich einfacher zu handhaben. Meistens hat sie brav das getan, was wir uns von ihr gewünscht haben. Mit Tieren zu drehen, das ist immer eine Wundertüte. Aber am Ende ist es auch lustig und macht Spaß.
Was verbindet Sie mit dem Norden und dem norddeutschen Temperament?
Ich bin ja Berliner und habe schon als Kind sehr häufig meine Ferien in Ostseenähe oder an der Ostsee verbracht. Das mochte ich von jeher sehr. Hinzukommt aber sicher auch, dass man sich als Städter immer sehr nach so was sehnt, nach der Ruhe und Entspanntheit und der Weite des Meeres. Ich bin da jedenfalls sehr oft und habe gerade drei Filme hintereinander an der Ostsee gedreht. Das war schon toll.
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