Drei Fragen an Christian von Castelberg
Regisseur
Der vierte Berliner "Tatort: Dunkelfeld" ist das Finale einer über drei Filme horizontal erzählten Geschichte um den Tod von Kommissar Karows früherem Partner. Viele fanden diese Erzählweise hochspannend, andere hatten Schwierigkeiten, den Anschluss zu finden. Wie beurteilen Sie diese Form der Erzählung für einen "Tatort"?
Ich hatte zuvor u.a. vier Folgen des Rostocker "Polizeiruf 110" gedreht. Dort wird die horizontale Erzählweise um die Vorgeschichten der Hauptfiguren schon von Anfang an erfolgreich praktiziert. Es erlaubt eine feinere und authentischere Zeichnung der Figuren, man kann sich mit Ihnen besser identifizieren. Anfänglich glaubte ich nicht, dass man in einem Format, dass nicht in einer kürzeren Regelmäßigkeit gesendet wird, auf die Erinnerung der Zuschauer zählen kann. Der "Polizeiruf" bewies das Gegenteil. Hier beim Berliner "Tatort" wurde diese Form erstmal nur für diese ersten vier Folgen ausprobiert – aber hier geht es nicht nur um das Privatleben der Ermittler, sondern vor allem um einen "Fall im Fall". Ich denke, gewisse Erzählstränge der Horizontalen hätte man vielleicht noch konsequenter bedienen können. Ich finde aber die Idee des horizontalen Erzählens, also die Geschichten der durchgehenden Figuren weiterzuspinnen, auf jeden Fall interessant!
Was war für Sie als Regisseur bei "Dunkelfeld" besonders herausfordernd?
Da in dieser vierten Folge "Dunkelfeld" die Horizontale abgeschlossen wurde, war es spannend, einen Stil zu finden, der wie die anderen drei mit eigener Handschrift heraussticht, aber die Hauptfiguren in ihren Charakteren weiterführt. Mein zentrales Augenmerk liegt immer bei den Figuren, nicht hauptsächlich bei dem, was sie erzählen, sondern vielmehr, was zwischen den Zeilen liegt. Ich suche die Möglichkeit, ihre dramaturgische Funktion aufzubrechen. Unabhängig, ob sie Täter oder Opfer sind, möchte ich ihr inneres Drama zeigen, sie authentisch und emotional berührend werden lassen.
Welches visuelle Konzept hatte dieser "Tatort"?
Björn Knechtel (Kamera) und ich hatten uns u. a. auf eine sehr bewegliche Kamera verständigt, die den Darstellern folgt, ihnen auch spontanen Freiraum ermöglicht und damit Authentizität zulässt. Wir haben meistens mit zwei Kameras gleichzeitig gedreht, auch das erlaubt den Darstellern mehr Freiheit und im Schnitt ein größeres Spielfeld, die Emotionen einzufangen. Den Drehorten soll man Berlin anmerken, nicht das touristische, eher das alltägliche Berlin.
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