Interview mit Florian Baxmeyer
Er führte Regie beim Bremer "Tatort: Die Wiederkehr"
Herr Baxmeyer, Sie haben beim Radio-Bremen-"Tatort: Die Wiederkehr" Regie geführt. Es ist ein Familiendrama: Zehn Jahre nach dem Verschwin- den eines siebenjährigen Mädchens taucht eine junge Frau auf und behauptet, die vermisste Person zu sein. Worin lag für Sie der größte Reiz an dieser Geschichte?
In diesem "Tatort" dreht sich zunächst alles um die Frage: Ist Fiona wirklich die echte Fiona oder gibt sie das nur vor? Wenn sie die echte Fiona ist, bedeutet das für Kommissarin Lürsen und ihren Partner Stede- freund, dass sie vor zehn Jahren in die falsche Richtung ermittelt haben. Mit dem Ergebnis, dass der beschuldigte Vater sich erhängt hat und ein Kind zehn Jahre in der Hand von vermeintlichen Kinderschändern war. Wer Inga Lürsen kennt, weiß: Den Schuh zieht sie sich an, auch wenn ihr aus fachlicher und juristischer Sicht nichts vorzuwerfen ist. Mein Ziel war es, diese Geschichte so zu erzählen, dass man als Zuschauer seine Meinung im Laufe des Films ändert, sich nie ganz sicher ist und im bes- ten Fall selbst unterschiedliche Antworten findet auf die Frage: Was ist in dieser Familie Schreckliches passiert?
Worin lag für Sie die größte Herausforderung?
Die größte Herausforderung beim Erzählen der Geschichte lag für mich darin, eine Spannung zu erzeugen, die sich nicht aus einer klassischen Krimidramaturgie ergibt, sondern aus der subtilen, tragischen Verbindung der Figuren miteinander. Es war mein Ziel, das Drama der Familie Althoff spürbar zu machen, ohne es konkret erzählen zu können.
Der Film besticht durch die starke Emotionalität der Figuren und eine aus- drucksstarke Bildsprache. Wie schafft man es da als Regisseur, bis zuletzt die Spannung aufrecht zu erhalten?
Mein Kameramann Peter Krause und ich haben uns für eine erzählende Kamera entschieden, da ich glaube, dass diese sehr komplexe Geschichte einen Erzähler braucht. Wir wollten dabei aber nie manipulativ oder wertend fotografieren, sondern mit einem warmen, mitfühlenden Blick auf die Figuren schauen. Daneben lag natürlich auch ein Schwerpunkt auf der Abgründigkeit und dem Horror dieser Geschichte.
Diesmal ist eine starke Verbindung zwischen Inga Lürsen und Stedefreund zu spüren, obwohl sie gar nicht viel miteinander sprechen. War das bereits im Drehbuch so angelegt oder ist es Ihrer Regie zu verdanken?
Das ist vor allem Sabine Postel und Oliver Mommsen zu verdanken, die hervorragend miteinander harmonieren und auch zwischen den Zeilen viel entstehen lassen. Die Geschichte ist ja nicht nur ein Familiendrama, sondern auch ein Polizeidrama.
"Die Wiederkehr" ist der neunte Tatort, den Sie für Radio Bremen inszenie- ren. Worin liegt für Sie grundsätzlich der größte Reiz, den Bremer Tatort zu inszenieren?
Durch die bisherige erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Redakteurin Annette Strelow und der Bremedia ist ein großes gegenseitiges Vertrau- ensverhältnis entstanden. Das erlaubt mir ein sehr freies kreatives Ar- beiten mit einem tollen Bremer Team.
Kommentare