»Nach dem „Tatort“ mit Maria Furtwängler „Der Fall Holdt“ wollte ich mich nochmal der Herausforderung stellen, einen Krimi zu machen, der nur einen Tatverdächtigen hat, sich auf besondere Weise dem Thema der häuslichen Gewalt stellt und das übergeordnete Thema des menschlichen Instinktes behandelt. Dieses Thema spiegelt sich auf verschiedenen Ebenen des „Tatort“ wider.
Die Kommissarinnen bekommen im Verlauf des Falls mehr und mehr Einblick in die toxische Beziehung eines Ehepaars. Ein gewalttätiger Mann und eine Frau, die ihn nicht verlässt. Aber macht ein gewalttätiger Mann gleich einen Mörder aus?
Gorniak spürt die Gewalt, die vom einzigen Tatverdächtigen, dem Ehemann Fischer, ausgeht. Sie hat keine Beweise, aber dieses unaufhörliche Gefühl, dass er schuldig ist. Sie ist mit einem gewalttätigen Vater aufgewachsen. Sie erkennt Männer, die Gewalt ausstrahlen. Sie vertraut ihrem Instinkt, auch wenn das kein anderer tut und setzt sich durch, im Notfall auch gegen ihren Chef.
Sie weiß, ein diffuses Gefühl bringt ihr als Polizistin nichts, sie braucht Fakten und Beweise. Eine Allegorie auf unsere Gesellschaft, die auf Fakten basiert. Gefühle, Spiritualität, das Nichtgreifbare zählt weniger.
Die Liebe der Fischers ist eine innige, aber kranke Abhängigkeit. Eine Verbindung, die nicht gut, aber sehr stark ist. Wir lernen Frau Fischer in ihrem sonderbaren Haus, das selbst zu leben scheint und in ihren Videos als Influencerin mehr und mehr kennen. Eine Frau, die uns erklärt, was das Glück ist und wo wir es finden. Gorniak mag Frauen nicht, die nicht handeln: „Frauen wie Meerjungfrauenbarbies mit beknackten Fischschwänzen und ohne Beine, die gut aussehen aber sich nicht bewegen können ohne Hilfe anderer“. Und trotzdem ist sie sich sicher, Frau Fischer ist das Opfer eines Schlägers.
Wie alle meine Kino- und Fernsehfilme hat Denys Darahan diesen Krimi editiert. Durch die Mittel des Schnitts, der Inszenierung und der musikalischen Komposition erzählen wir den Krimi mit einem Augenzwinkern. Wir stellen die Frage, ob Gorniak mit ihrem Gefühl für Fischer richtig oder falsch liegt, ob sie Recht und Fischer seine Frau umgebracht hat oder ob sie langsam verrückt wird.
Wie in allen meinen Filmen setze ich auch diesmal auf ein starkes Schauspiel der Darstellerinnen und Darsteller. Ich finde, dass eine exzellent gespielte Darstellung die Grundlage ist für das, was ich machen und sagen will. Auch in der Schauspielführung habe ich auf den Instinkt der Schauspielerinnen und Schauspieler gesetzt. Ich habe sie aufgefordert, ihre Rolle mit- und weiterzudenken. Sie hatten die Freiheit, Dinge während des Spielens spontan, aus dem Bauch heraus auszuprobieren. Es gab kein Richtig oder Falsch. Nur den Mut, im Moment des Spiels Ideen zu finden und die Freiheit, damit sogar die Szene ein klein wenig zu verändern.
Natürlich zeige ich ganz selbstverständlich Frauen in hohen Positionen, die untereinander gut zusammenarbeiten. Es sind Frauen, die ihre Fähigkeiten einsetzen, diesen Fall zu lösen, pragmatisch und klar nach vorn denken. In diesem Fall machen Gorniak und Winkler die Ermittlungsarbeit. Schnabel ist ihr Chef. Er ist aber nicht derjenige, der den Fall suggestiv löst. Die zwei Frauen tun es auf ihre ganz unterschiedliche Art. Am Ende sind es schließlich alle zusammen, die zur Lösung beitragen.«
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