Gespräch mit Fanny Staffa
(Vivian Bukow)
Sie spielen Vivian Bukow, die Ehefrau von Kommissar Sascha Bukow. Momentan sieht es kritisch aus für die Ehe. Was hat die beiden bislang verbunden?
Die Zuschauer kennen bis jetzt eine Vivian, die versucht, zwischen den Fronten klarzukommen und die zu kämpfen hat, vor allem weil eine alte Geschichte sie sehr mitgenommen hat: das Kidnapping ihres Sohnes durch den Mafiaboss Subocek. Genau die Sache, die letztlich dazu geführt hat, dass die Bukows von Berlin nach Rostock gekommen sind. Davor hatten die beiden eine lange glückliche Zeit in Berlin. Sie haben ineinander die große Liebe gefunden. Vivian ist die einzige Frau, die Sascha so sein lassen kann, wie er ist, und die ihn auch ziehen lassen kann, wenn er das braucht. Sie lässt ihn sein Ding machen, weil sie ihres macht; sie hat sehr viel Kraft und ist innerlich unabhängig und frei, und genau das liebt Bukow an ihr. Die zwei passen im Prinzip sehr, sehr gut zusammen und blicken auf eine wilde gemeinsame Zeit zurück. Aber sie haben sich nie die Zeit genommen, um das Kidnapping und die damit verbundene Angst gemeinsam zu verarbeiten.
In der letzten Zeit haben wir eine Vivian erlebt, die an ihre Grenzen gestoßen ist, was die Toleranz gegenüber den Eigenheiten ihres Mannes angeht …
Ja, aber sie ist keine, die zu Hause sitzt und zetert, wenn ihr was nicht passt, sondern sie ergreift die Initiative; sie diskutiert nicht lange, sie drückt das, was in ihr vorgeht, in Handlungen aus.
Ist sie manchmal eifersüchtig auf den Job oder die Kollegin?
Na ja, Vivian weiß, dass Bukow einen guten Geschmack hat, weil er sonst nicht mit ihr zusammen wäre (lacht). Und der ist kein Kostverächter, das weiß sie auch. Aber es ist ihre große Stärke, dass sie sich ihrer Vorzüge so sicher ist, dass sie auch weiß, dass eigentlich kein Grund zur Eifersucht besteht. Aber sie ist genervt, wenn auch abends noch das Telefon klingelt und es schon wieder um König geht. Und Sascha weiß gar nicht mehr, wie es um Vivian steht, wie es in ihr aussieht, und fragt auch nicht. Sie wartet nicht, bis er ihr wieder Aufmerksamkeit schenkt, sondern sie wendet sich dahin, wo sie welche bekommt. So verliebt sie sich in Thiesler. Das ist ihre Reaktion.
Geht sie die Affäre auch ein, um auf sich aufmerksam zu machen?
Das ist natürlich kein bewusstes Kalkül, es passiert ihr einfach. Und sie genießt es, verliebt zu sein. Thiesler sieht sie an, nimmt sie wahr mit allem, was da ist. Und das ist sehr schön. Aber auf der anderen Seite ist das auch ein klarer Wink. Sie weiß schließlich, dass Volker Thiesler ein guter Freund von Sascha ist. Das ist ihr schon bewusst, das passiert ihr nicht nur aus Versehen.
Wie ernst ist es ihr mit ihrem Ausbruch aus der Rolle der Ehefrau?
Wenn ich mal davon ausgehe, dass Vivian ihr Leben sehr ernst nimmt, das heißt, dass sie sich liebevoll um die Kinder sorgt, ihrem Beruf gern nachgeht und da auch ihre Frau steht, wird sie das jetzt genauso ernst meinen. Sie ist in dieser Affäre schon mit dem Herzen dabei und mit dem Kopf. Sie will wieder leben, sie will lieben und geliebt werden. Da ist etwas weg zwischen ihr und Bukow, da fehlt etwas in ihrem Leben, das sie sich anderswo sucht.
Eine Kommissars-Ehefrau, der man beim Fremdgehen zusieht; es ist ungewöhnlich und spannend, dass eine Nebenfigur so viel "Eigenleben" entwickelt. Haben Sie Einfluss auf die Gestaltung der Rolle?
Grundsätzlich gibt es immer Drehbuchbesprechungen, zu denen die Hauptpersonen eingeladen werden. Das heißt, wenn das Drehbuch in einer vorläufigen Fassung fertig ist, treffen wir uns und reden. Dann kann jeder noch mal eigene Gedanken einbringen. Das ist von Seiten der Redaktion und der Produktion unbedingt erwünscht. Darüber hinaus habe ich vor einiger Zeit auch noch mal einzeln das Gespräch gesucht – gerade weil ich die Gefahr sah, dass Vivian sich zu einer frustrierten Ehefrau entwickelt. Und ich hab mich sehr gefreut, dass ich da auf offene Ohren stieß.
Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit dem Josef Heynert?
Die ist großartig. Er ist ein ganz toller, liebevoller Kollege. Die Energie zwischen uns stimmt. Wenn man sich zu gut kennt, kann die Gefahr bestehen, dass die Energie nicht flirrig genug ist, aber Josef und ich sind uns fremd genug, dass das auch immer wieder neu und frisch entstehen kann. Wir haben einen sehr kollegialen Umgang miteinander. Häufig sprechen wir vor dem Dreh noch mal alles durch, aber manchmal entscheiden wir uns auch bewusst dagegen und sagen, wir lassen es einfach passieren. Das ist eine sehr schöne Arbeitsweise.
Vivian gerät ausgerechnet jetzt, wo sie eine Affäre beginnt, ins Visier einer Stalkerin, die sie beschimpft und bedroht. Sascha kann sie sich nicht anvertrauen. Eine vertrackte und gefährliche Situation …
Für meine Figur war diese Situation wirklich geradezu gespenstisch. Gerade in dem Moment, in dem Vivian wieder anfängt zu leben, auf ihre Weise, wird sie plötzlich bewacht und beobachtet, und noch dazu beschimpft und in den Dreck gezogen. Das fühlt sich sehr merkwürdig an, sehr beängstigend. Sie kann nirgends frei sein, nirgends Mensch sein und ihre Gefühle ausleben.
Vivian und die Kinder geraten hier – wieder einmal – in große Gefahr. Welche Spuren hinterlässt das bei der Figur?
Genau diese Frage stelle ich mir als Figur eigentlich auch immer wieder. Wie lange geht das noch so, wie viel hält sie noch aus? Was muss eigentlich noch passieren, bis sie endlich sagt, jetzt wandere ich aus oder jetzt trenne ich mich, weil ich mit diesem Beruf und den Gefahren nichts mehr zu tun haben will? Bislang sind wir an diesen Punkt noch nicht gekommen, weil die Liebe und der Zusammenhalt eben noch so klar und stark waren. Ich bin selbst neugierig, ob die Bukows irgendwann anfangen darüber zu reden und was das dann mit ihnen macht.
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