Hinnerk Schönemann im Gespräch
Hauke Jacobs
Rollenbeschreibung
Hauke Jacobs kam einst im Rahmen eines Personenschutzprogramms nach Schwanitz. Als Tierarzt getarnt, startete der ehemalige LKA-Ermittler aus Hamburg ein neues Leben in der Provinz am Meer, um den Fängen der Mafia zu entkommen. Seine Tierarztpraxis läuft gut, und mittlerweile arbeitet er auch wieder ganz offiziell als Polizist. Hauke wird dabei allerdings mehr gefordert, als ihm lieb ist, und das nicht nur physisch, sondern vor allem psychisch: Er konnte den Tod Lona Vogts, seiner liebgewonnenen Kollegin vom Polizeiposten Schwanitz, nicht verhindern und braucht lange, um ihn zu verarbeiten. Doch dazu bleibt kaum Zeit. In den aktuellen Fällen muss er seine Unschuld beweisen, da man ihm unterstellt, einen Journalisten erschossen zu haben. Ein schwerer Autounfall nimmt ihm kurzfristig sein Erinnerungsvermögen, und dann kommt ihm erneut die Mafia in die Quere. Aber vor allem ist Hauke, der eher zu der wortkargen Spezies von Mensch gehört und am liebsten ganz allein mit seinem geliebten Hund Holly auf seinem Hausboot weilt, gezwungen, sich an die neue Kollegin Hannah Wagner zu gewöhnen. Eigentlich alles zu viel für den Einzelgänger!
Hinnerk Schönemann im Gespräch
Herr Schönemann, in "Der Anschlag" bekommt Hauke Jacobs erst mit Hannah Wagner eine neue Kollegin im Polizeiposten Schwanitz zur Seite gestellt, dann wird er gleich am ersten gemeinsamen Arbeitstag verdächtigt, einen Journalisten erschossen zu haben. Baut er Vertrauen zu Hannah Wagner auf, weil er eine Verbündete braucht?
Vertrauen wäre in dieser Geschichte, in der die beiden zum ersten Mal miteinander zu tun haben, zu viel gesagt. Hauke braucht Hannah Wagner, weil er verdächtigt wird und sonst nicht weiß, wie er aus der Sache herauskommen soll. Schließlich wird ihm, dem Polizisten, ein Mord unterstellt. Aber Vertrauen – ohnehin ein großes Wort für Hauke – baut er erst später auf, nachdem sie ihn im Fall "Conny & Maik" nach dem Autounfall aus dem Wagen gezogen und ihm somit das Leben gerettet hat. Aber selbst dafür kann sich Hauke nur ein "Danke" abringen. Hauke will Hannah Wagner zunächst nicht als Kollegin, er begegnet ihr feindselig, er lehnt sie total ab. Und das lässt er sie in jedem Moment ganz deutlich spüren. Er möchte seine Ruhe haben, ist noch ein bisschen mit seiner Trauer über Lona Vogts Tod beschäftigt und will nur allein sein. Unausgesprochen vergleicht er die Neue mit Lona. Er redet nur mit ihr, weil sie eben seine Kollegin ist.
War die neue Dreierkonstellation für Sie als Schauspieler erst einmal eine Herausforderung?
Überhaupt nicht. Natürlich war es zunächst schade, dass Henny Reents nicht mehr dabei ist, schon allein visuell – mit Lona und Jule war Hauke von zwei Rothaarigen umgeben, und es flirrte immer mal wieder zwischen ihnen. In einer neuen Konstellation zu spielen, dauert natürlich ein wenig, man nähert sich an, aber das ist ja eher etwas Feines. Es ist spannend und schön, mit der neuen Kollegin Jana Klinge etwas Neues zu entwickeln. In "Der Anschlag", unserem ersten gemeinsamen Film, machte es großen Spaß zu spielen, wie Hauke und Hannah sich gegenseitig beäugen, wie sie sich angehen und aneinander reiben. Aber sowohl in dieser Geschichte als auch in "Conny & Maik", dem anschließenden Film, gibt es Momente, die eine gewisse Wärme und Nähe zwischen Hauke, Jule und Hannah zeigen. In unserer dritten gemeinsamen Zusammenarbeit – bei "Im Namen des Vaters" – sind Hauke, Hannah und Jule dann zusammengewachsen, da sind wir tatsächlich ein Team.
Inwieweit hat sich das Verhältnis zwischen Hauke und Jule verändert?
Es hat sich schon deshalb verändert, weil Lona nicht mehr da ist. Hauke und Jule bewegen sich heute auf Augenhöhe. Sie haben wegen Lonas Tod, die für beide Kollegin und Freundin zugleich war, und aufgrund vieler Erlebnisse eine gemeinsame Geschichte. Es gefällt mir, dass aus dem erst nur guten Verhältnis zwischen Hauke und Jule inzwischen eine gleichberechtigte Beziehung entstanden ist. Hauke nimmt Jule ernst, sieht in ihr nicht nur die Tierarztassistentin beziehungsweise Tiermedizinstudentin, sondern bezieht sie automatisch in die polizeilichen Ermittlungen ein.
Versuchen Sie, Hauke in jedem Film neue Facetten zu geben, oder entstehen diese aus den jeweils neuen Geschichten?
Die jeweiligen Fälle führen dazu, dass man immer wieder neu reagieren muss. Aber ich bin jemand, der auch situativ reagiert, und was dann entsteht, kann selbst ich nicht immer voraussagen. Manchmal überrasche ich mich selber, und das macht großen Spaß. Ich bin froh und dankbar, dass man mir die Freiheit lässt, mich auszuprobieren. Da Hauke sich inzwischen als verdeckter Ermittler nicht mehr verstecken muss, bietet sich mir ein großes Potential. Ich muss nicht nur entweder den guten Tierarzt oder den kauzigen Alleingänger spielen.
Sind Sie immer wieder überrascht, was sich die Autoren Holger Karsten Schmidt und Niels Holle für Geschichten ausdenken?
Was die beiden sich für Schwanitz ausdenken, ist ganz toll! Holger Karsten Schmidt liebe ich, aber Niels Holle holt ganz schön auf! Beide holen die große weite Welt des Schwerverbrechens in die kleine Welt eines Dorfes, in die von Schwanitz, wo fast New Yorker Verhältnisse herrschen. Ich mag ihre skurrilen Einfälle, die absurden Charaktere. Ich mag den schrägen und trockenen Humor dieser Reihe. All das zusammen bildet das Alleinstellungsmerkmal der Reihe, und das müssen wir bewahren. Für mich können ihre Geschichten gern noch schwärzer werden!
Neben dem Trio Hauke, Jule und Hannah zählen vier weitere Schwanitzer zum festen Ensemble. W ie wichtig sind sie für Hauke?
Herr Töteberg, Frau Bleckmann, Mehmet und Biene sind einfach da, sie gehören zur Insel dazu. Für Hauke sind es keine Freunde, und er muss auch nicht mit ihnen in den Urlaub fahren. Vielleicht würde er mal Mehmet auf sein Hausboot einladen, aber das muss eigentlich auch nicht sein. Ich finde diese liebevoll gestalteten Charaktere großartig, sie sind eine ganz wichtige Konstante! Wenn ich mit einer Figur dieser Reihe tauschen müsste, würde ich in die von Mehmet Ösker schlüpfen. Was sich die Autoren in jedem Film für ihn ausdenken, finde ich toll.
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