Stadtentwicklungsprojekt "Stuttgart 21"
"Stuttgart 21" – ein Verkehrs- und Stadtentwicklungsprojekt
In verkehrspolitischer Hinsicht soll Stuttgart 21 zusammen mit dem Schwesterprojekt Neubaustrecke Wendlingen – Ulm für den Ausbau des öffentlichen Schienenverkehrs in Baden-Württemberg sorgen und Stadt und Region an das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz anbinden (Bahnprojekt Stuttgart – Ulm). Dazu werden der Stuttgarter Hauptbahnhof und die gesamte Gleisführung (außer S-Bahn-Gleisen) unter die Erde verlegt und gleichzeitig um 90° gedreht, so dass eine durchgehende Streckenführung möglich wird. Aus dem oberirdischen Kopf- wird damit ein unterirdischer Tiefbahnhof.
Für dieses Projekt haben sich die Deutsche Bahn, der Bund, das Land Baden-Württemberg, der Verband Region Stuttgart und die Stadt Stuttgart zusammengeschlossen und Finanzierungsvereinbarungen getroffen.
"Stuttgart 21" – das Stadtentwicklungsprojekt
Gleichzeitig ist Stuttgart 21 auch ein städtebauliches Projekt. Auf den durch die Tieferlegung von Gleisen und Bahnhof freiwerdenden Flächen sollen innerhalb von zwei Jahrzehnten neue Stadtviertel entstehen. Ca. 100 Hektar innerstädtische Fläche werden neu geordnet, wobei 20 Hektar für Parkanlagen vorgesehen sind, u. a. als Ausgleich für die durch den Bahnhof wegfallenden Flächen des Mittleren Schlossgartens.
Die Stadt Stuttgart erwarb 2001 Flächen von der Deutschen Bahn, die auf der Grundlage des Rahmenplans Stuttgart 21 aus dem Jahr 1997 entwickelt und bebaut werden. Die Erträge aus der Vermarktung dieser Flächen sollen die Wirtschaftlichkeit des Projekts sichern. Sukzessive, weil abhängig vom Freiwerden der Flächen, sollen das Europaviertel und das Rosensteinviertel entstehen bzw. ausgebaut werden. Bereits zurückgebaut ist das sogenannte Teilgebiet A1, das durch die Deutsche Bahn vermarktet wurde. Dort wurde als städtisches Initialgebäude die neue Stadtbibliothek errichtet, die 2011 eingeweiht wurde und die im "Tatort: Der Inder" erkennbar ist.
Proteste gegen Leistungsfähigkeit und Kostenexplosion
Die Proteste gegen Stuttgart 21 entzündeten sich unter anderem an der Leistungsfähigkeit es Bahnhofs (der statt bisher 17 nur noch 8 Gleise haben wird) und der Anbindung an den Flughafen (Mischnutzung der Gleise für Fernverkehr und S-Bahn), den Auswirkungen auf die Umwelt (z. B. im Hinblick auf das Wassermanagement, die Stuttgarter Mineralwasservorkommen, die erhoffte Entlastung der Straßen durch die Schiene etc.), der Sicherheit (u. a. Brandschutz und Schutz oberirdischer Gebäude) sowie den Kosten.
Das Finanzierungsvolumen für Stuttgart 21 als Bahnprojekt entwickelte sich von 2,8 Milliarden Euro zum Zeitpunkt der Baugenehmigung für den Tiefbahnhof (2005) über 4,1 Milliarden Euro im Jahr 2009 bis mindestens 6,5 Milliarden Stand Ende 2012. Von den Gegnern des Projekts werden die Berechnungsgrundlagen genauso bezweifelt wie der Gesamtrahmen der Kosten.
Auch im Hinblick auf das Stadtentwicklungsprojekt entzünden sich Proteste an Kostenfragen, die zum Beispiel die von der Stadt Stuttgart gezahlten Kaufpreise für das Gelände betreffen, die Rolle von Investoren bei der Erschließung und Bebauung des Geländes. Die größte Befürchtung der Gegner ist, dass die Flächen durch Korruption und Manipulation vor allem Großinvestoren zur Verfügung gestellt werden, die dort seelenlose Gebäude mit Maximalgewinn erstellen werden.
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