Gespräch mit Jens Harzer
Ruben Delfgau
Wenn Ruben Delfgau an einem Tatort aufkreuzt, könnte man ihn für einen lässigen, etwas abgehalfterten Durchreisenden halten, der sich in dem Hotel in der Zimmertüre geirrt hat. Mit seinem gebückten Gang und der sanften Stimme lässt er die Autorität eines Kriminalbeamten vermissen. Hinter seiner etwas angeschlagenen Fassade verbirgt sich ein hellwacher Verstand und eine große Portion Menschenkenntnis. Deshalb ist er auch von einer Sache von Anfang an nicht überzeugt: Charlotte Lindholms Schuld.
Eigentlich sind nämlich Charlottes Schilderungen plausibel, die Abläufe möglich. Und dafür, dass die verdächtigte Kommissarin in eigener Sache ermitteln will, hegt Ruben Delfgau sogar eine gewisse Sympathie. Er lässt ihr Spielraum, schaut ihr zu, fasziniert von ihrer Ermittlungsarbeit und ihrer Schönheit. Darüber, wie sich dieser vertrackte Fall lösen lässt, kann man bei einem Whiskey viel besser nachdenken. Er lädt die kühle Kommissarin auf ein Getränk ein und wird selbst zum Opfer. Hat ihm Charlotte Lindholm wirklich die K.O.-Tropfen in sein Getränk geschüttet? Und wie passt dazu, dass sie ihm das Leben rettet? Während die beiden sich besser kennenlernen, reift in ihm eine Idee: Charlotte war verliebt in einen Unbekannten, könnte er nicht das unbekannte Wesen sein, bei dem sie findet, wovon sie ursprünglich geträumt hat?
Gespräch mit Jens Harzer
Mit Ihrem dritten Auftritt in der "Tatort"-Reihe (zuvor "Es lebe der Tod" und "Amour fou") spielen Sie erstmals einen Polizisten anstatt eines Verbrechers. Was hat Sie die Seiten wechseln lassen?
Buck hat mich gefragt, ob ich Lust hätte. Anfangs, dass muss ich zugeben, war mein Interesse nicht ganz so groß, warum soll ich auch einen Kommissar spielen? Aber dann hatte ich doch ein paar Ideen dazu, wir haben uns darüber ausgetauscht und so hat es sich dann ergeben.
Es gibt den geflügelten Ausspruch "Eine Geschichte ist immer nur so gut wie ihr Antagonist". Ist das Böse grundsätzlich faszinierender als das Gute?
Das ist ja gar nicht die Frage. Die Dinge sind ja ohnehin alle komplizierter, als man gemeinhin annimmt, so dass man sie doch oft gar nicht wirklich auseinanderhalten kann.
Was für ein Mensch steckt hinter Ihrer Figur Ruben?
Schwer zu sagen. Er ist Polizist, er denkt gerne nach. Er wurde von Berlin nach Hamburg versetzt, weil irgendwas ziemlich schiefgelaufen ist, er ist also in einer fremden Stadt. Dort macht er seine Arbeit, versucht sich zu konzentrieren, und gleichzeitig ist er auch irgendwie orientie - rungslos und verloren, so als würde er auf etwas warten und auch ziemlich vieles in Frage stellen. Also alles in allem ein eher ziemlich unsicherer Lebenszustand, so würde ich das sagen.
Ihre Liebesgeschichte mit Charlotte Lind - holm gerät intensiv. Was verbindet Ruben mit ihr?
Beide sind ja irgendwie aus ihren Bin - dungen losgelöst. Ich denke, dass er den Zustand, in dem sich Charlotte Lindholm befindet, ganz gut erkennt, vielleicht sogar versteht. Deshalb versucht er auch, ihr zu trauen. Und so gehören sie für diese wenigen Stunden zusammen, wissend aber, dass es nur für diese kleine Zeit ist.
Wie stehen Sie zu Udo Lindenberg, der über Hamburg hinaus als Wahrzeichen, als Unikat wahrgenommen wird?
Ich hatte mich vorher, ehrlich gesagt, nie so sehr mit Udo Lindenberg beschäftigt, aber jetzt, nachdem ich ihn ein paarmal von ferne erlebt habe – ja, er ist einzig - artig.
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