Do., 03.03.16 | 05:00 Uhr
Das Erste
Wettbetrug im Fußball – Milliardengeschäft für die Mafia
"Schiebung!" brüllen die Fans oft enttäuscht, wenn ihnen nicht gefällt, was auf dem Rasen gerade passiert. Sie könnten recht haben. Denn absichtlich verlorene Fußballspiele und irreguläre Elfmeter durch gekaufte Profis und Schiedsrichter sind zu einem Milliardengeschäft der internationalen Wettmafia geworden. Der beliebteste Sport ist kriminell unterhöhlt und oft alles andere als ein "Fair Play". Auf 500 Milliarden Euro Umsatz wird der weltweite Sportwettenmarkt geschätzt – kein Wunder also, dass Wettbetrug längst zu einem florierenden Geschäftszweig der organisierten Kriminalität geworden ist.
Manipulationen sind schwer nachzuweisen
Sepp Herberger, der legendäre deutsche Weltmeister-Trainer von 1954, hat einmal gesagt: "Die Leute gehen ins Stadion, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht." Dies gilt längst nicht mehr überall. Gerade bei Spielen, die nicht im Fokus der Öffentlichkeit stehen und dennoch weltweit Gegenstand hoher Wetten sind, werden die Wettbetrüger aktiv. Dabei platzieren sie ihre illegalen Wetten auch in Deutschland, vor allem aber auf dem asiatischen Wettmarkt. In China, Malaysia oder Hongkong sind sechsstellige Wettbeträge auf unterklassige – auch deutsche – Spiele nicht die Ausnahme, sondern die Regel.
Je nach Wette versuchen die Betrüger sogar, die Spiele noch in der Halbzeit durch Absprachen mit Spielern oder dem Schiedsrichter zu beeinflussen. Ermittler und Richter tun sich schwer, diese Spielmanipulationen nachzuweisen.
Wettbetrug weitet sich aus
Im Anschluss an den Fernsehfilm "Auf kurze Distanz" zeigt diese Doku, dass sich trotz einiger Ermittlungserfolge der vergangenen Jahre die Wettmanipulation im Fußball ausweitet. Denn Sportwetten werden immer beliebter und im Internet können sie 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche weltweit platziert werden. Gesetzt wird dabei auf fast alles: Tore, Eckbälle, Freistöße, Gelbe und Rote Karten. Gegenstand manipulierter Wetten sind Länderspiele, Champions League Spiele, Meisterschaftsspiele und selbst Jugendspiele.
Auch in Deutschland wächst die Wettbegeisterung kontinuierlich: Im vergangenen Jahr erzielten private Anbieter mehr als fünf Milliarden Euro Umsatz. Dabei agiert die Wettbranche hierzulande, aus juristischer Sicht, weiter in einem Graubereich. Denn der Markt ist seit Jahren nicht reguliert und mittlerweile kaum noch zu kontrollieren. Eine komplizierte, verwinkelte, oft verrückte und teils auch eine kriminelle Welt.
Wettanbieter engagieren sich als Sponsoren
Trotzdem wollen Bundesligavereine nicht auf lukrative Sponsoring-Verträge verzichten. Bei 15 von 18 Fußball-Erstligisten engagieren sich mittlerweile Wettanbieter als Sponsor. Ein Geschäft, von dem beide Seiten etwas haben: Die Wettanbieter polieren durch die Präsenz im Profi-Fußball ihr schlechtes Image auf, die Vereine kassieren. Bei schwierigen Themen wie Gewalt in den Stadien, Fremdenhass, Homophobie und Depression engagieren sich mittlerweile viele große Fußball-Vereine vorbildlich. Doch bei den Themen Spielsucht und Wettgeschäft sind sie immer noch auffallend zögerlich.
Ein Film von Benjamin Best