Cordelia Wege als Doreen Prätorius

Doreen Prätorius (Cordelia Wege) steht im sanften Licht der Münsteraner Kirche, das durch die hohen Fenster strömt. Mit einem Ausdruck von Ehrfurcht und Entschlossenheit blickt sie zum Altar und sucht in der sakralen Umgebung nach Antworten – oder Vergebung?
Doreen Prätorius steht im sanften Licht der Münsteraner Kirche, das durch die hohen Fenster strömt. Mit einem Ausdruck von Ehrfurcht und Entschlossenheit blickt sie zum Altar und sucht in der sakralen Umgebung nach Antworten – oder Vergebung? | Bild: WDR / Thomas Kost

Doreen Prätorius ist ein ebenso großes Rätsel für Thiel und Boerne wie die Todesumstände von Oskar Weintraub. Die Witwe wirkt unsicher und ängstlich, als ob sie eine unsichtbare Last trägt. Ihre Handlungen sind durchweg widersprüchlich. Diese Ambivalenz macht sie gleichzeitig faszinierend und zieht auch Hauptkommissar Thiel in den Bann. Im Laufe der Ermittlungen bleibt lange ungewiss, was Dorren antreibt und wem sie noch vertrauen kann...

Doreen Prätorius ist von Geheimnissen umgeben. Ohne zu viel zu verraten, weiß sie überhaupt selbst noch, ob sie Täterin oder Opfer ist?

Doreen ist sich, meiner Meinung nach, die ganze Zeit im Klaren darüber, dass sie Täterin ist. Nicht jedoch über den Umfang ihrer Täterschaft. So übernimmt sie Verantwortung für Dinge, die sie eigentlich nicht getan hat, macht sich somit zur Komplizin. Sie fühlt allerdings, dass etwas nicht stimmt, und ihre Zweifel mehren sich. Der spannende Punkt bei dieser Figur ist, dass sie anfangs nicht einmal wahrnimmt, dass sie eigentlich auch – und überhaupt – Opfer ist. Sie bemerkt das gar nicht. Das tritt ihr über die Dauer des Films mehr und mehr ins Bewusstsein. Sie handelt dann und verändert damit ihren Status. Sie übernimmt (am Ende) Verantwortung für ihr eigenes Handeln. Mit allen Konsequenzen. Es ist ein Lernprozess, ein spannender innerer und äußerer Wandel, den die Zuschauer mitverfolgen dürfen.

Doreen steht im Zentrum der Ermittlungen. Welche Herausforderungen hat die Rolle für Sie mitgebracht?

Eine Frau zu spielen, die mit häuslicher Gewalt umgehen muss, ist schon an sich eine Herausforderung. Als Spielerin bin ich deshalb mit der Frage umgegangen, wie notwendig es ist (ob es richtig und nötig ist), ein gewaltvolles Beziehungsmuster zu repititieren. Ich denke in diesem Fall: Ja, wir müssen es erzählen, denn es dient dazu, den Weg der Figur, Doreens persönlichen Entwicklungs- und Wachstumsprozess aufzuzeigen und nachvollziehbar zu machen.

Doreen kann sich scheinbar nicht an den Abend des Mordes erinnern. Ist das für Sie eher eine Gabe oder ein Fluch?

Es ist weder Fluch noch Gabe, sondern eine schlimme Tragödie: Glaubwürdig zu lügen in dieser schier ausweglosen Lage, und damit die eigene Situation unwissentlich zu verschlechtern, statt sie zu verbessern, ist unfassbar traurig. Doreens pure Not wird dadurch sichtbar.

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