Drei Fragen an Daniel Donskoy

Andreas Koch (Daniel Donskoy) und Kommissarin Karin Gorniak (Karin Hanczewski) beginnen ihre Liebesbeziehung.
Andreas Koch und Kommissarin Karin Gorniak beginnen ihre Liebesbeziehung. | Bild: MDR

In "Wer jetzt allein ist" spielen Sie das erste Mal in einem Tatort mit. Was ist für Sie das Besondere an diesem Format? Wie haben Sie die Dreharbeiten empfunden?

Daniel Donskoy: Es gibt Dinge, die stehen bei jedem jungen Schauspieler auf der Bucket List. Der Tatort stand bei mir ganz oben. Bei dem Traditionsformat mitspielen zu dürfen und das gleich in meinem ersten Jahr auf dem deutschen Markt, ist ein Traum. Als ich das Drehbuch zum ersten Mal las, imponierte mir die Geschichte von Erol Yesilkaya sehr. Sexy, verrucht, anspruchsvoll und wirklich spannend. Nachdem wir dann auch noch die Chance hatten, mit unserer fantasti- schen Regisseurin Theresa von Eltz so tief in die Welt der Charaktere einzusteigen, waren die Dreharbeiten für mich ein wahres Fest. Vor allem nach einem längeren seriellen Dreh war die Arbeitsweise von Theresa von Eltz und dem Kameramann Juan Sarmiento G. wie Balsam für die Schauspieler-Seele. Ich kann mich noch genau an einen der ersten Drehtage erinnern, an dem wir nur eine einzige Szene gedreht haben. Immer und immer wieder, um alles in einer Einstellung einzufangen. Theresa hat uns ausspielen lassen. Der Cast konnte sich im Spiel näherkommen. Was bei dem intimen Szenario von "Wer jetzt allein ist" sehr wichtig, wenn nicht sogar essenziell war.

Was hat Sie besonders an Ihrer Rolle gereizt? Was macht den Charakter von Andreas Koch so interessant?

Daniel Donskoy: Es ist am reizvollsten, wenn man Charaktere spielen kann, die so weit wie möglich von einem selbst entfernt sind. Bei einem Menschen mit soziopathischem Narzissmus wie Andreas Koch war es eine Riesen-Herausforderung zu verstehen, wie er tickt, was ihn zu dem Menschen gemacht hat, der er ist, wie er auf die ihm entgegengebrachten Emotionen reagiert. Um Andreas Koch zu spielen, musste ich mich emotional sowie auch körperlich vollkommen entblößen – das war nicht immer einfach. Wenn man sich selbst zu dem Charakter werden lässt, kann so manch eine Reaktion, die man im Impuls entwickelt, einen sogar selbst komplett überraschen. Schauspielerisch war diese Rolle bisher die größte Herausforderung und ich bin enorm dankbar für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde. Vor allem von Theresa von Eltz.

Immer mehr Menschen knüpfen über das Internet Kontakte, nutzen soziale Netzwerke und melden sich auf Dating-Portalen an. Wie schätzen Sie diesen Trend ein?

Daniel Donskoy: Ich glaube, es wird Menschen immer schwerer fallen, sich verbal miteinander auseinanderzusetzen, wenn es so weitergeht. Hinter einem Online-Avatar kann man sich verstecken. Für manche Menschen birgt das im positiven Sinne sicher auch die Möglichkeit, über- haupt eine Stimme zu haben. Aber es gibt auch das reale Risiko, dass Menschen verlernen, wie man offen und ehrlich miteinander spricht. Die Algorithmen der Dating-Websites entscheiden ja für dich, wer passt und wer nicht. Bei den neuesten Apps wird grundlegend erstmal nur nach dem Äußeren bewertet. Ich bin da aber auch ein bisschen "Oldschool". Nichts geht über eine echte Begegnung, einen echten Flirt – einen, auf den man nicht vorbereitet ist. Einen, von dem man vielleicht auch gar nicht weiß, dass es einer war. Ich nutze die sozialen Netzwerke sehr intensiv. Vor allem Instagram. Natürlich hat die Welt, die dort in retuschierten Bildern dargestellt wird, oft nicht viel mit der Realität zu tun. Ich bin mir aber vollkommen bewusst, dass es Diskrepanzen zwischen meiner Privatperson und der Online-Person gibt.

Meine Befürchtung aber ist, dass Kinder und Jugendliche diese Grenze zum Teil nicht spüren. Sie kennen es nicht anders, als Bewertungen von außen zu bekommen, und engen sich dadurch komplett ein, weil sie sich nur noch darüber profilieren. Ihre Idole sind aber auch nur die Sozialen-Netzwerk-Klone der Menschen, die dahinterstecken – etwas, das man online nicht einsehen oder bewerten kann, existiert also einfach nicht. Dies ist ein gefährlicher Trend. Vor allem einer, dem die Politik so weit hinterherhinkt, dass poli- tische Meldungen zum Datenschutz und Gesetzesentwürfe zur Bekämpfung von Fake News und Onlinepropaganda klingen wie Nachrichten aus dem 20. Jahrhundert: verstaubt und analog. Tja, irgendwann regieren halt Google und Facebook die Welt.

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