»Für die Rolle des Kai Korthals habe ich 2011 bei der Casting-Direktorin Suse Marquardt vorgesprochen. Damals ahnte ich natürlich noch nicht im Ansatz, was diese Rolle für Auswirkungen haben sollte. Bis heute ist es so, dass mich Fernsehzuschauerinnen und -zuschauer vor allem mit dieser Rolle in Verbindung bringen oder sie können mein Gesicht nicht zuordnen und sagen dann etwas wie: „Wir kennen uns doch irgendwoher.“ Das hängt natürlich zum einen mit der enormen Einschaltquote zusammen, die ein „Tatort“ erzielt, zum anderen aber mit der Tatsache, dass der Regisseur Christian Alvart und der Autor Sascha Arango mit dem „Stillen Gast“ einen Nerv getroffen haben: Die Urangst, es könnte sich jemand Unbekanntes in das eigene Zuhause geschlichen haben, ins Extrem getrieben durch Kai Korthals‘ Fetisch, sich mit fremden Zahnbürsten die Zähne zu putzen.
Schon alleine, dass die Menschen sich an den Namen eines „Tatort“-Antipoden erinnern, finde ich beachtlich. Dass es ein Sequel mit einem dritten Teil gab, ist bei der Flut an Krimis wirklich erstaunlich, hat mir aber auch gezeigt, wie schwer es ist, eine Rolle über mehrere Folgen zu behaupten, vor allem, wenn die Regisseur*innen wechseln. Letztendlich habe ich das Gefühl, dass alle drei Teile nahezu eigenständig sind und gar nicht unbedingt aufeinander aufbauen. Das gilt natürlich auch für Axel Milberg als Klaus Borowski, der die Rolle bei wechselnden Autorinnen und Autoren sowie wechselnden Regisseur*innen immer wieder neu zur Disposition stellen, aber auch als Konstante verteidigen muss.
Mir wurde auf der Schauspielschule attestiert, dass ich nie „Bösewichter“ spielen werde, weil ich eine viel zu sympathische Ausstrahlung hätte. Obwohl das doch die interessanteren Rollen sind. Schauspielende wollen doch lieber den Joker spielen als Batman, Franz statt Karl Moor, Mephisto als Faust und den Baddy lieber als James Bond. Wobei sich natürlich die Frage stellt, was ist das eigentlich, ein Bösewicht? Dass diese auch von Kai Korthals gestellt wird und er damit fast eine Metaebene einnimmt, hat für mich einen besonderen Reiz ausgemacht. „Ich bin kein schlechter Mensch“, wiederholt er fast mantraartig. Oder wie es bei Hamlet heißt: „For there is nothing either good or bad, but thinking makes it so.”‘«
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