Harald Krassnitzer im Interview

Moritz Eisner (Harald Krassnitzer)
Moritz Eisner  | Bild: ARD Degeto/ORF/Prisma Film / Petro Domenigg.

"Die Amme" ist für Sie ein Jubiläums- "Tatort" – der 50. Fall für Moritz Eisner. Kein anderer Wiener Ermittler war so lange im Einsatz. Wie haben sich der "Tatort" und Ihre Figur verändert und was wird Ihnen unvergesslich bleiben?

Als wir angefangen haben, wurde noch auf Film gedreht, wobei es hin und wieder mal Materialschäden gab. Mittlerweile sind wir in der digitalen Welt angekommen, schneller geworden. Natürlich hat sich die Rolle ebenfalls verändert. Was begonnen hat mit Sturm und Drang sowie einer gewissen Ruppigkeit hat sich zu einer Gesetztheit mit einer etwas ruhigeren und klareren Art entwickelt. Vor allem seit der Konstellation mit Adele ist es hier zu einer Verdichtung gekommen. Und es hat uns zwischendurch auch in die Höhen des Grimme Preises gebracht, der mich natürlich stolz macht. Unvergessen ist für mich mein Knie-Unfall kurz vor Start der Dreharbeiten in Tirol zu "Glaube, Liebe, Tod", wo die Patellasehne gerissen ist und die Kniescheibe sich plötzlich im Oberschenkel befand. So laufe ich dann im Film mit einer Spezialschiene und Krücken rum.

Es ist ein sehr berührender Fall mit ganz besonderen Umständen, der bei Bibi Fellner einen Alptraum auslöst …

Er führt uns auf mehreren Ebenen in emotionale Abgründe. Bibi kommt so an einen Punkt, an dem sie merkt, dass ihr die Auseinandersetzungen zu viel werden und sie unter Schlaflosigkeit leidet. Weil ihr permanent durch den Kopf geht, dass wir immer eine Spur zu spät kommen. Und dass man unter so einem extremen Druck steht, wenn gleichzeitig ein Kind geschützt, befreit oder gefunden werden muss. Was für Polizisten immer eine besonders große Belastung ist. Moritz kümmert sich, sorgt sich und versucht Wege zu finden, wie er ihr helfen kann.

Kennen Sie das Problem Schlaflosigkeit und haben Sie dagegen ein Rezept?

Es gab immer wieder Situationen, wo die Arbeit so dicht wurde, oder einem mal alles über den Kopf wächst und in der Nacht die Sorgen über die Bettkante laufen. Das probateste Mittel, das ich gefunden habe, ist rauszugehen in die Natur. Wandern gehen, spazieren, nachdenken – es ist eine Mischung.

Warum finden die Besprechungen mit Ihrem Chef Ernst Rauter alias Hubert Kramar oft unter freiem Himmel auf dem Dach des Bundeskriminalamtes statt?

Damit er rauchen kann, weil das im Gebäude verboten ist. Aber der Hubert raucht ja seit längerer Zeit nicht mehr, was er da in der Hand hält ist eine Kräuter-Zigarette. Die uns immer fürchterlich nervt, weil sie stinkt wie Sau. Er pafft auch eher. Das Qualmen gehört halt zu seiner Rolle.

Sie leben als Österreicher in Deutschland und pendeln oft zwischen Ihrem Wohnort Wuppertal und Wien. Das ist jetzt sicherlich sehr erschwert …

Ich habe diese Reisen seit einigen Monaten eingestellt, ich müsste ja danach in Quarantäne gehen. Was ich ganz besonders bedauere ist mit Blick auf meine Mutter, die letztes Jahr 90 wurde, dass ich ihr nicht mal am Geburtstag persönlich gratulieren konnte. Weil ich mitten in den Dreharbeiten steckte und auf gar keinen Fall Gefahr laufen wollte, dass ich sie womöglich an diesem Ehrentag anstecke. Und am Schlusstag, als das Damoklesschwert der Corona-Gefahr weg war, habe ich gemerkt, wie fertig ich war.

Hat der Corona-Lockdown mit den erschwerten Arbeitsmöglichkeiten sowie dem Kappen vieler sozialer Kontakte Ihren Alltag gravierend verändert?

Ja, natürlich. Neben der Familie sind soziale Kontakte einfach ausgeschlossen. Ich merke, dass mir die Gespräche und Begegnungen fehlen, man ist eingesperrt in seinem Biotop. Es fehlt mir auch die Leichtigkeit, Menschen zu begegnen. Ich merke, dass ich anfange misstrauisch zu werden, wenn ich in einen Laden gehe, und nach allen Seiten beobachte, ob die Abstände eingehalten werden. Und ob ich jetzt was sagen oder ausweichen soll. Man hat schon den zwei Meter Abstand-Blick im Kopf.

Werden Sie sich so bald wie möglich gegen Corona impfen lassen?

Da habe ich keine Sekunde lang Bedenken. Ich habe mich umfangreich informiert und halte dieses Verfahren für revolutionär. Es ist ein großer Sprung im medizinischen Bereich. Gottseidank ist es zum richtigen Zeitpunkt gelungen, dieses Meisterstück umzusetzen. Ich weiß noch nicht genau, wo ich geimpft werde. Wahrscheinlich bin ich im Juni, im Juli oder August dran. Und dann entweder in Deutschland oder in Österreich …

Haben Sie Verständnis für Vorbehalte gegen die Impfung?

Es gibt ein paar Gruppen, wo ich ein gewisses Verständnis habe. Ich glaube, in diesen Gruppen ist es eine Frage der Aufklärung und Information, dann würde sich bei vielen die Sichtweise ändern. Wenn es um Kranken- oder Pflegepersonal geht, kann ich das nicht nachvollziehen. Durch die Impfung werden alle in den Alten- und Pflegeheimen geschützt. Die Impfstoffe sind die einzige Möglichkeit, die wir derzeit haben. Ich vertraue hier voll und ganz auf die Wissenschaft.

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