Peter Trabner im Interview

Guido Wachs (Peter Trabner) stellt absurde Forderungen an Katrin König (Anneke Kim Sarnau).
Guido Wachs stellt absurde Forderungen an Katrin König. Sie hatte ihn durch eine Beweismanipulation hinter Gitter gebracht. Nun setzt er König unter Druck: Entweder sie hilft ihm, wieder Kontakt zu seiner Frau zu finden, oder er wird sie ihres Vergehens bezichtigen.  | Bild: NDR / Christine Schroeder

Guido Wachs wird gespielt von Peter Trabner

In Guido Wachs‘ Welt gibt es vor allem eine Person, die zählt: er selbst. Der Frauenmörder weiß, dass er schwere Schuld auf sich geladen hat, aber die hat er aus seiner Sicht schon abgegolten. Die war ja eigentlich schon Vergangenheit gewesen, als er eine Familie gegründet hat. Er hat sich quasi selbst therapiert. So sieht er es. Und seine Wut darüber, dass seine Frau in ihm jetzt einen Mörder sieht und ihn hasst, hat ein Ziel: Katrin König. Mit suggestiven Briefen appelliert Wachs aus dem Gefängnis heraus an ihr Schuldgefühl. Schließlich hat sie Beweise manipuliert. Schließlich ist sie allein schuld, dass er im Gefängnis sitzt, sie allein. Guido Wachs hat die Bibel studiert. Er redet viel von Vergebung und Erlösung, aber in ihm arbeitet die Sehnsucht nach Rache. Es ist schwer zu sagen, ob er alles glaubt, was er sagt, oder ob es allein einem Zweck dient. Auf jeden Fall ist es erfolgreich: Katrin König besucht ihn im Gefängnis. Sie hört ihm zu. Vielleicht glaubt sie ihm sogar. Wenn er sie dazu bringen kann, dann ist vielleicht noch viel mehr möglich. Dann wird der Tag vielleicht wirklich einmal kommen. Aber es ist ein großes "wenn".

Peter Trabner im Interview

»Wachs macht sich die Welt, wie sie ihm gefällt.«

Guido Wachs wurde von Katrin König durch die Manipulation von Beweisen hinter Gitter gebracht und lässt nichts unversucht, um wieder auf freien Fuß zu kommen. Wie sind Sie an die Rolle herangegangen?

Ich wollte diesen Wachs so spielen, dass man versteht, dass er sich ungerecht behandelt fühlt. Was ja auch vollkommen menschlich ist, weil er für etwas einsitzt, womit er nichts zu tun hat. In „Polizeiruf 110: Für Janina“ hat er den Fehler gemacht, sich aus einer Rage heraus auf dem Dach des Präsidiums zu verplappern, und so ist der ganze Stein überhaupt erst ins Rollen gekommen. Ich wollte nachvollziehbar machen, dass er aus der Haft raus will, weil er sich unschuldig und ungerecht behandelt fühlt.

Er ist erwiesenermaßen ein Vergewaltiger und Frauenmörder. Hat er selbst gar kein Schuldbewusstsein?

In seiner Welt ist seine Schuld bereits abgegolten. In ihm ist so viel Verachtung für Frauen, dass er zwar erkennen kann, dass es nicht richtig war, Janina zu töten, für ihn trägt sie aber trotzdem selbst die Verantwortung dafür. Da das Rechtssystem ihn quasi schützt, weil er im Fall Janina bereits einmal einen Freispruch bekommen hat und man ihn nicht zweimal wegen einer Sache vor Gericht stellen kann, ist die Sache für Guido Wachs damit erledigt.

Ist er von seiner Persönlichkeit her dazu in der Lage, Reue zu empfinden?

Er bedauert, dass Janina tot ist, aber nicht um ihretwillen. Hätte sie sich anders verhalten, hätten die anderen Frauen in seinem Leben sich anders verhalten, würden sie ihn erkennen, könnte alles ganz wunderbar sein. Eigentlich glaubt er immer, dass die anderen schuld sind. Auch seine Morde rechtfertigt er so vor sich selbst; die Frauen waren im Grunde selbst Schuld.

Für das Schuldbewusstsein der Profilerin entwickelt Wachs dagegen ein feines Gespür.

Es ist interessant zu sehen, was er sich für eine Mühe gibt, um andere zu instrumentalisieren. Er weiß natürlich, dass die Ermittlerin etwas Verbotenes getan hat, und er weiß auch, dass sie jetzt in ihrem eigenen Saft schmort. Guido Wachs gibt sozusagen nur die nächsten Gewürze dazu und macht damit für Frau König alles noch schlimmer, als es aus ihrer Perspektive ist. Frau König triggert in ihm zwei elementare Punkte. Zum einen ist es die erste Frau, die seine Geschichte kennt, das macht ihn an. Er sucht Verbindung und möchte hier bewundert werden. Zum anderen ist sie schwer zu kontrollieren, was seinen Spieltrieb und seine Verachtung für sie steigert.

Er greift zu einer eindringlichen biblischen Sprache, um Katrin König ins Gewissen zu reden. Glaubt er selbst, was er sagt?

In dem Moment, wo er etwas sagt, glaubt er das schon. Er hat im Knast aber nicht zum Glauben gefunden. Er ist aber fasziniert von der Bibel. Das Alte Testament mit einem allmächtigen, strafenden Gott hilft ihm, Sinn und Kausalitäten zu erkennen. Er fühlt sich auserwählt und direkt angesprochen: In ihm ist etwas Göttliches. Mit seinen Morden hat er gottgleich über Leben und Tod entschieden, und so betrachtet er seine Bestrafung von Frau König auch als legitim, ja sie ist sogar seine Pflicht. Wachs ist ein guter Manipulator, die Bibelsprache ist für ihn wie ein Medikament, das seine "Performance" stärker macht.

Guido Wachs ist ein Narzisst, der sich hinter Masken verbirgt und keine Empathie für andere empfindet. Spielt er allen nur etwas vor?

Guido Wachs bewegt sich in seiner eigenen Welt, und was gesagt wird, ist für ihn die Realität. Er ist ein bisschen so ein Typ wie Donald Trump, der ja auch ein eher gleichgültiges Verhältnis zur Wahrheit hat. Wachs macht sich die Welt, wie sie ihm gefällt. Aber ich fand nicht, dass er nur etwas vorspielt oder sich verstellt oder furchtbar böse ist, sondern er verfolgt in jedem Moment sein Ziel. Ich wollte, dass man nachvollziehen kann, dass er aus der Haft entlassen werden will, und dass man ihn in gewisser Weise auch versteht.

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