Statement von Holger Karsten Schmidt
Holger Karsten Schmidt
Drehbuch für „Nord bei Nordwest: Dinge des Lebens“ und „Nord bei Nordwest: In eigener Sache“
Holger Karsten Schmidt arbeitet seit 1995 als freier Drehbuchautor für Fernsehen und Kino und seit 2011 auch als Romanautor. Neben seinen Drehbüchern für die Kinofilme „14 Tage lebenslänglich“ und „Nebel im August“ schrieb er die Vorlagen zu zahlreichen Fernsehfilmen, darunter die Zweiteiler „Das Programm“ und „Der Seewolf“, die Einzelfilme „Auf kurze Distanz“, „In Sachen Kaminski“, „Gladbeck“ und „Der Auftrag“. Er schuf die Krimiserie „Der Solist“ mit Thomas Kretschmann, entwickelte die Charaktere des Stuttgarter „Tatort“-Duos und schrieb deren ersten drei Fälle.
Zudem entwickelte er die vierteilige Reihe um den von Hinnerk Schönemann verkörperten Privatdetektiv Finn Zehender und die anschließende Reihe „Nord bei Nordwest“, für die er inzwischen zehn Drehbücher schrieb. Die Reihe „Harter Brocken“ stammt ebenfalls aus seiner Feder. Holger Karsten Schmidt wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter mit dem Adolf- Grimme-Preis für „Mörder auf Amrum“, für „Mord in Eberswalde“ und für „Das weiße Kaninchen“ sowie mit dem Deutschen und dem Bayerischen Fernsehpreis für „Gladbeck“. 2011 erschien sein erster mittelalterlicher Kriminalroman „Isenhart“, der im selben Jahr unter dem Titel „Isenhart – Die Jagd nach dem Seelenfänger“ ausgestrahlt wurde. Zu seinem weiteren Romanen gehören „Auf kurze Distanz“, drei Bände „Lost in Fuseta“, die er unter dem Pseudonym Gil Ribeiro verfasst hat und von denen der vierte Band im Frühjahr erscheint, und aktuell die NDR/ ARD Degeto Miniserie „Die Toten von Marnow“.
Statement von Holger Karsten Schmidt
Als ich 2013 „Nord bei Nordwest“ erfunden habe, war das eigentlich der Versuch, Hinnerk Schönemann nach „Finn Zehender“ etwas Neues auf den Leib zu schneidern. Ich habe nicht damit gerechnet, wie gut er sich, zusammen mit Henny Reents und Marleen Lohse sowie den anderen, ständig besetzten Nebenrollen, seinen Platz bei den Zuschauern erobern würde.
Ich habe vor sechs Jahren für diese Reihe die Personenkonstellation eines Dreiecks gewählt, weil mir diese geometrische Figur dramaturgisch gesehen wechselnde Koalitionen erlaubt oder, anders gesagt, mir dramaturgisches Potential eröffnet. Auch, wenn in Redaktionsgesprächen über die Jahre immer wieder der Wunsch vorgebracht wurde, Hauke Jacobs solle eine Nacht mit Lona oder Jule verbringen, habe ich mich bemüht, dieses dramaturgische Dreieck davor zu schützen – denn das hätte „Nord bei Nordwest“ des Ungewissen und des Knisterns beraubt und damit das dramaturgische Dreieck vernichtet, das meiner Einschätzung nach einen nicht unerheblichen Bestandteil der Reihe ausmacht.
Wie gut dieses Dreieck mich durch alle meine Bücher und nun auch Niels Holle durch dessen Drehbücher getragen hat, habe ich bei der Folge „Dinge des Lebens“ bemerkt, als ich auf Henny Reents wegen terminlicher Schwierigkeiten größtenteils verzichten musste. Es war leider nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte: Henny hat die Reihe aus persönlichen Gründen auf eigenen Wunsch verlassen. Da Niels nun zur Entlastung und meiner Freude an Bord war, ergab sich auch die Frage, wer Hennys Abschlussfolge schreibt.
So sehr ich mich auch sonst immer wieder freue, neue Folgen für „Nord bei Nordwest“ zu schreiben, so sehr hat es dieses Mal viel Überwindung gekostet, weil ich mich am liebsten nicht von dieser Figur getrennt hätte. Aber ich habe diesen Charakter, den Henny auf ihre unvergleichliche Art verkörpert hat, erfunden, quasi ins Leben gerufen. Über viele Folgen habe ich versucht, Lona Vogt mit jedem weiteren Drehbuch Pinselstrich um Pinselstrich zu erweitern, verfeinern, variieren. Sie in steter Balance in dem Dreieck mit Hinnerk und Marleen zu halten. Und ich habe mich jetzt also verpflichtet gefühlt, auch ihre Ausstiegsfolge zu schreiben – sie am Ende so nah und liebevoll zu begleiten, wie nur irgend möglich. Es ist neben vielen anderen auch Felix Herzogenraths Verdienst, der beim Dreh noch zwei, drei kluge und feine Schippen diesbezüglich oben draufgelegt hat, dass es so geworden ist, wie es Lona Vogt am Ende verdient: todtraurig.
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